Anlagenbau & Prozesstechnik

Hotspot für komplexe Hightech-Lösungen: Compamed wächst im Schatten der Medica weiter

28.01.2016 -

Die Compamed, die international führende Fachmesse für die Zulieferer der Medizintechnik, fand erstmals komplett parallel zur weltgrößten Medica statt. 779 Aussteller aus 37 Ländern sorgten schon vor dem Start in den Hallen 8a und 8b für
einen neuen Buchungsrekord.


„Wurden früher vorrangig einfache Komponenten, Bauteile und Ausrüstungen für technische Geräte und Medizinprodukte präsentiert, ist die Compamed heute Hotspot für komplexe Hightech-Lösungen. Das erfordert auch mehr Zeit für den intensiven Austausch mit den Kunden aus der Medizintechnik-Industrie“, erklärt Joachim Schäfer, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, warum die Compamed-Aussteller von der Ausdehnung der Laufzeit um einen Tag profitieren. Dazu kommt, dass der Zuspruch der internationalen Fachbesucher unverändert hoch bleibt: Von den insgesamt 130.000 Fachbesuchern von Medica und Compamed zeigten in diesem Jahr 18.800 besonderes Interesse für das Themenspektrum bei der Compamed, das sich von Komponenten über Materialien, Mikro- und Nanotechnologie bis zur Auftragsfertigung, Verpackungen und Dienstleistungen erstreckt.
Wieder einmal zeigte sich dabei: Die Entwicklungen der Zulieferer können für eine bessere ambulante und klinische Versorgung von enormer Tragweite sein. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushy­giene (DGKH) infizieren sich in Kliniken hierzulande rund eine Million Menschen pro Jahr mit Keimen.
Vor diesem Hintergrund präsentierte die Bio Clean Care bei der Compamed 2015 neue Lösungen zur Keimbekämpfung. Das Unternehmen schafft es durch den Einsatz von mikroverkapseltem Wasserstoffperoxid in Konzentrationen unter drei Prozent, Raumluft und Oberflächen dauerhaft zu desinfizieren. „Die Entwicklung hat 20 Jahre in Anspruch genommen, nun konnten wir auf der Compamed eine Weltneuheit präsentieren“, freut sich Klaus Klein, bei Bio Clean Care für Technik und Entwicklung zuständig.
Mobile Einheiten in der Größe von Luftentfeuchtern genügen für Räume von bis zu 80 m2. Funktionstests, die durch die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen durchgeführt wurden, belegen die hohe Wirksamkeit: Nach drei Tagen ist eine Entkeimung von über 95 %, nach 28 Tagen von über 99,9 % erreicht. Die notwendige Menge des Wasserstoffperoxids liegt dabei um den Faktor zehn bis 100 unter den zulässigen Grenzwerten. Die Kosten für das Verfahren, das alle internationalen Standards erfüllt, betragen bei bis zu 500 m2 Flächen 800 Euro pro Jahr, die notwendigen Investitionen 4.000 Euro. „Nach dem gleichen Wirkprinzip haben wir auch ein Gerät zur Handdesinfektion entwickelt, das trockene Hände über die Luft innerhalb von 30 Sekunden sicher entkeimt“, erklärt Oliver Mücke, Vertriebsleiter der Bio Clean Care.

Erstmals autoklavierbare Massenflusssensoren
Eine besondere Neuheit hatte Sensirion bei der Compamed 2015 zu bieten. Einer der weltweit führenden Hersteller von hochwertigen Sensoren und Sensorlösungen zur Messung und Steuerung von Feuchte, Gas- und Flüssigkeitsdurchflüssen präsentierte erstmals autoklavierbare Massenflussmesser für Gase. Die Sensoren „SFM3200-AW“ bzw. „SFM3300-AW“ eignen sich besonders für respiratorische Flussmessungen in medizinischen Anwendungen wie der Beatmung oder Anästhesie. “Wir haben es dank hoher Detailarbeit geschafft, die Chips auch unter den Bedingungen des Autoklaven bzw. beim Waschen in Desinfektionslösungen stabil zu halten”, berichtet Dr. Andres Laib, Vice President Sales & Marketing. Wie alle Sensoren von Sensirion basieren auch die neuen Bauteile auf der patentierten „CMOSens“-Technologie, welche die Integration von Sensor und Auswerteelek­tronik auf einem einzigen winzigen CMOS-Siliziumchip ermöglicht. Die neuen Sensoren werden bereits bei Weinmann Emergency eingesetzt.
Ein Dauerbrenner bei der Compamed sind Beschichtungen. Hier hat Surfix neue Möglichkeiten im Nanobereich entwickelt, die insbesondere für Biosensoren, Mikrofluidik und Lab-on-a-Chip-Systeme zum Einsatz kommen sollen. „Dabei ist es uns gelungen, eine Kombination von verschiedenen funktionalen Beschichtungen auf einem einzigen Bauteil zu realisieren“, erläutert Dr. Anke Schütz-Trilling, Wissenschaftlerin in Forschung und Entwicklung bei Surfix. So sind hydrophobe, hydrophile oder Protein-abstoßende Oberflächen nebeneinander möglich, wobei die betreffenden Bereiche zunächst aktiviert und danach lokal beschichtet werden. Dadurch lässt sich z. B. das Problem der Verstopfung in Mikrokanälen vermeiden, Wasser mit weniger Druck pumpen oder das gezielte Ankoppeln von Enzymen und Proteinen bewerkstelligen.

Robotergestützte Operationen im Innenohr
Ebenfalls ein ganz neues Instrument hat das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) zur Compamed mitgebracht. Der „Roboter-Wurm“ NiLiBoRo soll künftig einen schonenden und schnellen Zugang zum Mittelohr ermöglichen. Der Nicht-Lineare Bohr-Roboter kann auch um die Ecke bohren und so minimalinvasive Operationen bei Innenohrtumoren ausführen. „Der Bohrer ist hydraulisch angetrieben und besteht aus Segmenten mit einer flexiblen Verbindung. Die Lenkung des Kopfes erfolgt über aufpumpbare Kissen an den Seiten“, sagt Jonathan Schächtele, Projektleiter Steuerungssysteme in der Medizintechnik am IPA. Das Projekt läuft erst seit einem Jahr, es gibt aber schon Funktionsprototypen, Komponenten wurden bereits erfolgreich getestet. Funktionsmuster sollen in zwei Jahren vorliegen – eine Anwendung des Roboter-Wurms auch für die Hirnchirurgie ist bereits angedacht.
Lichtquellen auf Basis von LEDs haben längst auch die Medizintechnik erreicht. Schott, Experte für Spezialglas, hat nun sterilisierbare LEDs für extreme Bedingungen unter der Bezeichnung „Solidur“ vorgestellt. Dadurch kann jetzt eine vollständig autoklavierbare Lichtquelle direkt in die Spitze von medizinischen Geräten eingebaut und so Licht ganz nahe an die zu behandelnde Stelle gebracht werden. „Die hermetisch verkapselten LEDs haben in Tests bewiesen, dass sie mehr als 3.500 Autoklavierzyklen unbeschadet überstehen“, berichtet Christoph Stangl, Technical Sales Manager Opto-Electronics bei Schott. Aufgrund des gasdichten Gehäuses aus anorganischen, nicht alternden Materialien wie Metall, Glas und Keramik halten sie hohen Tempertaturen, Chemikalien, Korrosion und Druck stand. Möglich sind kundenspezifische Gehäuse, Kappen und Linsen, zudem können Kunden zwischen drei grundlegenden Typen wählen: der weltweit kleinsten autoklavierbaren LED, der ersten autoklavierbaren ringförmigen LED sowie – unter der Bezeichnung TO LED – einem einfach zu integrierenden, autoklavierbaren Allrounder.

Nachfrage nach steril verpackten ­Einmal-Produkten steigt
Wie immer auf der Compamed nahmen auch in diesem Jahr Verpackungen einen breiten Raum ein. Die Inpac Medizintechnik arbeitet in diesem Feld als Dienstleister und liefert Medizinprodukte in steriler Verpackung. „Wir verfügen über normierte Verfahren, die auf Beta- und Gamma-Strahlung, auf Gas, also Ethylenoxid sowie auf Dampf beruhen, und arbeiten mit zertifizierten Sterilisationsunternehmen zusammen“, sagt Dr. Birgit Fischer, Vertriebsleiterin der Inpac. Die Nachfrage nach steril verpackten Einmal-Produkten steigt ständig. Im Trend liegen neuerdings Verpackungen von Teilen, die z. B. für Operationen gedacht und im 3D-Druck entstanden sind.
Wieder einmal stark im Blickpunkt des Fachbesucherinteresses standen auch die in die Compamed integrierten Fachforen, das Compamed Suppliers Forum von DeviceMed für Entwicklungen entlang der gesamten Prozesskette, sowie das Compamed High-Tech Forum, das wie der IVAM-Produktmarkt organisiert wurde vom IVAM Fachverband für Mikrotechnik. „Die Messe ist für die Aussteller des Produktmarktes sehr gut verlaufen. Einzelne Aussteller konnten direkt nach dem ersten Messetag ein so positives Zwischenfazit ziehen, dass sie sich direkt für eine erneute Beteiligung in 2016 entschieden haben. Beim Compamed High-Tech Forum fand insbesondere der ganztägige Fokus auf `Smart Sensor Solutions´ sehr guten Besucherzuspruch. Auch die `Neurotechnik´-Session, die IVAM in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IZM aus Berlin organisiert hat, wurde sehr gut angenommen“ zieht Mona Okroy-Hellweg vom IVAM eine durchweg positiv Bilanz.

Termin der nächsten Compamed: 14. bis 17. November 2016

Weitere Informationen zur Compamed unter: www.compamed.de

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