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REACh-Umsetzung noch lange nicht abgeschlossen

22.05.2014 -

Sieben Jahre nach ihrem Inkrafttreten beansprucht die Umsetzung der europäischen Chemikalienverordnung REACh unverändert viel Fachpersonal, Zeit und Geld in den deutschen Chemieunternehmen. Darauf weist der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hin, der heute seine Mitglieder über aktuelle Herausforderungen bei der Umsetzung von REACh informiert.

Mit anteilig 26 % stammen die meisten der bisher in der EU eingereichten rund 40.000 Registrierungsdossiers aus Deutschland. Gerd Romanowski, Geschäftsführer für Wissenschaft, Technik und Umwelt im VCI, erklärt: „Alle beteiligten Unternehmen haben seit 2007 enorme Aufbauarbeit geleistet. So konnten bereits zwei Registrierungsphasen erfolgreich abgeschlossen werden."

REACh verpflichtet die Unternehmen dazu, alle in Europa hergestellten oder nach Europa importierten chemischen Stoffe schrittweise bei der europäischen Chemikalienagentur ECHA in Helsinki zu registrieren. Ohne Registrierung darf ein Stoff nicht mehr hergestellt, importiert oder vermarktet werden. Derzeit läuft bis zum 31. Mai 2018 die dritte von insgesamt drei Registrierungsfristen. Dabei geht es um Stoffe mit einer Produktions- oder Importmenge zwischen 1 und 100 t/a.

Die REACh-Umsetzung ist so schwierig wie nie. „Wovor wir schon immer gewarnt haben, scheint sich jetzt leider beim Zulassungsverfahren zu bewahrheiten", betont Romanowski. „Immer mehr Stoffe werden von den Behörden als Kandidaten für das Zulassungsverfahren identifiziert. Die Aufnahme auf die Kandidatenliste und insbesondere die drohende Zulassungspflicht bedingt Kostensteigerungen und Wettbewerbsnachteile für die chemische Industrie in Europa." Die REACh-Verordnung sehe neben dem Zulassungsverfahren eine Reihe von anderen Optionen für ein wirkungsvolles Risikomanagement vor. Es müsse daher vorab unter Einbeziehung der betroffenen Unternehmen geprüft werden, welche Option am besten geeignet sei.
Hinzu kommt die besondere Situation für mittelständische Unternehmen bei der REACh-Umsetzung. Während bisher mehr als 80 % der Stoffregistrierungen von Großunternehmen eingereicht wurden, sind bis 2018 vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) betroffen und besonders stark gefordert. Sie verfügen in der Regel nur begrenzt über eigene Experten. „Außerdem sind KMU auf Unterstützung durch Dienstleister und einfache übersichtliche Hilfen angewiesen, um Stoffregistrierungen erfolgreich durchführen zu können. Bisher sind nur wenige spezifische Hilfen verfügbar. Für die KMU fehlen außerdem bei der Chemikalienagentur ECHA direkte Ansprechpartner," so Romanowski weiter.

Ein besonderes Problem stellt die Kommunikation in der Lieferkette mit dem erweiterten Sicherheitsdatenblatt und den vielfältigen Expositionsszenarien dar. Romanowski: „Das ganze Verfahren ist zu komplex und zu aufwändig. Es besteht die Gefahr, dass notwendige Sicherheitsmaßnahmen von den Akteuren in der Wertschöpfungskette nicht mehr erkannt und verstanden werden. Im Rahmen einer sogenannten Roadmap der EU-Kommission soll die Kommunikation jetzt optimiert werden. Das begrüßen wir sehr."