Anlagenbau & Prozesstechnik

Neues Krebs- und Wissenschaftszentrum

29.05.2017 -

Mit der Eröffnung eines kürzlich fertiggestellten Forschungsgebäudes bekräftigt Lausanne seinen Anspruch, innovativer Forschungs­standort für die Onkologie zu sein. Im neuen Gebäude werden Immuntherapien gegen verschiedene Krebsarten etabliert. Dabei stellt der Reinraum eine Vorbedingung zur Anwendung der neuartigen Gewebe­stammzell- und Immun­therapieverfahren dar.

Patienten und Mediziner direkt im Spital­bereich zusammenzubringen, die Forschung- und Klinikabteilungen der Onkologie für den Genferseeraum zu vereinen, dafür steht das Konzept eines Schweizer Krebszentrums, SCCL, in Lausanne, in dem die Zentren für experimentale Therapien, (Centre de thérapies expérimentales – CTE) des Universitätsspitals in Lausanne (CHUV), das Ludwig Institute for Cancer Research (LICR) und unter anderem, Forscher der Universität UNIL, der EPFL und der ISREC zusammengefasst sind. Die Stärkung der Synergien in der Forschung und in der Klinik geht nicht nur mit einem gemeinsamen Betrieb von Labors für die Zellproduktion in der Onkologie einher, auch das innovative AGORA-Gebäude auf dem Gelände des städtischen Krankenhauses, dessen Bau durch die ISREC-Stiftung finanziert wurde, wird in das Zentrum einbezogen.
In der Schweiz erkranken im Laufe ihres Lebens vier von zehn Personen an Krebs; jede zweite kann zum jetzigen Zeitpunkt geheilt werden. In den USA [1] ergaben sich die höchsten Fünfjahres-Überlebensarten bei Tumoren der Prostata (99,3 %), der Schilddrüse (98,3 %), beim Melanom (93,2 %) sowie bei Brustkrebs (90,8 %). Am anderen Ende der Skala steht der Bauchspeicheldrüsenkrebs mit 8.5 %.
Dank Fortschritten in der Forschung und der besseren Koordinierung können künftig bessere Heilungsraten erwartet werden. Prof. Lana Kandalaft, Direktorin für experimentelle Therapeutika am CHUV, und ihr Team vom CTE sind am Bau des Zentrums beteiligt. Während Lana Kandalaft dabei die strategischen Entscheidungen trifft, koordiniert die Crew das Tagesgeschäft.

Synergien in der Immun-Onkologie nutzen
Wie sollen die Mediziner aus der Flut der heutigen Standardtherapien den am besten geeigneten Ansatz für ihre Patienten auswählen? Wie vom Kanton Waadt beschlossen, setzt man auf die Kooperation unter den Onkologen und konzentriert die Ressourcen zur Stärkung der Synergien in der Forschung und in der Klinik in Lausanne.

Welche Institutionen gehören zur ­Partnerschaft?
Die Université de Lausanne, UNIL, wurde 1537 als theologische Académie de Lausanne gegründet und erhielt 1890 den Status einer Universität. 1970 zog die Universität aus der Innenstadt auf den Campus in Dorigny in der Nähe zum Genfersee. Unter dem Leiter der Abteilung für Onkologie UNIL-CHUV, Professor George Coukos, wurde das Zentrum für experimentelle Therapeutika am CHUV, CTE, konzipiert, dessen Labors auf einem Niveau arbeiten, das den Standards der pharmazeutischen Industrie für Zelllabors entspricht. Hier werden die neuesten Ansätze für therapeutische Zellprodukte entwickelt und hergestellt. In der Tat wurden in den letzten zehn Jahren große Fortschritte in dem Kampf gegen Krebs erzielt, einschließlich der Entwicklung neuer Ansätze, die den Tumor direkt zum Ziel haben. Das Ludwig Cancer Institut, LICR, ist u. a. in Lausanne tätig im Form des Ludwig Lausanne Branchs bei der UNIL. LICR ist eine internationale Gemeinschaft namhafter Wissenschaftler, die sich der Verhütung und Bekämpfung von Krebs widmen. Der amerikanische Geschäftsmann Daniel K. Ludwig begann 1971 mit der Gründung des Ludwig-Instituts für Krebsforschung. Heute noch bestehen das Ludwig-Institut und die Ludwig-Zentren an sechs US-Institutionen, die sich den Tumor­therapien verschrieben haben, sowie das LICR in Epalinges. Das LICR wurde im Biopôle, einem Wissenschaftspark für Life Sciences, Epalinges angesiedelt.
Bei dem Bau eines neuen Zelllabors mit erstklassigen Reinraum-Bedingungen für die immuntherapeutische Zellproduktion erweist sich die Lage in Epalinges als optimal, da spezialisierte Teams mit Know-how in den Bereichen Immunologie und Impfstoffentwicklung, die bisher über die Stadt verteilt waren, jetzt am gleichen Standort gruppiert sind. Die Behandlungsmethode zielt darauf ab, das Immunsystem einschließlich der T-Zellen, zu „boosten“, um mit ihrer Hilfe Tumoren anzugreifen.

Das Agora Krebszentrum
Das Agora Krebszentrum (A) hat das Ziel, auf dem Areal des Spitals in Lausanne eine besondere interaktive Infrastruktur zu schaffen, in der ab 2018 ca. 300 Forscher und Kliniker arbeiten werden um Grundlagenforschung und klinische Forschung zum Thema Herausforderungen der Krankheit Krebs zu leisten. Mit der Entwicklung eines regionalen Krebsnetzwerks erhofft man sich, den Beweis für die Stärkung der Synergien in der Forschung und in der Klinik zu erbringen, nicht nur mit der Schaffung eines gemeinsamen Labors für Zellproduktion für die Immuntherapie, sondern auch mit dem Bau des Agora-Gebäudes auf dem Gelände des städtischen Krankenhauses. Der Bau wurde mit Mitteln der ISREC Stiftung realisiert. Seit mehr als fünfzig Jahren widmet sich die ISREC Stiftung der Krebsforschung. 1964 wurde sie von Prof. Henri Isliker und Rodolphe Stadler gegründet. Ihr Hauptanliegen war der Aufbau des Schweizerischen Instituts für experimentelle Krebsforschung (ISREC) und der des Agora-Zentrums.

Der Reinraum im Spitalbereich als komplexe Technologie
Erst vor einem Jahrhundert wurden aseptische Bereiche in Krankenhäusern geschaffen, in denen die ersten Maßnahmen realisiert wurden, um im OP-Saal die Ursachen von Infektionen zu bekämpfen. Die Spitalhygiene war geboren. Seit 1960 entspricht das Konzept des Reinraums (s. Abb. B), dem eines hoch entwickelten Systems, um Schwierigkeiten, die im Zusammenhang mit der Kontamination auftreten, zu meistern, sowohl in der Medizin als auch in der Biotechnologie Praxis in der Industrie. Das neue, oben erwähnte Zellproduktions-Labor für die Immuntherapie in Epalinges wartet derzeit auf eine Genehmigung durch Swissmedic. Es wird eines der größten in Europa sein, finanziert mit 18,5 Mio. SFR vom Kanton Waadt. Die ersten Patienten am CHUV werden voraussichtlich Ende 2017 eine Behandlung mit der innovativen Therapie, deren Herzstück die Zellproduktionslabors in Epalinges sind, beginnen können. Von den Zelllabors mit Reinraumstatus erwarten die Benutzer, in der Regel Mediziner und das Laborpersonal, eine technisch zuverlässige und einfache Bedienung für ihre Arbeit.
Design und Umsetzung solcher Reinräume im Spitalbereich erfordern die Steuerung verschiedener interaktiver Technologien. Jede Entwicklungsphase muss sorgfältig geplant und ausgeführt werden, um den Betrieb nicht zu stören und um schließlich die Betriebsbedingungen zu erfüllen.
Die Akteure, die an der Erstellung eines Reinraums im medizinischen Bereich beteiligt sind, müssen sich nicht nur durch ihr eigenes Geschäft auszeichnen, sondern sich auch in der Lage zeigen, die Zusammenarbeit zu berücksichtigen. Ihre Wahl und Ihre Interaktionen machen den Unterschied aus bei den verschiedenen Elementen des SCCL-Systems.
Gerade das Luftmanagement ist einer der komplexesten Aspekte in dem Laborbereich. Der Ingenieur als Spezialist für Lüftungs- und Klimaanlagen erweist sich als Schlüsselperson bei den Projekten. Die Behandlung der Luft hat neben ihrer Rolle für die Dekontamination die Aufgabe sicherzustellen, dass die Temperatur sowie die Feuchtigkeit der Raumumgebung beibehalten wird. Die Parameter, die durch die Mitarbeiter, die Herstellung und Beleuchtungsänderungen beeinflusst werden, müssen streng kontrolliert werden, um die Auflagen auch bei Aktivität zu erfüllen. Da nach den behördlichen Klassifikationsanforderungen gearbeitet wird, müssen die Filteranlagen unter allen Bedingungen unerwünschte Partikel entfernen. Bei der Planung werden alle Auswirkungen der Infrastruktur auf die Qualität des Raumklimas überprüft.
Die besondere Herausforderung besteht darin, Generalisten und Spezialisten zusammenzubringen um den Erfolg zu gewährleisten. Diese Elemente, die hier trivial erscheinen, sichern die Produktion der immunaktiven Zellen und tragen zur Heilung bei.

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