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VCI: Chemieproduktion wieder im Plus

11.11.2020 - Nach coronabedingten Rückschlägen im ersten Halbjahr hat sich das Geschäft der chemisch-pharmazeutischen Industrie im dritten Quartal 2020 erholt. Doch die Unsicherheit nimmt wieder zu.

Die Produktion in Deutschlands drittgrößter Industriebranche stieg im Vergleich zum Vorquartal. Die reinen Chemiesparten ohne Pharma verzeichneten einen besonders kräftigen Zuwachs. Branchenumsatz und Erzeugerpreise entwickelten sich auch positiv. Alle Kennzahlen lagen aber deutlich unter Vorjahr.

Die weltweite Wirtschaftskrise ist außerdem noch lange nicht überwunden. Mittlerweile hat sich die zweite große Infektionswelle aufgebaut. Viele europäische Länder und Deutschland haben die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz massiv verstärkt. Die Geschäftsaussichten der Chemieunternehmen haben sich daher zuletzt wieder eingetrübt.

VCI-Präsident Christian Kullmann sagt zur Lage der Branche: „Der Chemie steht nach der aktuellen Erholung ein schwieriges Schlussquartal bevor. Auch wenn der Auftrieb in der Industrie stark war, droht durch Corona ein neuer Dämpfer. Wirtschaft und Gesellschaft sind gefordert, durch wirksame Maßnahmen und richtiges Verhalten das Infektionsrisiko einzudämmen. Die Bundesregierung muss verhindern, dass es zu dauerhaften wirtschaftlichen Schäden kommt.“

Prognose
Der VCI geht für 2020 weiterhin von einem Produktionsrückgang in der chemisch-pharmazeutischen Industrie von 3,0% aus. Bei rückläufigen Preisen (– 2,0%) sinkt der Branchenumsatz um 6,0% auf 186,4 Milliarden EUR.

Produktion
Im Vergleich zum Vorquartal stieg die Chemieproduktion inklusive Pharma von Juli bis September 2020 um 1,9%. Das reine Chemiegeschäft legte sogar um 4,9% zu, da die Nachfrage aus der Industrie anzog. Die Kapazitätsauslastung der Anlagen stieg von 77,5% auf 81,6%.

Erzeugerpreise
Chemische Erzeugnisse waren im dritten Quartal 0,5% teurer als im Vorquartal, aber 2,6% günstiger als im Vorjahr. Niedrige Ölpreise und die insgesamt schwache Nachfrage verhinderten stärkere Preisanstiege.

Umsatz
Von Juli bis September 2020 legte der Branchenumsatz gegenüber dem Vorquartal um 2,8% auf 43,8 Milliarden EUR zu. Wachstumsimpulse kamen aus dem Inlandsgeschäft, das um 3,5% stieg. Die Verkäufe an Kunden im Ausland wuchsen um 2,5%. Insbesondere das für die Branche wichtige Europageschäft entwickelte sich positiv.

Beschäftigung
Die Zahl der Arbeitsplätze in der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist im dritten Quartal trotz der Corona-Pandemie noch stabil geblieben. Die Unternehmen beschäftigten zuletzt knapp 464.000 Mitarbeiter und sicherten die Arbeitsplätze, wo es nötig war, unter anderem mit Kurzarbeit.

Ausblick
Der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie steht ein schwieriges viertes Quartal bevor. Der Erholungsprozess könnte einen kräftigen Dämpfer bekommen. In Teilen des Chemiegeschäftes drohen Rückschläge. Bei anderen Chemieprodukten wie Seifen, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln dürfte hingegen die Nachfrage wieder anziehen. Zudem werden die Behinderungen der Geschäftstätigkeit durch Krankenstand bzw. Quarantänemaßnahmen, durch erneute Störungen der Lieferketten sowie durch Auftragsstornierungen zunehmen. Unter dem Strich dürften sich die Branchenkennzahlen zum Jahresende nicht mehr verbessern. Sollte ein umfassender Lockdown vermieden werden können, rechnet der VCI weiterhin mit einem Produktionsrückgang von 3,0%. Wegen rückläufiger Preise (-2,0%) sinkt der Branchenumsatz um 6,0% auf 186,4 Mrd. EUR. Das Auslandsgeschäft dürfte um 6,0% zurückgehen. Im Inlandsgeschäft sieht es mit einem Minus von 5,5% nur geringfügig besser aus.

Kontakt

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