News

Überraschungen und Herausforderungen

Euro Engineering managt Anlagenbauprojekte im In- und Ausland

13.04.2010 -

Der Fachbereich Chemieanlagenbau der Euro Engineering AG hat sich innerhalb des traditionellen, mitteldeutschen Chemiedreiecks entwickelt. Seit 2005 bearbeitet der überregionale Fachbereich mit mehr als 200 Mitarbeitern weltweit Projekte in den Bereichen Chemieanlagenbau, Kraftwerkstechnik, Raffinerietechnik und Neue Energien. Michael Reubold befragte Fachbereichsleiter Jens Krawczynski zur Strategie und Situation des vor 5 Jahren gegründeten Fachbereichs.

CHEManager: Herr Krawczynski, wie beurteilen Sie die gegenwärtige Auftragslage und wie wirkt sich die weltweite Wirtschaftskrise auf Ihre Auftragsbücher aus?

J. Krawczynski: Unsere eigene Auftragslage ist derzeit stabil. Zunehmend sind wir im Ausland tätig und dort überwiegend in Schwellenländern. Die Wirtschaftskrise hat sich natürlich auch auf die chemische Industrie ausgewirkt. Denn neben der Abhängigkeit von Grundstoffen, die immer teurer werden, gibt es hier auch Abhängigkeiten von Branchen wie Maschinen- und Automobilbau, denen es zurzeit nicht besonders gut geht. Aber man muss dazu sagen, dass die Krise in einer wirtschaftlichen Hochphase begann und zu einer Konsolidierung innerhalb der Chemiebranche führt.

Wo sehen Sie momentan positive Anzeichen für eine Erholung der Auftragslage?

J. Krawczynski: In ausländischen Märkten - und hier besonders außerhalb Europas - werden derzeit viele Projekte der chemischen Industrie, der Petrochemie und im Bereich der Kraftwerkstechnik realisiert. In Deutschland erholt sich die Auftragslage langsam im Kraftwerksbereich. Denn hier besteht der Bedarf, die in die Jahre gekommenen großen Kohle- und Atomkraftwerke zu ersetzen.

Können Sie uns Beispiele für Projekte nennen, die Sie derzeit durchführen?

J. Krawczynski: In Syrien haben wir eine Gasreinigungsanlage mitprojektiert. Für diese Anlage mit einem Wert von 100 Mio. € hatten wir die Projektleitung. Über 1.000 Beschäftigte waren auf dieser Baustelle in der syrischen Wüste unter härtesten Bedingungen tätig. Drei erfahrene Ingenieure übernahmen vor Ort das Projektmanagement und waren neben dem Kostencontrolling auch für die Zeitplanung verantwortlich, wobei insbesondere bei der Termineinhaltung große Herausforderungen zu bestehen waren. Darüber hinaus verantworteten sie die Überwachung der Montage und die Schulungen der Fachkräfte. Anfang dieses Jahres haben wir dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen.
Zurzeit arbeiten wir an einem Dieselkraftwerk in Brasilien. Das Projekt, mit dem Anfang dieses Jahres begonnen wurde, hat einen Gesamtwert von ca. 800 Mio. €. Rund 5.000 Leute werden bald auf dieser Baustelle beschäftigt sein. Es ist ein wahres Projekt der Superlative: 120 Dieselmotoren mit jeweils der Größe eines Einfamilienhauses werden hier hintereinander geschaltet und sollen einmal die Leistung von einem Gigawatt erbringen. Derzeit sind 14 unserer Ingenieure vor Ort und für die verfahrenstechnische Berechnung verantwortlich.
Darüber hinaus sind wir momentan auf der Baustelle eines Dieselkraftwerks in Pakistan in der Phase der Inbetriebnahme. Hier haben wir in den vergangenen zwei Jahren die Bauleitung und Bauüberwachung verantwortet.

Wo liegen - verglichen mit Projekten in Deutschland - die besonderen Herausforderungen von Projekten in Osteuropa, Asien oder dem Nahen Osten?

J. Krawczynski: Im Ausland ist es immer wieder eine Herausforderung, eine Baustelle mit der hierzulande üblichen Gründlichkeit zu organisieren. Zudem arbeiten im Ausland nicht nur Fachkräfte. Diese ungelernten Kräfte müssen dann von uns geschult werden, damit sie unsere hohen Qualitätsanforderungen erfüllen können. Darüber hinaus erlebt man in vielen Ländern immer wieder Überraschungen: So kann es vorkommen, dass wir vor Ort zum Beispiel zehn Schweißer anfordern und stattdessen zehn Bäcker bekommen. Und natürlich muss auch immer auf die Sicherheit der Mitarbeiter geachtet werden. Außerdem stellt das Arbeiten unter extremen klimatischen Verhältnissen eine ganz besondere Herausforderung dar. Denn in einer Wüste werden schon mal 45 C erreicht.

Wie breit ist das Leistungsspektrum des Fachbereichs Chemieanlagenbau, welche Schwerpunkte umfasst es?

J. Krawczynski: Wir sind überwiegend in der chemischen Industrie, in der Petrochemie und in Bereichen der Kraftwerkstechnik tätig. Dabei arbeiten unsere Ingenieure und Techniker in unseren Technischen Büros oder bei den Kunden vor Ort - weltweit.
Die Dienstleistungen reichen vom Basic Engineering wie verfahrenstechnische Auslegung von Apparaten und Anlagen, Genehmigungsplanung und Verfahrensbeschreibung über Detail Engineering wie Berechnung, Aufstellungs- und Rohrleitungsplanung, Auslegung von Rohrleitungen und Stressberechnung. Im Bereich der Kraftwerkstechnik projektieren wir Nieder- Mittel- und Hochspannungsanlagen. Ein Hauptbetätigungsfeld ist daneben die Supervision. Hier verfügen wir über ein umfangreiches Know-how unter anderem in der Inbetriebnahme verfahrenstechnischer Anlagen, der Dokumentation und des Qualitätsmanagements. Zudem übernehmen wir die Bauleitung und Bauüberwachung oder die Shutdown-Planung und -Durchführung.

Wie positionieren Sie den Fachbereich Chemieanlagenbau im Markt und wo sehen Sie seine Kernkompetenzen?

J. Krawczynski: Der Fachbereich Chemieanlagenbau von Euro Engineering ist ein Lösungsanbieter für Projekte im Bereich Verfahrenstechnik, Anlagenauslegung, Rohrleitungsplanung und Supervision also Bauleitung und -überwachung. Unsere Kernkompetenz liegt dabei in der 3D-Anlagenplanung. Auch sehr kurzfristige Projekteinsätze, so genannte „Feuerwehreinsätze", wickeln wir schnell und flexibel ab - weltweit.

Sie sind auch im Bereich Neue Energien tätig. Welche Projekte können Sie hier beispielhaft nennen?

J. Krawczynski: Im Bereich der Solarindustrie waren wir unter anderem für Solar Valley in Mitteldeutschland tätig. Hier haben wir Rohrleitungen für Gase und Flüssigkeiten verlegt und darüber hinaus an der verfahrenstechnischen Optimierung der Anlage mitgearbeitet.
Zudem haben wir gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität in Halle eine Biogasanlage entwickelt. Denn Nachwuchsförderung liegt uns sehr am Herzen. An diesem Forschungsprojekt waren überwiegend Doktoranden der Universität beschäftigt. Die Euro Engineering AG hat hier die Automatisierungstechnik der Anlage entwickelt und eingefahren und dann die gesamte Anlage zusammen mit den Studenten automatisiert. Diese Biogasanlage ist mit einem Kraft-Wärme-Kopplungssystem verbunden, das heute ein kleines Dorf bei Querfurt in Sachsen-Anhalt mit Wärme versorgt.

Wie nehmen Sie den Trend in der Chemie/Petrochemie wahr, energieeffiziente, ressourcenschonende und klimaneutrale Technologien einzusetzen?

J. Krawczynski: Dieser Trend zeigt sich sehr deutlich. Denn die Ressourcen werden immer knapper und teurer. Zudem steigt das Bewusstsein der Verantwortlichen in der chemischen und petrochemischen Industrie, verstärkt umweltschonende Verfahren in der Produktion einzusetzen. So haben sich z.B. die Raffinerien in Deutschland auf die Herstellung schwefelarmer Kraftstoffe umgestellt. Bei einer solchen Umstellung der Total Raffinerie Mitteldeutschland verantworteten wir den Bereich der Mess-, Steuerungs - und Regeltechnik.

Ist dieser Trend regional unterschiedlich ausgeprägt?

J. Krawczynski: Ja, er ist besonders stark in Deutschland und in der gesamten Europäischen Union, da es hier strenge Anforderungen an die Emissionswerte chemischer Anlagen gibt. Weltweit hat sich dieser Trend allerdings noch nicht durchgesetzt - weder in hochentwickelten Ländern wie den USA noch in den Schwellenländern.

Sie waren bei der Total Raffinerie in Leuna auch an Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten beteiligt. Welche Rolle spielte Ihr Fachbereich bei diesem Shut-Down?

J. Krawczynski: Wir waren bei diesem Shut-Down für die Bauleitung und Bauüberwachung verantwortlich. Für dieses fachlich sehr anspruchsvolle Projekt waren fast 200 Unternehmen mit 4.000 Personen tätig. Insgesamt 1,6 Mio. Arbeitsstunden wurden bei diesem größten Shut-Down in der deutschen Industriegeschichte geleistet.

Welche Rolle spielen 3D-CAD-Planungssysteme in der Verfahrenstechnik und Anlagenplanung bei Ihren Projekten?

J. Krawczynski: Die 3D-CAD-Planungssysteme sind für unsere Arbeit essentiell. Wir nutzen sie angefangen von der Planung über die Maintenance bis hin zum Shut-Down einer Anlage. Diese Systeme tragen maßgeblich zur Qualitätssicherung, Risikominimierung und zur Kostenreduktion bei. Mit den Herstellern der Software tauschen wir uns regelmäßig aus, um deren Programme kontinuierlich zu optimieren. Wir geben ihnen Feedback, wie die Programme funktionieren und was gegebenenfalls ergänzt werden muss. Unser Know-how im Bereich der 3D-Planungssysteme geben wir regelmäßig an Studenten weiter, die bei uns ihre Abschlussarbeit schreiben oder ein Praktikum absolvieren.

Wo liegen die Vorteile von 3D-Darstellungen in der Planungs- und Erstellungsphase von Chemieanlagen?

J. Krawczynski: Eine dreidimensionale Darstellung ermöglicht die Visualisierung einer kompletten Anlage. Sie bietet bereits in der Planungs- und Erstellungsphase ein hohes Maß an Transparenz, Effizienz, Effektivität und Präzision. Vom Entwickler über den Umsetzer auf der Baustelle bis zum Produktionsfacharbeiter, der später die Anlage bedienen wird, können sich alle bereits ab dem Planungsstadium ein Bild von der Anlage machen und später damit iterativ weiterarbeiten. Dadurch bietet diese Software bereits in der Planungsphase klare Vorteile: Potentielle Fehlkonstruktionen einer Anlage können relativ leicht erkannt und vermieden werden. Da die 3D-CAD-Planungssysteme kontinuierlich mit Daten aktualisiert werden können, bieten sie bei einer laufenden Anlage die Möglichkeit einer präzisen Dokumentation und Wartung. Zudem können auch Simulationen durchgeführt werden, um zum Beispiel potentielle Risiken zu vermeiden. Insgesamt erreicht man durch den Einsatz moderner 3D-Software ein hohes Maß an Sicherheit.

Wie schwer ist es für Sie, geeignete Fachkräfte zu finden? Mit welchen Maßnahmen stellen Sie sicher, dass dem Unternehmen ausreichend Fachkompetenz für die anspruchsvollen Projekte zur Verfügung steht?

J. Krawczynski: Wir arbeiten intensiv mit Hochschulen zusammen und können über diese Kontakte häufig unseren Nachwuchs rekrutieren. Zudem bieten wir Studenten Praktika in unseren Technischen Büros und betreuen sie persönlich bei ihren Abschlussarbeiten. Diese Zusammenarbeit führt häufig direkt zu einem langfristigen Arbeitsverhältnis. Erfahrene Experten rekrutieren wir am Arbeitsmarkt. Zudem haben wir uns der „Perspektive 55plus" angeschlossen, ein Programm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und stellen verstärkt ältere Mitarbeiter ein. Sie werden vor Projekteinsätzen umfassend geschult, damit sie optimal auf ihren Einsatz vorbereitet sind. Diese Senior Professionals bringen umfangreiche Berufserfahrung mit, die insbesondere für Aufgaben im Bereich der Supervision und bei der Abnahme von Anlagen unerlässlich ist.
Darüber hinaus legen wir großen Wert auf die kontinuierliche Qualifizierung unserer Mitarbeiter, denn deren Know-how ist unser Kapital. So schulen wir unsere Ingenieure gezielt vor einem Projekteinsatz z.B. in bestimmten Softwareprogrammen wie PDS und PDMS. Zudem können wir durch die Kooperation mit der Martin-Luther-Universität in Halle unsere Ingenieure auf den neuesten Stand der Forschung im Bereich Verfahrenstechnik bringen. Ein Professor des Fachbereichs Verfahrenstechnik hat in regelmäßigen Abständen ganztägige Veranstaltungen in unserem Technischen Büro. Darüber hinaus reichen die Schulungsangebote unserer „Euro Engineering Akademie" von Präsentationstechniken über Projektmanagement und Fremdsprachen bis hin zu individuellen Coachings.

Kontakt

Euro Engineering AG - FB Chemieanlagenbau

Löhrstr. 2
04105 Leipzig
Deutschland

0341/30571-30