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Mehr Mut zur Kreislaufwirtschaft

Gewaltige Investitionen sind notwendig, um sämtliche zirkuläre Technologien im großen Maßstab umzusetzen

18.03.2022 - Beim Fachpressetag von Plastics Europe Deutschland, dem Verband der Kunststofferzeuger, drehte sich (fast) alles um die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft.

Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, machte eingangs der Veranstaltung deutlich, wie wichtig es angesichts des Kriegs in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf Lieferketten ist, dass die Industrie den Weg der Entkopplung von fossilen Rohstoffen endlich konsequenter und mutiger beschreitet und Ressourcen insgesamt effizienter im Kreis führt.

Neben den enormen Chancen der Kreislaufwirtschaft betonte Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal Institut, auch, wie schwierig sich der Weg dorthin noch gestaltet. Trotz exzellenter theoretischer Debatte, Kriterienkataloge und innovativer Forschungsprojekte. Denn derzeit würde, so führte Wilts aus, schlichtweg noch zu wenig umgesetzt. Im Kontext eines stark ansteigenden Gesamtressourcenverbrauchs weltweit, der hohe CO2-Emissionen und massives Artensterben nach sich ziehe, sei es aber höchste Zeit, sich an die Umsetzung zu machen.

Genau hier knüpfte Sabine Nadherny-Borutin, Generalsekretärin von PlasticsEurope Austria, an. Sie stellte insbesondere die österreichische Initiative Carbon Cycle Circle vor, die aus Unternehmen der Branche, Forschungseinrichtungen und Kunststoff-Think Tanks besteht. Gemeinsam bringen sich diese Akteure als starkes Netzwerk in die Diskussionen um Kreislaufwirtschaft, Klimaneutralität und Ressourcenschonung ein und können aufgrund ihrer Expertise auch gegenüber Regierung und Co. sehr konkrete Vorschläge und Konzepte entwickeln, um die Kreislaufwirtschaft schon heute zu stärken – und sich, wie von Henning Wilts angemahnt, direkt an die Umsetzung zu machen.

Alexander Kronimus, Leiter des Geschäftsbereichs Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft beim Kunststofferzeugerverband, stellte die zirkulären Technologien vor, welche die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft rund um Kunststoffe zur Realität machen sollen. Weg von fossilen Energieträgern und hin zur Kreislaufführung: Diese zwei Ziele könnten gleichzeitig erreicht werden, indem Kunststoffe etwa u.a. mit CO2 hergestellt werden, das so in Kunststoffen gebunden wird und nicht mehr in die Atmosphäre gelangt. Auch Kunststoffe aus Biomasse, v.a. aus Bio-Reststoffen wie organischem Abfall, könnten gleichermaßen in diese beiden Ziele einzahlen. Und auch die zirkuläre Technologie des Recyclings sei laut Kronimus beim Thema Kreislaufführung natürlich essenziell. Konkret ginge es dabei um eine Weiterentwicklung des mechanischen Recyclings sowie großtechnische Anlagen für das chemische Recycling.

Dass dieses chemische Recycling oftmals unterschätzt wird und dieser Verwertungsmethode fälschlicherweise ein viel höherer Energieverbrauch unterstellt wird, als es tatsächlich zutrifft, zeigte Dieter Stapf vom KIT Karlsruhe auf. Um die Recyclingziele zu erreichen, existiere in der EU ein zusätzlicher Bedarf von 11 Mio. t Kunststoffabfällen bis 2030. Mit Mischkunststoffabfällen und dem mechanischen Recycling allein seien diese Mengen nicht zu erreichen. Das chemische Recycling hingegen ermögliche mit relativ geringem Energieaufwand – ein kleiner Teil der Kunststoffabfälle (mittlerer einstelliger Bereich) sei bereits ausreichend zur Energiegewinnung – ein viel umfassenderes Recycling. Schwieriger sei es, das hohe Temperaturniveau zu erreichen und dafür benötige es nun endlich auch großtechnische Anlagen mit dauerhaft hohem Materialumsatz.

So wurde beim Fachpressetag 2022 von Plastics Europe Deutschland wieder einmal deutlich: Es stehen gewaltige Investitionen im Raum, die notwendig sind, um sämtliche zirkuläre Technologien im großen Maßstab umzusetzen. Nun liegt es ebenso an der Branche wie an der Politik, diese Potenziale der Zukunft zügig Realität werden zu lassen!

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