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Den Rohstoffwandel ermöglichen

Das Wissenschaftszentrum Straubing erarbeitet neue Technologien

29.06.2010 -

Die heutige Chemieproduktion basiert zu einem großen Teil auf Erdöl und Erdgas als Rohstoff. Im Zuge einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise ist es wesentlich, Grundchemikalien zunehmend aus nachwachsenden Rohstoffen, d.h. aus Biomasse herzustellen und so die Basis einer neuen „grünen" Chemie zu schaffen. Mit seinem Basispapier „Rohstoffbasis im Wandel" hat der VCI Anfang 2010 die Notwendigkeit zu dieser Entwicklung noch einmal deutlich unterstrichen. In Bayern wurde die Bedeutung des Themas schon zeitig erkannt und schon vor 10 Jahren der Grundstein für ein Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe gelegt, welches sich genau dieser Herausforderung widmet.

Innovative Struktur und Netzwerke

Im „Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe", mit Sitz in der niederbayerischen Stadt Straubing, hat die Bayerische Staatsregierung ihre Aktivitäten rund um nachwachsende Rohstoffe gebündelt. Unter einem Dach arbeiten drei eigenständige Institutionen eng zusammen: Das Wissenschaftszentrum Straubing (WZS), das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) und das Centrale Agrar-Rohstoff-Marketing- und Entwicklungs-Netzwerk (C.A.R.M.E.N.).

Die offizielle Gründung des Wissenschaftszentrums Straubing im Juli 2001 erfolgte durch die Technische Universität München und die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. In den nachfolgenden Jahren sind zudem die Hochschulen Deggendorf und Regensburg und die Universität Regensburg als Mitglieder hinzugekommen. Somit vereinen sich nun fünf bayerische Hochschulen am Wissenschaftszentrum Straubing und bündeln ihre Kompetenz im Bereich der Forschung und Lehre zu erneuerbaren Energien und nachwachsenden Rohstoffen. Seit kurzem bereichert die Fraunhofer Projektgruppe Biocat das Spektrum der Mitglieder. Das Wissenschaftszentrum steht zudem in engem Kontakt mit zahlreichen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie sowie Politik und Verwaltung. Durch die stetig erweiterte wissenschaftliche und wirtschaftliche Vernetzung hat sich die Region Straubing als Topadresse mit überregionaler Bedeutung im Themenfeld der nachwachsenden Rohstoffe etabliert.

Aufgaben und Ziele

Das Wissenschaftszentrum Straubing ist eine Forschungseinrichtung, die nach neuen Möglichkeiten und Wegen sucht, um fossile Rohstoffe auf nachhaltiger, umweltschonender Basis zu ersetzen. Die Bandbreite reicht von der erkenntnisgetriebenen Grundlagenforschung über die anwendungsorientierte Entwicklung bis zur Umsetzung in den industriellen Maßstab. Die wissenschaftlichen Arbeiten konzentrieren sich gleichermaßen auf stoffliche und energetische Verwertung von spezifisch angebauten nachwachsenden Rohstoffen als auch von ohnehin anfallenden biogenen Reststoffen wie Stroh, Rest- und Abfallholz, Biomüll oder Klärschlamm. Eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern und Technikern (derzeit über 50) forscht an neuen Katalysatoren und Prozessen und vereint dabei Methoden der Chemie, Weißen Biotechnologie, Polymerchemie und Verfahrenstechnik. So werden z.B. Produktionswege für die Herstellung von Butandiol aus Stroh, von Monomeren für Polyester aus Fettsäuren, von wasserlöslichen Polymeren aus Molasse oder zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und Aschen erarbeitet.

Darüber hinaus werden wirtschaftliche Fragen und ökologische Aspekte des Anbaus und der Nutzung nachwachsender Rohstoffe behandelt. Hierbei wird die gesamte Wertschöpfungskette der nachwachsenden Rohstoffe, von der Pflanzenzüchtung, dem Anbau über die Ernte und Verwertung, bis hin zur Vermarktung der erzielten Produkte, betrachtet.

Nachhaltigkeit, Biodiversität, Naturhaushalt oder Stoffstrommanagement sind einige Schlagwörter, denen die Wissenschaftler in Straubing große Bedeutung beimessen. Die Nachhaltigkeit spielt beim weiteren Ausbau der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen eine entscheidende Rolle und wird mittels Ökobilanzierung bewertet. Nur so ist es möglich, wirtschaftlich effiziente Wege und gleichzeitig Umwelt- und naturgerechte Entwicklungen aufzuzeigen.
Nur mit wissenschaftlich-technischen Entwicklungen allein ist der Rohstoffwandel nicht zu meistern. Auch die Ausbildung von Wissenschaftlern und Technikern, welche die Themen in Wirtschaft und Politik weiterbringen und umsetzen, ist ein Anliegen am Wissenschaftszentrum Straubing. Neben der Praktikanten- und Diplomandenausbildung, Promotionen und Habilitationen, gibt es seit 2008/09 den Masterstudiengang „Nachwachsende Rohstoffe". Dieser wird gemeinsam von der Technischen Universität München und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf getragen. Die Studierenden des neuen Studiengangs können dabei das Beste aus zwei Bereichen kombinieren: die grundlagenorientierte Forschung und Lehre der Universität zusammen mit dem anwendungsorientierten Ansatz der Fachhochschule. Ziel dieses umfangreichen Bildungsangebots ist die Ausbildung hoch qualifizierter junger Wissenschaftler, die einschlägiges Know-how zur Entwicklung einer zukunftsfähigen, auf Bioressourcen basierenden Wirtschaft, beisteuern.

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