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Chemie-Tarifrunde: Zwischenergebnis mit Brückenlösung

05.04.2022 - Nachdem die Chemie-Tarifverhandlungen am 22. März ergebnislos vertagt worden waren, konnten sich die Chemie-Sozialpartner IGBCE und BAVC heute in Wiesbaden nach intensiven Gesprächen auf ein Zwischenergebnis mit einer Brückenlösung verständigen. Die 580.000 Tarifbeschäftigten der Branche erhalten eine einmalige Brückenzahlung in Höhe von 1.400 EUR. Auch bei weiteren Themen gab es eine Einigung. Im Herbst wird weiter verhandelt.

Der russische Angriff auf die Ukraine mit all seinen Folgen hat die Rahmenbedingungen auch für Chemie-Tarifrunde 2022 von Grund auf verändert. In der zweiten Runde der Chemie-Tarifverhandlungen konnten IG BCE und BAVC eine finanzielle Brücke für die rund 580.000 Beschäftigten bauen, die die explodierenden Energiepreise und hohen Teuerungsraten ausgleicht und zugleich die Unternehmen in dieser schwierigen Lage nicht überfordert. Am frühen Dienstagmorgen einigten sich die Sozialpartner auf ein verantwortungsvolles Zwischenergebnis, das den Anforderungen gerecht wurde.

Die Zwischenlösung überbrückt den Zeitraum von sieben Monaten bis Oktober – dann sollen die Tarifverhandlungen fortgesetzt werden, um zu klären, inwieweit die kurzfristig gegen die ausufernde Inflation wirkende Entlastung in eine nachhaltige, tabellenwirksame Entgelterhöhung überführt werden kann.

Einerseits ist die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung so groß wie seit Jahrzehnten nicht. Folgerichtig hat der Verband der Chemischen Industrie (VCI) seine Prognose für 2022 zurückgezogen. Andererseits sind explodierende Preise für Rohstoffe und Energie eine zusätzliche schwere Belastung für Unternehmen und Beschäftigte, die seit Kriegsbeginn voll durchschlägt. In dieser Gemengelage einen Tarifabschluss für die etwa 1.900 Unternehmen auszuhandeln, gleicht deshalb einem Drahtseilakt, so der BAVC.

„In dieser Zeit großer Unsicherheit für Beschäftigte wie Unternehmen mussten wir eine Lösung finden, die Inflationslinderung mit Beschäftigungssicherung verbindet“, sagte der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis. „Mit diesem Kompromiss werden die Beschäftigten sofort entlastet und die wirtschaftliche Entwicklung engmaschig bewertet. Unser Ziel bleibt die dauerhafte Steigerung der Entgelte noch in diesem Jahr.“ Von der Brückenzahlung profitierten niedrigere Lohngruppen überdurchschnittlich. „Sie sind es, die besonders unter den aktuellen Preisschüben leiden.“

„Es war ein langer beschwerlicher Weg, die Arbeitgeber mitzunehmen auf unsere Brücke über das Tal der Unsicherheit“, so der Verhandlungsführer und stellvertretende Vorsitzende der IG BCE, Ralf Sikorski. „Diese Zwischenlösung ist alles andere als unsere Wunschvorstellung. Aber sie gibt uns die nötige Atempause, um die geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der kommenden Monate abzuwarten und diese Tarifrunde auf Basis einer dann hoffentlich klareren Datenlage im Herbst fortzusetzen.“

Die Lösung sieht folgendermaßen aus: Die Beschäftigten erhalten spätestens im Mai eine Brückenzahlung von einmalig 1.400 EUR – das entspricht im Durchschnitt über alle Entgeltgruppen einem Volumen von 5,3 %. In wirtschaftlich angeschlagenen Betrieben kann die Brückenzahlung auf 1.000 EUR reduziert werden. Auszubildende erhalten 500 EUR pro Kopf.

In Wiesbaden konnten sich die Sozialpartner zudem auf weitere Punkte einigen:

  • Die Schichtzulage für die besonders belasteten Nachtschichten werden einheitlich auf 20 % angehoben. Das entspricht einem Lohnplus von 1,7 % für die betroffenen Beschäftigten.
  • Mit dem Förderprogramm „AusbildungPlus“ soll die Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen gestärkt und Pandemie-bedingte Defizite der Ausbildungs- und Prüfungsjahrgänge 2022 und 2023 ausgeglichen werden. Es werden 3 Mio. EUR zur Verfügung gestellt, um zusätzliche Lernunterstützung und Hilfe bei der Prüfungsvorbereitung zu bieten.
  • Beim Punkt Mobiles Arbeiten einigten sich IGBCE und BAVC darauf, die Auswirkungen des Mobilen Arbeitens in einer Studie wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Ergebnisse sollen im Laufe des Jahres 2023 vorliegen, dann wird darüber gesprochen, ob möglicherweise tarifpolitische Maßnahmen etwa bei Arbeitsorganisation und Arbeitsschutz notwendig sind.  
  • Beide Seiten haben sich zudem auf Eckpunkte eines Tarifvertrags zur Einführung des so genannten Sozialpartnermodells verständigt, der bis zur Jahresmitte stehen soll. Das Sozialpartnermodell soll die betriebliche Altersvorsorge attraktiver machen, indem es die Möglichkeit für andere Anlageformen und damit höhere Zinsen eröffnet.

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