News

Lanxess und Advent an DSM-Kunststoffsparten interessiert

31.01.2022 - Die Konsolidierung im Markt für Hochleistungskunststoffe nimmt Fahrt auf.

Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Finanz- und Unternehmenskreise berichtet, arbeitet Lanxess zusammen mit dem Finanzinvestor Advent International an einem Gebot für das Kunststoffgeschäft von DSM. Ein Deal würde die Konsolidierung im Markt für Hochleistungskunststoffe vorantreiben.

Strategische Weichenstellungen beider Chemieunternehmen wurden im vergangenen Herbst eingeleitet: Mitte September 2021 gab DSM bekannt, im Zuge einer Umstrukturierung mit der Prüfung strategischer Optionen für seine Materialgeschäfte zu beginnen. Mitte November 2021 hat Lanxess seinen Geschäftsbereich High Performance Materials (HPM) in eine eigenständige rechtliche Gesellschaftsstruktur überführt. Eine Kombination der beiden Geschäfte könnte einen Kern für weitere Übernahmen auf dem Markt bilden.

Advent International ist mit mehr als 30 erfolgreich durchgeführten Transaktionen einer der erfahrensten Private-Equity-Investoren in der Chemieindustrie. Erst Mitte Juli 2021 hatte der Investor den 2013 im Rahmen eines Carve-outs erworbenen und als eigenständiges Unternehmen etablierten Kunstharzhersteller Allnex für rund 4 Mrd. EUR verkauft.

DSM will sich auf die Aktivitäten in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Biowissenschaften fokussieren. Seinen Geschäftsbereich Resins & Functional Materials (RFM) hatte das niederländische Unternehmen bereits im Frühjahr 2021 an Covestro verkauft. Die verbliebenen Kunststoffsparten Engineering Materials und Protective Materials passen nicht in die neue Strategie. DSM prüfe strategische Optionen - einschließlich eines möglichen Verkaufs - für beide Materials-Geschäftsbereiche, die zuletzt zusammen gut 1,5 Mrd. EUR Umsatz erzielten.

Mitte November 2021 hat Lanxess seinen Geschäftsbereich High Performance Materials (HPM) in eine eigenständige rechtliche Gesellschaftsstruktur überführt und sich damit in die wachsende Liste europäischer und US-amerikanischer Chemiekonzerne eingereiht, die ihre Aktivitäten im Bereich der technischen Kunststoffe veräußern wollen - auf die eine oder andere Weise. Der Umsatz von HPM liegt im niedrigen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich.

HPM ist einer der führenden Anbieter für Hochleistungskunststoffe, die vor allem in der Automobil- sowie der Elektro- und Elektronikindustrie zum Einsatz kommen. Speziell die Elektromobilität ist ein zukunftsträchtiges Anwendungsfeld für die Kunststoffe, die dort vor allem für Karosserien, Batteriegehäuse und die Ladeinfrastruktur verwendet werden. Dafür hat auch DSM Materialien im Portfolio. Advent könnte einen neuen Global Player für technische Kunststoffe formen und so den Druck auf andere Anbieter wie Arkema, Ascend, SABIC, Celanese oder Hersteller aus Asien erhöhen.

Die Lanxess-Pläne kommen zu den Veräußerungsplänen anderer internationaler Akteure hinzu, rufen aber auch die Kartellbehörden auf den Plan. Die 2017 angekündigten Pläne von Solvay, sein globales PA-Portfolio an BASF zu verkaufen, beschäftigten den Markt bis Ende 2019, als BASF schließlich die Übertragung seines europäischen Polyamid (PA)-Geschäfts an Domo Chemicals abschloss. Im zweiten Quartal 2022 will DuPont aus dem PA-Geschäft aussteigen und sein eigenes PA 6.6-Portfolio zusammen mit seinen PBT- und POM-Geschäftsbereichen veräußern.

Es ist unklar, wie sich der Zusammenschluss des deutschen und des niederländischen Geschäfts auf die Pläne von DuPont auswirken würde. Im Jahr 2003 verkaufte das US-Unternehmen, Erfinder des Polyamids, dem es den Namen Nylon gab, mehr als die Hälfte seiner PA 6.6-Aktiva an die US-amerikanische Koch-Gruppe, die daraufhin ein neues Unternehmen, das unter dem Namen Invista firmiert, gründete. Der Großteil des Portfolios, das bei DuPont verblieb, wird in Europa hergestellt. Da sowohl die Produktionsanlagen von Lanxess als auch die von DSM ebenfalls in Europa konzentriert sind, würde die EU-Kommission sicherlich einen genauen Blick auf wettbewerbsrelevante Fragen werfen, wie sie es bereits bei dem PA-Deal zwischen Solvay und BASF getan hat.