Anlagenbau & Prozesstechnik

Entkeimung von Prozesswasser: UVC-Bestrahlung sorgt für 100 % keimfrei saubere Wäsche ganz ohne Chemie

24.10.2016 -

In der Wäscherei Bodensee, einem führenden Spezialisten für Textil-­Logistik und Mietwäsche, werden täglich 21 Tonnen Wäsche gewaschen. Zu den Kunden gehören vor allem Hotels und Gastronomiebetriebe sowie Krankenhäuser und Pflege­einrichtungen.

Um deren Ansprüchen an Qualität und Hygiene gerecht zu werden, muss auch die Qualität des Waschwassers stimmen. Bei Untersuchungen wurde jedoch eine Keimbelastung von über 400 KBE/ml festgestellt. Nachdem der örtliche Wasserversorger keine Gewähr für die Einhaltung der rechtlichen Bestimmungen geben konnte, entschied man sich für die Anschaffung einer Entkeimungsanlage. Da eine chemische Entkeimung mit einer Reihe von Nachteilen verbunden ist, fiel die Wahl schließlich auf einen UVC-Photoreaktor der Firma sterilAir aus Weinfelden: Das Durchlaufgerät ­AQD-ST6 ist ein System, das mittels UVC-Strahlung jegliche Erreger – auch in trüben und nahezu UV-undurchlässigen Medien – zuverlässig abtötet. Seit der Installation im November 2015 liegt der Wert bei Probe­messungen bisher konstant bei null.
Für eine Wäscherei ist es essentiell, die Richtlinie EN 14065:2002 und die RABS-Richtlinien einzuhalten. Demnach darf die Verkeimung des Rohwassers 100 KBE/ml nicht überschreiten. Bei einer stichprobenartigen Kontrolle im Sommer 2014 wies die Wäscherei Bodensee jedoch einen Wert von über 400 KBE/ml auf. Da die kommunale Wasserversorgung die vorgeschriebene Qualität nicht zusichern konnte, informierte sich die Wäscherei über verschiedene Möglichkeiten, das Prozesswasser zu entkeimen. „Wir stellten bald fest, dass die diversen chemischen Desinfektionsmittel eine Reihe unerwünschter Nebeneffekte mit sich bringen, wie Veränderungen der Oberflächenspannung des Mediums, Korrosionserscheinungen sowie Schaum- und Geruchsbildung. Auch treten immer häufiger multi-resistente Keime auf, die vor allem für die Spitäler, die wir beliefern, zum Problem werden können und gegen die man damit nicht ankommt. „Deshalb haben wir uns für eine UVC-Entkeimung entschieden, da diese als rein physikalisches Verfahren keine Rückstände hinterlässt und selbst bei hartnäckigen Krankheitserregern wirksam ist“, begründet Marco Wäckerlig, Geschäftsführer der Wäscherei Bodensee AG, die Entscheidung.

Mikroben werden in Sekundenbruchteilen inaktiviert
Seit November 2015 ist bei der Wäscherei Bodensee nunmehr ein sterilAir AQD-ST6 Photoreaktor für die Entkeimung des Prozesswassers im Einsatz. Durch die Bestrahlung des Wassers mit kurzwelliger, ultravioletter Strahlung im UV-C-Bereich um 260 nm kann die Wäscherei auf die Verwendung von Chemikalien, die möglicherweise auch Allergien auslösen, verzichten. „Aufgrund der UVC-Bestrahlung des Wassers noch vor Eintritt in die beiden Waschstraßen kommt es zu einer photochemischen Reaktion in der DNA der exponierten Zellen. Durch diesen Effekt wird die Zellteilung verunmöglicht, die Zelle wird inaktiviert und stirbt letztendlich ab. Daher rührt der stark keimtötende Effekt dieser Technik“, erläutert sterilAir-Geschäftsführer Martin Graupner die Wirkung des Photoreaktors. Seit der Installation liegt der Keimwert bei Messungen konstant bei null. Die Einhaltung der mikrobiologischen Grenzwerte wurde somit sichergestellt, so dass der Betrieb die Hygieneansprüche der Behörden sowie der eigenen Klientel nun mehr als erfüllt.

FDA-konform durch Glassplitterschutz
Berechnung, Konzeption und Konstruktion der Anlage erfolgten unter Berücksichtigung von sicherheitsrelevanten Richtlinien der Lebensmittelindustrie. Dafür sorgt nicht zuletzt die zum Patent angemeldete, wasserdichte (IP 68) Glassplitterschutz-Verschraubung der UV-C Röhren, die sowohl den in der Lebensmittelindus­trie relevanten HACCP-Richtlinien als auch den FDA-Bestimmungen entspricht. „Gerade weil wir viel Wäsche für Spitäler und die Lebensmittelindustrie waschen, wäre es fatal, wenn bei einem Zerbersten der Röhren kleine Glasteilchen zur Gefahrenquelle würden“, zeigt Wäckerlig die besondere Relevanz für seinen Betrieb auf. Auch die neuesten Erkenntnisse aus der Strömungslehre wurden miteinbezogen. So wurden bei der Auslegung auch die Wassertransparenz von T = 88,6 % und die Wassertemperatur zwischen 15 und 17 °C berücksichtigt. Was den Ablauf bis zur Inbetriebnahme anging, war es der Wäscherei sehr wichtig, dass die verschiedenen Schritte von einer zentralen Ansprechperson koordiniert wurden. „Nachdem die Entscheidung für die Anschaffung des Reaktors gefallen war, organisierte sterilAir alles Weitere, so dass wir uns auf unser Tagesgeschäft konzentrieren konnten“, beschreibt der Geschäftsführer das Prozedere.
Die V2A Edelstahl-Installation direkt hinter dem 5.000 l-Weichwassertank, der die Waschstraßen versorgt, wurde gemeinsam von sterilAir und Bischof Anlagenbau koordiniert. Unterstützt wurden sie dabei vom technischen Leiter der Wäscherei, Ryszard Budek. Die Überwachungsmodule und der Stromanschluss wurden vom Hauselektriker montiert. Am darauf folgenden Tag war die Anlage mit einer maximalen Pumpenleistung von 2 x 30.000 l, was einer Durchflussmenge von bis 1.000 l/min entspricht, einsatzbereit. Bei der Inbetriebnahme wurde das Wäscherei-Team von sterilAir auch gleich bezüglich Sicherheitsregeln, Handhabung, Reinigung und Röhrenwechsel geschult.

Betriebssicherheit durch Über­wachungssoftware
An einem durchschnittlichen Arbeitstag durchströmen 20.000 bis 30.000 l/h beziehungsweise 300 bis 500 l/min den Reaktor. „Die Funktion der Anlage wird dabei mittels in den bestehenden Steuerungskasten eingebauter Module zur Stromflussüberwachung kontrolliert. Für die reine Sichtkontrolle dient ein großzügig bemessenes Bullauge im Reaktorgehäuse, über das jedoch keine UVC-Strahlung austritt. Um außerdem regelmäßig mikrobiologische Analysen durchführen zu können, wurde vor und nach dem Reaktor ein Probehahn installiert“, beschreibt Graupner das Sicherheitskonzept. Muss eines der Bauteile ausgetauscht werden, erlaubt ein Bypass das Umgehen des Reaktors, so dass die Produktion sichergestellt ist. Die Pumpen und das UVC-Gerät lassen sich dann über den Hauptschalter ausschalten.
Grundsätzlich halten sich Wartungsaufwand und Unterhaltskosten jedoch in Grenzen. So beträgt etwa die Lebensdauer der UVC-Einheiten üblicherweise 12.000 Stunden, was bei einem Einsatz von Montag bis Freitag zwischen 5:30 bis 23:00 Uhr einer Laufzeit von 31 Monaten entspricht. Um die Betriebssicherheit der Entkeimungsanlage zu gewährleisten, macht die Überwachungssoftware den Kunden bereits im Vorfeld auf den anstehenden Röhrenwechsel aufmerksam. Dieser erfordert keinen Serviceeinsatz des Herstellers und auch eine regelmäßige Kalibrierung der Anlage ist aufgrund der hohen Sicherheitsreserven nicht nötig. „Wir schätzen es sehr, den Wechsel selbst durchführen zu können“, betont Wäckerlig. „Selbst die Reinigung von leistungsreduzierenden Ablagerungen ist ohne Einsatz von speziellem Werkzeug schnell und unkompliziert in Eigenregie möglich.“

Kontakt

sterilAir

Oberfeldstr. 60
8570 Weinfelden
Schweiz

+41 7162698 00