Logistik & Supply Chain

Nachhaltigkeit von Pharma Supply Chains

Camelot „Pharma Management Radar“: Corona-Pandemie zur Neugestaltung von Pharmalieferketten nutzen

14.07.2020 - Die Coronakrise birgt die Chance, Lieferketten weltweit resilient und nachhaltiger zu gestalten: Wie steht die Pharmabranche zum Thema ökologisch nachhaltige Lieferketten?

Die Corona-Pandemie hat uns die Anfälligkeit weltumspannender Lieferketten klar vor Augen geführt. Viele Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre globalen Supply Chains für die Zukunft widerstandsfähiger und flexibler aufzustellen. Aber nicht nur Pandemien, sondern auch der Klimawandel erfordert robuste und flexible Lieferketten. Die durch die Coronakrise bedingte Notwendigkeit zur Neugestaltung der Supply Chains ist eine große Chance, weltweite Lieferketten widerstandsfähig und gleichzeitig nachhaltig zu gestalten. Doch wie steht die Pharmabranche zum Thema ökologisch nachhaltige Lieferketten?

Noch vor dem Ausbruch von Covid-19 ist der Beratungsspezialist Camelot Management Consultants dieser Frage in seiner jährlichen Trendstudie „Pharma Management Radar“ nachgegangen. Dazu wurden Top-Führungskräfte aus über 20 der größten Life-Sciences-Unternehmen befragt, ergänzt um Entscheidungsträger aus der Medizintechnik-Branche.

Nachhaltigkeit als Schlüsseltrend
Wie aktuell und bedeutend das Thema ökologische Nachhaltigkeit für Life-Sciences-Unternehmen ist, zeigt die Frage nach den wichtigsten Branchentrends in den kommenden zwölf Monaten. Obwohl „ökologische Nachhaltigkeit“ in der 10. Ausgabe des Pharma Management Radars erstmals als Antwortmöglichkeit angeboten wurde, sehen die Life- Sciences-Manager das Thema mit 67 % der Nennungen als zweitwichtigsten Branchentrend. An Bedeutung übertroffen wurde es nur von der „Digitalisierung von Prozessen und Geschäftsmodellen“ (81 % der Nennungen).

Doch umweltbezogene Nachhaltigkeit wird nicht nur als Trend gesehen, sondern auch als eine Chance im internationalen Wettbewerb: Nach Ansicht der befragten Manager sind nachhaltige Supply Chains eine wichtige Maßnahme, um den größten globalen Geschäftsrisiken der Pharmaindustrie entgegenzuwirken: steigender Kostendruck (86 %), sich verschärfende regulatorische Anforderungen (62 %) sowie Lieferstabilität (52 %). Einen besonders hohen Stellenwert des Themas Nachhaltigkeit sehen die Studienteilnehmer vor allem in Westeuropa, während ihm in anderen Regionen, wie bspw. den USA, nur eine geringe oder gar keine Bedeutung zugesprochen wird. Dies spiegelt sich auch in der erhöhten Investitionsbereitschaft der Unternehmen in westlichen Märkten (76 %) wider, ein Trend, der sich – bedingt durch die Coronakrise – im Rahmen von Nearshoring-Aktivitäten verstärken dürfte.

Potenziale ökologischer Nachhaltigkeit
Der 10. Pharma Management Radar hat auch die wichtigsten Treiber für die Umsetzung von Nachhaltigkeit in Life-Sciences-Supply-Chain-Organisationen untersucht. Dies sind die Resilienz gegen Umweltrisiken mit 88 % der Nennungen sowie die Verbesserung des Markenimages (76 % der Nennungen).

Was die Resilienz gegen Umweltrisiken betrifft, haben die meisten der befragten Life-Sciences-Unternehmen risikomitigierende Strategien entwickelt und implementiert, um auf Umweltrisiken wie bspw. Überschwemmungen, Brände oder Niedrigwasserstand aktiv reagieren zu können. Allerdings haben die aus den Risikostrategien abgeleiteten Maßnahmen nur bei einem Viertel der befragten Unternehmen zum gewünschten Ziel geführt. Und: Die Kernbereiche der Supply Chain – Beschaffung, Transport und Warehousing – werden vielfach nicht abgedeckt.

Für die befragten Life-Sciences-­Manager ist die ökologische Nachhaltigkeit auch eine wichtige Chance, durch entsprechende Kampagnen das eigene Markenimage zu schützen und zu verbessern. Die Unternehmen sehen sich vor allem bezüglich der Optimierung ihres Energie- und Wasserverbrauchs sowie der Reduzierung von Abfällen und Verpackungen in der Pflicht. Die Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks nimmt einen weniger wichtigen Stellenwert ein, obwohl dieses Thema in den Medien und damit in der allgemeinen Öffentlichkeit eine große Präsenz hat.

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„Umweltbezogene Nachhaltigkeit wird als eine Chance im internationalen Wettbewerb gesehen.“

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Innerhalb der Supply Chain werden den Bereichen Transport und Verpackung die größten Verbesserungspotenziale zugesprochen. Zu den Maßnahmen für einen ökologisch nachhaltigeren Transport zählen vor allem eine bessere Kapazitätsauslastung sowie die Verwendung weniger umweltbelastender Transportmittel, wie z.B. der Ausbau des Zugverkehrs sowie der Wechsel von Flug- auf Schiffsverkehr. Eine Veränderung der Produktverpackung wird interessanterweise noch vor dem Umstieg auf nachhaltigere Transportmittel als zweitwichtigster Hebel für Verbesserungen genannt.

Erste Ansätze von Nachhaltigkeit
Betrachtet man die tatsächliche Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Supply Chain, ist das Bild jedoch – noch – ernüchternd. Die befragten Unternehmen befinden sich nach eigener Aussage noch nicht oder erst in einer frühen Phase der Umsetzung von konkreten Maßnahmen.
Getrieben werden die Maßnahmen vor allem durch das Top Management. Bewusstseinsbildung (81 %), Status-quo-Ermittlung (69 %) und die Definition von Zielen und Messwerten (69 %) haben dabei die höchste Priorität, ohne die finanziellen Vorteile aus den Augen zu lassen. Die Definition klarer Verantwortlichkeiten, eine taktische und operative Umsetzung, das Monitoring sowie eine detaillierte Analyse, Simulation und Bewertung der Maßnahmen steht weitestgehend noch aus.

Was erschwert die Umsetzung?
Da sich die pharmazeutische Industrie in einem stark durch GMP- und GDP-Anforderungen regulierten Umfeld bewegt, erschwert der Mangel an Alternativen zum aktuellen Vorgehen (71 %) den Einsatz nachhaltiger Praktiken in Produktion / Verpackung sowie Transport (je 35 % der Nennungen) maßgeblich und bremst den Innovationsdrang hinsichtlich des Nachhaltigkeitsgedankens. Entsprechend wird die Unterstützung aus der gesamten Organisation bei der Umsetzung von Verbesserungsansätzen benötigt, die 53 % der Befragten derzeit allerdings noch als unzureichend beurteilen.

Da 94 % der Studienteilnehmer davon ausgehen, dass das Thema ökologische Nachhaltigkeit in ihren Unternehmen in den nächsten fünf Jahren eine zunehmende oder stark zunehmende Relevanz haben wird, sind weiterführende Anstrengungen zu erwarten. Neben dem erforderlichen Bestimmen der Ausgangssituation und dem Bedarf, Stati und Fortschritte überhaupt erst einmal messbar zu machen, sind insbesondere eine ehrliche Kostenbewertung der Risiken sowie pragmatische Maßnahmen erforderlich, um die dringend nötigen Erfolge in Richtung Klimaneutralität zu erzielen.

Entscheidend wird es dabei sein, alle Mitarbeiter sowie die Partner in der Lieferkette mit einzubeziehen. Positiv stimmt, dass mit 69 % der Nennungen die große Mehrheit der befragten Life-Sciences-Manager Nachhaltigkeit nicht als Nachteil für die globale Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen sieht – eine gute Voraussetzung für zukünftige Nachhaltigkeitsinitiativen in Supply Chains der Life Sciences.

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