Strategie & Management

Nachhaltigkeit zahlt sich aus

Nachhaltige Produkte wirken als Umsatztreiber in Chemieunternehmen

16.01.2017 -

Eine Analyse des Portfolios verschiedener Unternehmen der chemischen Industrie zeigte, dass nachhaltige Produkte und Produktlösungen ein stärkeres prozentuales Umsatzwachstum aufweisen als konventionelle. Mit einer systematischen Herangehensweise können Unternehmen ihr Portfolio unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit optimieren und damit ihren langfristigen Geschäftserfolg untermauern.

Verschiedene Untersuchungen in den vergangenen Jahren kamen zu dem Schluss, dass es für Unternehmen wirtschaftlich lohnenswert ist, sich nachhaltiger aufzustellen und zu produzieren. Bei diesen Studien wurde meist die gesamte Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens bewertet und mit ökonomischen Kennzahlen verglichen. Die Frage, ob auch besonders nachhaltige Produkte einen direkten Einfluss auf das Unternehmensergebnis haben, wurde bisher nicht detailliert betrachtet.

Umsatz nachhaltiger Produkte wächst stärker

Eine BASF-interne Untersuchung, in Zusammenarbeit mit den Hochschulen Worms und Ludwigshafen, nahm die fünfzig international größten Chemieunternehmen und deren Produktportfolio unter dem Aspekt Nachhaltigkeit unter die Lupe. Dreizehn Unternehmen segmentieren ihr Portfolio seit mindestens zwei Jahren nach Nachhaltigkeitskriterien und berichten über den Umsatzanteil ihrer besonders nachhaltigen Produkte. Die verbleibenden haben entweder keine nachhaltigkeitsspezifische Portfoliosegmentierung oder berichten nicht darüber. Das Ergebnis: Bei den 13 Unternehmen zeigte sich ein höheres durchschnittliches Umsatzwachstum pro Jahr bei Produkten, die einen erheblichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, im Vergleich zu deren Gesamtumsatzwachstum. Es wurde klar festgestellt, dass nachhaltigere Produkte überproportional zum Wachstum des Umsatzes beitragen. Einige Unternehmen berichten zusätzlich über eine „höhere Profitabilität“ der besonders nachhaltigen Produkte, jedoch wurden dazu keine detaillierteren Angaben gemacht.

Für diese Berechnungen konnten Daten von Unternehmen aus Asien, Europa und USA mit Umsätzen von jeweils mehr als 10 Mrd. USD ausgewertet werden. Alle Unternehmen verfügen über umfangreiche Produktportfolios mit Anwendungen in unterschiedlichen Kundenbranchen.

Aktuell nutzen die Unternehmen unterschiedliche Bewertungsmethoden für die jeweilige Portfoliosegmentierung. Grund dafür ist, dass es bislang noch keine einheitliche Vorgehensweise zur Bestimmung des nachhaltigen Anteils eines Produktportfolios gibt. Jedoch arbeitet der World Business Council for Sustainable Development derzeit an einer Vorlage, die empfehlenden Charakter haben wird. Die heute zugrundeliegenden unterschiedlichen Bewertungsmethoden erlauben es deshalb nicht, die Unternehmen direkt miteinander zu vergleichen. Dennoch kann aus den Daten zusammenfassend festgehalten werden: Unabhängig von der Entwicklung des Gesamtumsatzes weisen Produkte, die zur Nachhaltigkeit beitragen, bei allen Unternehmen ein besseres Umsatzwachstum auf als das übrige Portfolio. Nachhaltige Produkte generieren offensichtlich nicht nur zusätzlichen Umsatz, sondern minimieren auch Geschäftsrisiken aus schwankenden Umsätzen.

Um die Treiber für das höhere Wachstum der Produkte, die einen erheblichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, herauszufinden, wurden die Nachhaltigkeitsberichte der Hauptkundenindustrien detailliert analysiert. Dabei konnten vor allem drei wesentliche Treiber festgestellt werden:

  • durch Nachhaltigkeitsthemen induzierte Gesetze und Regelungen etwa zur Luftreinhaltung oder Energieeinsparung,
  • die mit einer ressourceneffizienten Produktion einhergehende Kostenersparnis und
  • die Möglichkeit, sich gegenüber Wettbewerbern mit relevanten Nachhaltigkeitsthemen zu differenzieren.

BASF analysiert Nachhaltigkeitsbeitrag aller ihrer Produkte

„Es ist wichtig, die Weichen für eine systematische Portfolioentwicklung in Richtung Nachhaltigkeit zu stellen“, erläutert Dr. Dirk Voeste, Vice President Sustainability Strategy von BASF. Das Unternehmen wurde ebenfalls in die Analyse aufgenommen. Mit einer eigenen Methodik – dem Sustainable Solution Steering – steuert der Chemiekonzern bereits seit mehreren Jahren sein Produktportfolio, um seinen Kunden eine optimale Lösung für Nachhaltigkeitsherausforderungen anzubieten. Jede Produktlösung wird entsprechend ihres Nachhaltigkeitsbeitrags einer von vier Kategorien zugeordnet: Accelerator, Performer, Transitioner, Challenged.

In den vergangenen fünf Jahren analysierte das Unternehmen jährlich sein gesamtes Portfolio (ca. 60.000 Produktanwendungen) weltweit und konnte von 2013 bis 2015 den Anteil seiner Accelerator-Lösungen von 21,6 % auf 26,6 % überproportional steigern. Die detaillierten und strukturierten Informationen werden neben der Portfoliosteuerung auch zur Beratung von Kunden eingesetzt, um deren Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen.

Unter anderem werden bei der Bewertung, ob eine Produktlösung einen erheblichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet auch Life Cycle Assessment (LCA) Programme von Thinkstep eingesetzt. Das auf Nachhaltigkeit spezialisierte Software- und Beratungsunternehmen kooperiert seit vielen Jahren mit BASF und nahm 2015 die Portfolio-Segmentierungs-Methodik in Lizenz. Auf Basis der eigenen Expertise hat Thinkstep die Methode weiterentwickelt und so neben der Chemiebranche auch für andere Unternehmen der Konsumgüter-, Pharma- und Gesundheitsbranche zugänglich gemacht.

Analyse über die gesamte Wertschöpfungskette

„Wichtig für das Messen von Nachhaltigkeit ist ein pragmatischer und vor allem skalierbarer Ansatz“, betont Martin Blumberg, Vice President Sustainability Strategy von Thinkstep. „Nur so kann man die enorme Vielzahl von Produktanwendungen analysieren und Produktstrategien sinnvoll ableiten.“ Bei der Methodik werden im ersten Schritt der Bedarf und die Trends in Sachen Nachhaltigkeit in der kompletten Wertschöpfungskette eines Unternehmens systematisch analysiert. Der zweite Schritt fokussiert auf das Evaluieren und Kategorisieren der Nachhaltigkeitsleistung der konkreten Produktanwendungen in ihren jeweiligen Märkten. Auf dieser Grundlage entstehen schließlich Strategien und präzise Maßnahmenpläne, bspw. für die Produktentwicklung oder Vermarktung.

Die im ersten Schritt gewonnene, systematische Übersicht über konkrete Entwicklungen in den Anwendermärkten zeigt meist schon große Potenziale für nachhaltige Produkte auf. Das können z. B. gesetzliche Vorgaben zur Verwendung von Substanzen mit Gefährdungspotenzial sein oder auch CO2-Emissionen in der Automobilindustrie. Untersucht werden auch Initiativen relevanter Nicht-Regierungsorganisationen, da diese oftmals auf die Substitution von einzelnen Produktbestandteilen drängen. Dazu kommt eine präzise Marktanalyse in puncto Differenzierungspotential durch Nachhaltigkeit.

Im nächsten Schritt der Methodik wird die Analyse eng mit der Geschäftsstrategie verknüpft. Alle Produktanwendungen werden entsprechend ihres Nachhaltigkeitsbeitrags klassifiziert. Der entscheidende Punkt ist hier die monetäre Bewertung. Sie ermöglicht es, die Weichen im Sinne der übergeordneten Geschäftsstrategie zu stellen und bildet die Basis sowohl für konkrete Maßnahmen sowie ein kontinuierliches Monitoring der Ergebnisse.

Der große Vorteil dieser Vorgehensweise ist, den Überblick auch über ausgesprochen große Portfolios zu behalten und diese aktiv in Richtung Nachhaltigkeit steuern zu können. Im Kern zielt sie darauf ab, die Geschäftsstrategie systematisch mit den sich ändernden Zukunftsanforderungen der Gesellschaft zu verknüpfen und so die ökonomische Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zu stärken.

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