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Zeit für die „Rohstoffwende“

Experten fordern langfristige Rohstoffstrategie

09.12.2015 -

Es ist Zeit, nach der „Energiewende“ die ebenso nötige „Rohstoffwende“ einzuläuten. Zu diesem Schluss kommen Experten aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Industrie. Im aktuellen ProcessNet-Positionspapier „Anorganische Rohstoffe – Sicherung der Rohstoffbasis von morgen“ haben sie analysiert, wie es um den Zugang der deutschen Industrie zu 26 wichtigen Rohstoffen bzw. Rohstoffklassen derzeit und in Zukunft bestellt ist. Auf Basis ihrer Ergebnisse fordern sie eine langfristige nationale Rohstoffstrategie, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Nicht „Recycling um des Recyclings willen“ sei das Ziel, sondern eine langfristige Ausrichtung der rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen auf eine Kreislaufwirtschaft, die auf der Kombination von effizienterer Nutzung, Recycling und Substitution basieren solle.

Der Rohstoffsektor ist dynamisch wie kaum ein anderer; gleichzeitig sind die Auswirkungen von Verknappungen und Preisschwankungen auf die Industrie gravierend. Deutschland ist für viele wichtige Rohstoffe von internationalen Märkten abhängig. Spätestens seit dem chinesischen Exportlimit für Seltenerdmetalle ist auch der Öffentlichkeit bewusst, welche politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen daraus resultieren können.

Das Positionspapier „Anorganische Rohstoffe – Sicherung der Rohstoffbasis von morgen“ bewertet die aktuelle Situation in Deutschland hinsichtlich von 26 strategisch wichtigen anorganischen Rohstoffen bzw. Rohstoffklassen wie die Platin- oder Seltenerdmetalle. Grundlage bildet die Liste der Rohstoffe, die von der EU im Mai 2014 als kritisch eingestuft wurden. Zusätzlich sind solche Rohstoffe berücksichtigt, die schon seit längerem unseren Alltag bestimmen und auch rein mengenmäßig stark ins Gewicht fallen wie etwa Eisen, Kupfer oder Phosphat. Für jeden Rohstoff sind wirtschaftliche Bedeutung und Vorkommen aufgeführt, dazu werden Gewinnungs- und Recyclingtechniken vorgestellt. Eine Analyse des Forschungs- und Entwicklungsbedarfs, der nach Auffassung der Autoren für die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland notwendig ist, rundet die einzelnen Übersichten ab.

Mit Ausnahme weniger Elemente wie Eisen oder Aluminium, bei denen Recyclingquoten von 50 bis 70% erreicht werden, stammt der überwiegende Teil der in Deutschland eingesetzten Rohstoffe nach wie vor aus Primärquellen. Weg von Primärrohstoffen, hin zu mehr Effizienz und zur Rückgewinnung von Rohstoffen aus sekundären Quellen ist daher ein Teil der Handlungsempfehlungen, die die Experten geben. Dem stehen jedoch bisher die hohen Preise und die oft mangelhafte Qualität aufbereiteter Rohstoffe entgegen. Das Bundesforschungsministerium hat mit der Maßnahme „Innovative Technologie für Ressourceneffizienz“ bereits reagiert, um das Recycling bzw. die Substitution wichtiger Rohstoffe voran zu treiben. Weitere Schritte müssten nach Auffassung der Autoren stabile rechtliche Rahmenbedingungen im Umwelt- und Abfallrecht sein – auch auf europäischer Ebene. Neben der Entwicklung von neuen Aufbereitungsverfahren sollen außerdem schon bei der Produktentwicklung Aspekte der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt werden.