Logistik & Supply Chain

Energieautarkie durch Logistikimmobilien

Fotovoltaik für die Logistik – Energie für die Kommune

18.04.2023 - Mit Blick auf die ausgedehnten Dächer von Logistikimmobilien besteht eine berechtigte Hoffnung, dass Industriebetriebe praktisch mehr Strom produzieren könnten, als sie verbrauchen.

Beiträge zur dringend benötigten Energiewende kann u.a. die Chemie­logistik leisten, nicht zuletzt durch die Nutzung von Fotovoltaik als nachhaltigem Energielieferanten für die eigene Produktion. Denn die ausgedehnten Dach- und Fassadenflächen der Logistik- und Parkflächen bieten ausreichend Platz zur Unterbringung Tausender Quadratmeter Solarpanels pro Immobilie. Der gewonnene Strom kann zur Herstellung von grünem Wasserstoff genutzt werden. Oder er kann ins öffentliche Netz eingespeist werden – ein echter Selling Point für die Kommunen, die von den Energieüberschüssen profitieren können.

Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und der damit verbundene Importstopp von russischem Gas hat die Energiewende in Deutschland deutlich beschleunigt. Wirtschaftsminister Robert Habeck formulierte diesbezüglich den einzuschlagenden Weg: „Nur mit mehr erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz werden wir unsere Unabhängigkeit stärken. […] Das heißt aber auch: weg vom Intensiv-Verbrauch, hin zu Energieeinsparung und Energieeffizienz.“ Pragmatischer denn je wird heute nach alternativen Energiequellen und Maßnahmen zur Einsparung gesucht. Unternehmen, die dabei helfen, sind hart umkämpft.

„Punkten kann der Bereich Logistikimmobilien aktuell mit einer Vielzahl innovativer Konzepte…"

 

Logistikinitiativen werben für Energieautarkie

Dass Industriebetriebe praktisch mehr Strom produzieren könnten, als sie verbrauchen, klingt zunächst futuristisch. Doch mit Blick auf die ausgedehnten Dächer von Logistikimmobilien besteht hierauf eine berechtigte Hoffnung, so die Initiative Logistikimmobilien (Logix) als Mitglied des Branchenzusammenschlusses ‚Power of Logistics‘. Konkret diskutiert werde derzeit, wie durch ausgedehnte Fotovoltaikanlagen auf Lagerhallen, durch Windräder in Gewerbeparks, aber auch Blockheizkraftwerke und Wasser-Wärmepumpen nicht nur der eigene Strombedarf gedeckt, sondern echte Beiträge zur Energieautarkie der Kommunen und Gemeinden geleistet werden könnten.

„Logix versteht sich als Vermittlerin zwischen den Stakeholdern bei der Planung, Entwicklung und Ansiedlung von Logistikimmobilien,“ erklärt Malte-Maria Münchow, Sprecher der Logix-Initiative. „Punkten kann der Bereich Logistikimmobilien aktuell mit einer Vielzahl innovativer Konzepte und Nachhaltigkeitsstrategien. Nicht zuletzt mit neuem Schub zur Nutzung von Logistikanlagen als Energielieferant für die Kommunen.“

Angetrieben wird die Diskussion auch durch die im Rahmen der Bundesvereinigung Logistik (BVL) neu gegründeten Initiative ‚Power of Logistics‘, zu deren ersten Mitgliedern die Initiative Logistikimmobilien gehört.

„Mit der Initiative ‚Power of Logistics‘ möchten wir das Potenzial von Logistikimmobilien für die Energiewende hervorheben und den Ausbau regenerativer Energien sowie die Nutzung überschüssiger Kapazitäten aus der Logistik vorantreiben“, erläutert Kuno Neumeier, CEO der Logivest Gruppe und Sprecher des Themenkreises Logistikimmobilien der BVL zu ‚Power of Logistics‘. „Dabei diskutieren wir sowohl die Herausforderungen bei der Installation und Nutzung von Fotovoltaikanlagen als auch die Schwierigkeiten bei der Darstellung der exakten Energieverbräuche und die Möglichkeiten, Energie zu sparen. Ein gravierendes Problem ist beispielsweise die aktuelle Datenlage, denn um Energieeinsparpotenziale heben zu können, braucht es zuverlässige Daten zu den Verbräuchen. Deshalb startet ‚Power of Logistics‘ gemeinsam mit der P3 Group nun ein Pilotprojekt, in dem die exakten Verbräuche in Logistikimmobilien gemessen werden, mit der Zielsetzung, dass Lastspitzen vermieden und der Gesamtverbrauch gesenkt werden kann.“

 

„Mit der Initiative ‚Power of Logistics‘ möchten wir das Potenzial von Logistikimmobilien für die Energie­wende hervorheben..."

 

Wer hat die größten (Dach-)Flächen?

Von Seiten der Forschung und Technik kann das Potenzial aufgezeigt werden. Um es auszuschöpfen, müssten allerdings alle an einer Logistikimmobilie beteiligten Stake­holder einbezogen werden.

„Die Hälfte aller Logistikimmobilien befindet sich vermutlich im dezentralen Raum, also auf dem Gebiet kleiner bis mittlerer Kommunen. Mit baulichen Fragen sind diese häufig hoffnungslos überlastet, sowohl personell als auch hinsichtlich des notwendigen Know-hows“, erläutert Alexander Nehm, Professor für Logistik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim. „Unter aktuellen Bedingungen – zum Beispiel Netzanschluss oder bürokratische Hürden – scheint die Zielerreichung zur Sisyphus-Aufgabe zu werden, wenn die große Menge an Privathaushalten sich mit Fotovoltaikanlagen ausstattet und an das Netz genommen werden muss. Eine naheliegende Lösung ist daher, diejenigen energetisch zu ertüchtigen, die die größten gewerblichen Flächen in der Kommune bewirtschaften.“

Zumindest könne so ein Vielfaches an bürokratischen Einzelvorgängen vermieden werden. Neben Fotovoltaik sind großflächige Gewerbeparks ebenso geeignete Standorte für Windräder, zumal diese eine sehr geringe Bodenfläche für sich beanspruchen. Weitere Technologien wie Blockheizkraftwerke, Wasser-Wärmepumpen und Geothermie unterstützen die Energiewende zusätzlich.

Mit Blick auf die Zukunft bieten sich somit auch für die Chemielogistik ganz neue Ansätze und Chancen. Künftig könnten hier kleine kommunale Kraftwerke entstehen, die sowohl via Solarenergie als auch durch Windkraft Energie erzeugen. Diese Gebäude wären ein wichtiges Puzzlestück zur Erreichung der kommunalen Energieziele. Da zukünftig auch die ESG-Kriterien immer anspruchsvoller werden, ist die Doppelnutzung einer solcher Immobilie nur konsequent. Denn selbst im Falle eines Leerstands bleibt immer noch die Energiegewinnung als Risikoabdeckung – insbesondere für die Kommune.

 

© Logix
Mit der Initiative „Power of Logistics“ sollen das Potenzial von Logistikimmobilien für die Energiewende hervorgehoben und der Ausbau regenerativer Energien sowie die Nutzung überschüssiger Kapazitäten aus der Logistik vorangetrieben werden. © Logix

 

Grünen Wasserstoff herstellen, für eigene Flotte nutzen

Ein Anwendungsfall für den Strom aus Fotovoltaikanlagen im Immobilienbereich ist auch das Erzeugen grünen Wasserstoffs, der mit Hilfe eines Elektrolyseurs komprimiert und gespeichert wird. Als Kraftstoff kann dieser nun für die Fahrzeuge oder zur Rückverstromung (inkl. Wärmeerzeugung) über eine Brennstoffzelle genutzt werden. Je nach Auslegung bzw. Größe der Anlage kann so ein gewisser Teil des Wärmeenergiebedarfs sowie des Strombedarfs zeitgerecht erzeugt werden. Wasserstoff hat eine hohe Energiedichte, was bedeutet, dass viel Energie auf einer relativ kleinen Grundfläche gespeichert werden kann, was auch für Immobilien von Vorteil ist.

Bereits heute werden Fotovoltaik- und Windkraftanlagen genutzt, um überschüssigen Strom in Form von Wasserstoff zu speichern und so die Belastung des Stromnetzes zu verringern. Auf dieser Grundlage lassen sich ebenso sog. Mikrogrids in ländlichen Gebieten aufbauen, um ganze Gemeinden teils mit grünem Wasserstoff zu versorgen und so den CO2-Fußabdruck zu verringern.

 

„Eine naheliegende Lösung ist, diejenigen energetisch zu ertüchtigen, die die größten gewerblichen Flächen in der Kommune bewirtschaften."

 

Initiative zeigt Potenzial fortschrittlicher Logistikimmobilien

Potenziale wie dieses zeigt Logix auf und lädt die Gemeinschaft zum Dialog ein. Beispiele für Innovation und Nachhaltigkeit finden sich unter den Preisträgern des Logix Awards, der seit dem Jahr 2013 im zweijährigen Turnus an herausragende Logistikimmobilienprojekte vergeben wird. Unter den Finalisten befinden sich Leuchtturmprojekte, die sich durch Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und soziale Aspekte in der Gebäudekonzeption auszeichnen. Sie zeigen, dass die Logistikimmobilie im Wettbewerb unter den Assetklassen in Zukunft durch den Zweitnutzen als Kraftwerk die Nase vorn haben könnte.

 

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