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Chemiekonjunktur USA

Die US-Chemieindustrie rechnet mit einem Produktionsplus von 3 % für 2011

26.04.2011 -

Die Erholung der US-Wirtschaft bleibt mühsam. Trotz massiver fiskalpolitischer und geldpolitischer Unterstützung wuchs das amerikanische Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr nur verhalten. Das gilt auch für die Industrie. Sie konnte ihre Produktion zwar um 5,4 % ausweiten. Verglichen mit den starken Einbußen der Jahre 2008 und 2009 fällt dieser Zuwachs jedoch bescheiden aus. Das Vorkrisenniveau liegt immer noch in weiter Ferne.
Der schwache Dollar half den Exporteuren. Bei einer Exportquote von 15 % stützt sich die US-Wirtschaft jedoch vor allem auf das Binnengeschäft. Und hier sieht es angesichts der hohen Verschuldung des Staates und des privaten Sektors weniger gut aus. Es muss gespart werden. Im inländischen Absatz gibt es daher bei vielen Branchen weiterhin Probleme. Neben der Bauwirtschaft, die besonders unter der Immobilienkrise litt, waren vor allem die Automobil- und Konsumgüterproduzenten in den Abwärtssog geraten. Bei letzteren geht die geht es inzwischen wieder bergauf. Doch die Konsumgüterindustrie produziert immer noch deutlich weniger als 2007. Noch schlechter sieht es in der Bauwirtschaft aus. Hier kann noch nicht von einer Erholung gesprochen werden.
Die Schwäche am Bau und in der Automobilindustrie belastet daher weiterhin das amerikanische Chemiegeschäft. Die Chemieproduktion war 2008 und 2009 jeweils um 5,9 bzw. 3,4 % gesunken (Grafik 1). Erst 2010 konnte die Produktion wieder ausgedehnt werden. Die Trendwende ist damit geschafft. Es wird aber auch im Chemiegeschäft noch einige Zeit dauern, bis die Krise endgültig überwunden ist.

Produktion steigt zu Jahresbeginn
Die Talfahrt im US-amerikanischen Chemiegeschäft begann bereits Ende 2007. Innerhalb von fünf Quartalen sank die Produktion um 15 %. Im ersten Quartal 2009 war der Tiefpunkt schließlich erreicht. Als frühzyklische Branche zog das Chemiegeschäft anschließend wieder rasch an. Die Läger waren leer und die Kunden orderten verstärkt Chemikalien. Als jedoch im Verlauf des Jahres 2010 klar wurde, dass die Erholung der US-Wirtschaft deutlich langsamer erfolgt als nach früheren Rezessionsphasen, verunsicherte dies viele Industrieunternehmen. Sie hielten sich daher mit Chemikalienbestellungen wieder zurück. Die US-Chemieproduktion musste sogar zeitweise wieder gedrosselt werden. Seit dem vierten Quartal 2010 geht es wieder aufwärts. Diese Erholung setzte sich zu Jahresbeginn 2011 beschleunigt fort (Grafik 2). Trotz der Belebung bleibt die Lage im amerikanischen Chemiegeschäft aber weiterhin schwierig.
Ein Blick auf die Chemiesparten zeigt ein heterogenes Bild: Während die Pharmaproduktion ebenso wie die Herstellung von Fein- und Spezialchemikalien im Gesamtjahr 2010 stagnierte, konnten die übrigen Chemiesparten deutliche Produktionszuwächse verbuchen. Bei den Grundstoffen (Petrochemikalien, Anorganika) waren die Zuwächse besonders hoch. Diese Sparten hatten zuvor aber auch die größten Rückgänge hinnehmen müssen. Bei den Polymeren und den Konsumchemikalien stieg der Output um 3,3 bzw. 3,9 %. Dies entspricht dem Branchendurchschnitt (Grafik 3).

Chemikalienpreise auf Rekordniveau
Die Chemikalienpreise der amerikanischen Produzenten erreichten im dritten Quartal 2008 ihren vorläufigen Höhepunkt. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten die Unternehmen die gestiegenen Öl- und Gaspreise an die Kunden weitergeben. In Zeiten der Wirtschaftskrise wurde dies zunehmend schwieriger. Im Gegenteil: Angesichts des einsetzenden Verfalls der Ölpreise erwarteten auch die Kunden der Chemieunternehmen zunehmend Preissenkungen. Die Chemikalienpreise sanken von Monat zu Monat. Erst Mitte des Jahres 2009 konnte der Preisverfall gestoppt werden (Grafik 4). Angesichts einer Nachfragebelebung und steigender Preise für Öl und Gas zogen die Chemikalienpreise wieder an. Chemische Erzeugnisse waren im Gesamtjahr 2010 rund 4 % teurer als ein Jahr zuvor. Dieser Aufwärtstrend setzte sich im ersten Quartal 2011 fort und die Preise erreichten ein neues Rekordniveau.

Umsatzplus im In- und Ausland
Die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen begann im Sommer 2008 eine beispiellose Talfahrt. Rückläufige Preise und stark sinkende Absatzmengen führten binnen weniger Monate zu einem Rückgang des Branchenumsatzes um mehr als 15 %. Im zweiten Quartal 2009 konnte der Abwärtstrend gestoppt werden. Die Lage stabilisierte sich. In den folgenden Quartalen zogen Preise und Verkaufsmengen wieder an. Im Gesamtjahr 2010 wurde das Umsatzniveau des Vorjahres bereits wieder um mehr als 8 % übertroffen. Die Verkäufe stiegen im In- und Ausland. Die Exporte kletterten 2010 nicht zuletzt wegen des schwachen Dollars um fast 18 %. Der Inlandsumsatz der US-Chemieindustrie legte hingegen verhaltener zu, da wichtige Kundenbranchen sich nur zögerlich erholen. Der Aufwärtstrend im amerikanischen Chemiegeschäft setzte sich zu Jahresbeginn 2011 fort (Grafik 5).

US-Chemie erwartet Produktionsplus von 3 %
Die weltwirtschaftliche Erholung bleibt auch 2011 fragil. Neben den ökonomischen Risiken, die vor allem aus der hohen Verschuldung resultieren, richten sich die Blicke zunehmend auf geopolitische Risiken. In Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel ist die Lage weiterhin angespannt. In Libyen herrscht Bürgerkrieg. Die Ölpreise klettern weiter. Japan kämpft mit den Folgen des Erdbebens und des Tsunamis.
Trotz all dieser Probleme scheint sich die Erholung der Weltwirtschaft fortzusetzen. Das gilt auch für die USA. Wenn in diesem Jahr die Bauwirtschaft wieder wie erwartet Fahrt aufnimmt und die Automobilindustrie ihren Erholungsprozess fortsetzt, wird die Nachfrage nach Chemikalien in den USA weiter anziehen. Das Chemiegeschäft wird zulegen. Für das Gesamtjahr 2011 rechnen sowohl der Verband der Chemischen Industrie wie auch der amerikanische Chemieverband ACC mit einem Produktionsplus von 3 %. 

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