Anlagenbau & Prozesstechnik

Industrieservice schafft und erhält Werte

Erster Lünendonk-Guide zu Instandhaltung in der Prozessindustrie veröffentlicht

03.07.2014 -

CITplus: „Industrieservice hilft Unternehmen dabei ihren Produktionsprozess effektiver und flexibler zu gestalten und auf diese Weise zu nationalen und internationalen Wettbewerbsvorteilen zu gelangen", so Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter des Marktforschungsunternehmen Lünendonk in seinem Vorwort zur Erstausgabe des Lünendonk-Guide. Er ist Anfang Juni erschienen und widmet sich dem Thema ‚Instandhaltung in der Prozessindustrie'.
Basis für den Lünendonk-Guide ist die 2013 durchgeführte Studie unter Industrieservice-Unternehmen in Deutschland, dem die Besonderheiten der Prozessindustrie entnommen sind. An diesen theoretischen Teil schließen sich vier Referenzprojekte an: Bilfinger Industrial, Buchen und Xervon berichten aus der Praxis dreier Industrieservice-Unternehmen in der Prozessindustrie.

Wesentlicher Innovationstreiber
Für den Wirtschaftsstandort Deutschland spielt die Industrie nach wie vor eine zentrale Rolle. Die Unternehmen des produzierenden Gewerbes sind Impulsgeber für Wachstum, Beschäftigung und Innovation. Die Prozessindustrie ist nach dem Guide ein wesentlicher Innovationstreiber der deutschen Wirtschaft. Aktuell wächst die Bedeutung der Industrieinstandhalter, weil die Unternehmen der Prozessindustrie, insbesondere der Chemieindustrie, eine wachsende Nachfrage nach Produkten ‚Made in Germany‘ bedienen müssen.
Auch wenn die Prozessindustrie wächst, streben die Industrieinstandhalter ein Wachstum aus eigener Kraft an. Unabhängig von der Kundenbranche generieren die Industrieservice-Anbieter den Großteil ihrer Umsätze mit klassischer Instandsetzung, in der Prozessindustrie ist der Anteil sogar noch höher. Andere Dienstleistungen wie Reinigungs- oder Wartungsarbeiten haben zusammen etwa den gleichen Anteil. Die Dienstleister müssen potentielle Auftraggeber vom Mehrwert ihrer Arbeit überzeugen. Bislang fällt die Outsourcing-Rate von Industrieservices jedoch niedrig aus, das Potential ist also enorm. Die befragten Unternehmen schätzen es sogar optimistischer ein als ihr Verband.

Warum Outsourcing?
Der Guide gibt Antworten auf die Frage, warum Unternehmen der Prozessindustrie ihre Instandhaltung outsourcen: Sie streben vorrangig nach Effizienzsteigerungen und Sicherheit. Diese Aufgabe sehen die Industrieservice-Dienstleister, sie verstehen sich als Unterstützer ihrer Kunden, sowohl durch Produktivitätssteigerungen, durch Kostensenkungen und die Gewährleistung von Sicherheit. Das umfasst sowohl Sicherheit für Mensch als auch für Maschine.
Die Prozessindustrie ist durch äußerst sensible und diffizile Herstellungsprozesse gekennzeichnet, zum Teil kommen hochgradig gefährliche Substanzen zum Einsatz. Anlagen der Prozessindustrie sollen verfügbar und funktionstüchtig und zugleich sicher und gefahrlos sein. „Hinsichtlich der komplexen Anforderungen an die Arbeitssicherheit sowie die dauerhafte Verfügbarkeit von Anlagen und Maschinen weisen spezialisierte Industrieservice-Anbieter das notwendige Branchen- und Fachwissen auf, um produzierende Unternehmen gezielt zu entlasten", unterstreicht Hossenfelder die Bedeutung strategischer Partnerschaften zwischen Anbietern und Nutzern.
Der Wettbewerb wird für die Prozessindustrie vor dem Hintergrund der Globalisierung immer internationaler. Die Unternehmen, die an der Lünendonk-Studie teilnahmen, rechnen damit, dass Projekte zunehmend länderübergreifend werden, z. B. in den Bereichen Kraftwerke/Energie oder Mineralöl und Gas. Dabei müssen die Dienstleister wettbewerbsfähig bleiben, in puncto Preis und Qualität. Lediglich bestimmte Bereiche der Prozessindustrie sind wegen lokaler Gesetze ein sehr lokales Geschäft, so die Nahrungsmittel- oder die Papierindustrie. Vor allem ist aber Flexibilität gefragt und ein dichtes Standort-Netz, um schnell vor Ort zu sein. Gerade die Services der Prozessindustrie-Unternehmen sind häufig unvorhersehbar.

Wesentliche Herausforderungen
Laut Lünendonk-Guide stehen die Dienstleister im Hinblick auf die Prozessindustrie vor einigen wesentlichen Herausforderungen: Sie haben es erstens mit hochsensiblen Produktionsanlagen und Verfahrenstechniken zu tun, die verfügbar und sicher sein müssen. Zweitens laufen in den Anlagen extrem energie- und rohstoffintensive Produktionsprozesse, deren Kosten vor dem Hintergrund steigender Preise existenzbedrohlich werden könnten. Diese Kosten stellen derzeit die größte Herausforderung für deutsche Industrieunternehmen dar, nicht nur aber gerade für die Unternehmen der Prozessindustrie.
Dienstleister der Prozessindustrie können an der Stelle ihr Know-how zu Prozessoptimierung und Energieeffizienz einbringen. Außerdem müssen sie neue Geschäftsfelder in ‚energienahen Segmenten öffnen und erschließen lassen‘. Das könnten sein der Auf- und Ausbau der regenerativen Energien, die dezentrale Erzeugung und Speicherung von Strom sowie der absehbare Rückbau deutscher Atomkraftwerke. Eine weitere Herausforderung ist, so der Guide, der hohe Anteil an ungeplanten und unvorhergesehenen Service-Einsätzen. Damit steigen die Anforderungen an Qualität und Zuverlässigkeit der Mitarbeiter. Last but not least müssen die Dienstleister integrierte Konzepte entwickeln, um möglichst früh und umfassend beteiligt zu sein.