Digitale Lösungen als Wertschöpfungshebel in der Chemieindustrie
In der Chemieindustrie bleibt der Druck auf Kosten und Effizienz hoch. Marktteilnehmer sehen sich steigenden Energiekosten, alternden Anlagen, demografischen Wandel und erhöhten Compliance-Anforderungen ausgesetzt. Und obwohl die digitale Transformation breit diskutiert wird, tun sich viele Unternehmen schwer, diese in messbare Erfolge zu übersetzen.
Fernando Cruzado, David Sedge, Gernot Schaefer, Efeso
Die eigentliche Chance liegt nicht darin, zwischen digitaler Innovation und klassischer Leistungsverbesserung zu wählen – sondern darin, beides zu verbinden. Es sind keine konkurrierenden Optionen, sondern komplementäre Dimensionen derselben Herausforderung.

Das Bestehende gezielt verstärken
Chemieanlagen sind komplexe Ökosysteme, in denen jede Verbesserung zählt. Bewährte Methoden – etwa Reliability-Programme, Lean Maintenance oder strukturierte Leistungssteueuerung – bleiben unerlässlich. Werden sie jedoch durch digitale Hebel ergänzt, entsteht ein exponentieller Effekt.
Elemente wie z.B. automatisierte Prozessregelung, prädiktive Instandhaltung, digitales Shopfloormanagement und mobile Instandhaltungs-Workflows steigern Effizienz und Effektivität. Ein europäischer Hersteller senkte zum Beispiel die ungeplante Stillstandszeit innerhalb eines Jahres um 22 %, indem er prädiktive Tools mit strukturierten Reliability-Programmen kombinierte – dadurch wurden 4,7 Millionen Euro an Kapazität freigesetzt und die Instandhaltungskosten um 15 % reduziert.
Es geht also nicht um „Technology first“ – sondern um „Value first, enabled by technology“.
Effekt vor Hype
In einem Umfeld voller Optionen ist selektives Vorgehen keine Einschränkung – sondern eine Notwendigkeit. Der Impuls, breite Digitalisierungsprogramme aufzusetzen, führt oft zu einem „Flickenteppich“ und Ermüdung der Organisation. Technologie kann verlockend sein – doch echte Wirkung entsteht nur durch den Einsatz der richtigen Lösung für das richtige Problem, nicht durch das Hinterherlaufen bei Trends. Echte Transformation erfordert eine klare Verbindung zwischen einem Geschäftsproblem und passender Lösung.
Entscheidend ist also Fokus. Fragen Sie sich: Wo kommen wir heute nicht weiter? Was könnten wir mit besserer Transparenz, schnelleren Entscheidungen oder intelligenterer Instandhaltung freisetzen? Digitale Werkzeuge sollten stets diesen Antworten dienen – und nicht von ihnen ablenken.
Erfahrungen aus digitalen Transformationen
Die Erfahrung aus Projekten zeigt: Geschwindigkeit, Lernbereitschaft und Pragmatismus zählen mehr als Perfektion. Die folgenden Prinzipien helfen, digitale Initiativen für Organisation wirksam werden zu lassen:
- Business-orientierte digitale Lösungen: Business-Pull statt Technology-Push
- Klarer Pfad vom Pilot zur Skalierung: schnell starten, rasch lernen, Bewährtes ausrollen – und selektiv bleiben
- Integrierter Transformationsansatz: Prozesswissen der Mitarbeitenden nutzen – für Akzeptanz und beste Lösungen sorgen
- Solider Business Case & Messung der Wirkung: auf klaren Business Case bestehen und Ergebnisse verfolgen/nachweisen
- Change Management & Führungsbeteiligung: in eine glaubwürdige Change-Story investieren und die Organisation mitnehmen
Diese Prinzipien sind einfach – aber ihre konsequente Anwendung entscheidet oft über den Erfolg einer Transformation oder das Scheitern eines weiteren Piloten.
Ein neuer Blick auf Digitalisierung
Digitale Wertschöpfung in der Chemie dreht sich nicht nur darum, die Zukunft mit Technologie abzusichern. Es geht darum, die Leistung im hier und jetzt zu stärken. Führungskräfte sind gefordert, Digitalisierung nicht als separaten Weg zu sehen, sondern als Hebel für konkrete Verbesserungen in Sicherheit, Effizienz und Zuverlässigkeit zu nutzen.
Dazu gehört auch Fokus: Priorität hat, was funktioniert – nicht, was im Trend liegt. Digitale Tools müssen mit dem operativen Shopfloor Know-how verbunden werden.
Am Ende geht es nicht um Technologieeinführung – sondern um Leistungssteigerung - getragen von denen, die sie täglich liefern.

Fernando Cruzado
Partner & Co-Leiter des Bereichs Chemie
Efeso Management Consultants

David Sedge
Partner & Co-Leiter des Bereichs Chemie
Efeso Management Consultants

Gernot Schaefer
Partner, Co-Leiter für Digital & KI
Efeso Management Consultants
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