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Vom Sensor bis zur Logistik

Günther Kech, Mitglied der Geschäftsleitung von Vega, im Interview

29.09.2011 -

Wenn es um die Messung von Füllstand, Grenzstand oder Druck in den verschiedensten Branchen der Prozesstechnik geht, kommt man an einem deutschen Mittelständler aus dem Schwarzwald kaum vorbei: VEGA Grieshaber KG. Sensoren von VEGA sind in chemischen und pharmazeutischen Anlagen, in der Lebensmittelindustrie und der Trinkwasserversorgung, in Kläranlagen und auf Deponien, im Bergbau und bei der Energieerzeugung, auf Bohrinseln, Schiffen und sogar in Flugzeugen im Einsatz. Der Messtechnikhersteller hält am „Made in Germany" fest und hat an seinem Stammsitz in Schiltach kräftig ausgebaut. CHEManager sprach mit Günter Kech, Mitglied der Geschäftsführung von VEGA, über Trends rund um die Messtechnik. Das Interview führte Dr. Volker Oestreich.

CHEManager: Herr Kech, wann ist für Sie der Becher halbvoll und wann ist er halbleer?

Günter Kech: Als Optimist empfinde ich den Becher meistens als halbvoll - das mag auch durch mein positives Arbeitsumfeld begründet sein. Natürlich schaue auch ich genauer hin und versuche Trends zu erkennen ....

... womit wir schon beim Thema „Füllstandsmessung" sind: was sind die aus Ihrer Sicht wichtigsten Fortschritte der letzten Jahre bei der Füllstandsmessung?

Günter Kech: Ich sehe die Modularisierung beim Aufbau der Geräte als eine Bahn brechende Verbesserung der letzten Jahre an - sowohl für die Anwender als auch für die Gerätehersteller. Wir bei VEGA haben uns mit dem plics-Konzept einen deutlichen Vorsprung am Markt erarbeitet, der auch unsere Firma positiv verändert hat: wir: wir denken und agieren noch kundenorientierter und sind noch näher an der Applikation. Wir analysieren die besonderen Spezifika der Aufgabenstellung - also im allgemeinen einer Füllstandsmessung - schlagen die geeignete Messtechnik vor - zum Beispiel Radar, Ultraschall, Mikrowelle - und legen dann mit dem Kunden die Kommunikation des Gerätes mit seiner Umwelt fest - also 4-20mA mit HART, Profibus PA, Foundation Fieldbus oder einfach einen Grenzschalter. Dieses Konzept setzen wir weltweit um mit Erfolg.

Und wie geht es weiter?

Günter Kech: Natürlich entwickeln wir alle Technologien konsequent weiter, um Genauigkeit und Zuverlässigkeit immer weiter zu steigern. Bei der neuen Generation der plics-Geräte können wir zum Beispiel noch kleinere Radarsignale aus dem Rauschen herausfiltern und kleinste Messwerte noch besser erfassen. Aber der entscheidende Punkt ist der, dass wir die Bedienung und die Inbetriebnahme der Geräte noch weiter vereinfachen, wobei wir für jede neue Software und jedes neue Tool die Rückwärtskompatibilität sicherstellen - ein ganz wichtiger Nutzen für unsere Kunden.

Neben dem Messprozess spielt die zuverlässige Übertragung der Daten eine wichtige Rolle. 20 mA mit und ohne HART oder Feldbusse - wann kommen aus der Sicht von VEGA die unterschiedlichen Übertragungsverfahren zum Einsatz und wie sieht die Zukunft aus?

Günter Kech: Wir beliefern ganz unterschiedliche Branchen mit unseren Produkten und bestücken viele Kleinanlagen, die weltweit zum Einsatz kommen - - und da dominiert weiterhin die 4-20 mA-Technik. In unseren 4-20 mA-Messumformern ist HART immer integriert. Ich schätze, dass die Hart-Kommunikation vielleicht in einem Drittel der Fälle wirklich genutzt wird. In der Großchemie sieht das ganz anders aus - hier werden auch Feldbus-Geräte - besonders in Neuanlagen - eingesetzt. Für uns bedeutet das, dass wir etwa 10% unserer Geräte mit Feldbus-Schnitttstelle verkaufen.

Und wie sieht es mit Wireless aus?

Günter Kech: Ich prognostiziere für VEGA-Sensoren einen Wireless-Anteil von 5-10% in 20 Jahren. Ein wirklicher Anwender-Vorteil ergibt sich erst, wenn das Power-Management des Sensors und Wireless wirklich eine Einheit im Gerät bilden und einen Batteriewechsel innerhalb der Lebenszeit des Sensors überflüssig machen. Natürlich gibt es auch heute schon sinnvolle Anwendungen für Wireless-Geräte, aber die bilden die Ausnahme.

Die Integration der Feldgerätedaten in die Leittechnik ist seit langem ein heißes Thema. Wie positioniert sich VEGA bei EDD, FDT und FDI?

Günter Kech: Wir unterstützen die FDT Technologie, wobei wir Wert darauf legen, dass unsere DTM rückwärtskompatibel sind. Dies bedeutet einen gewissen Mehraufwand für uns, aber es bringt einen nicht zu übersehenden Nutzen für den Anwender. Natürlich unterstützen wir auch die EDDL-Technologie; VEGA kann und will sich da nicht abkoppeln. Meine persönliche Meinung zu FDI ist, dass sich dort ein dritter Standard entwickelt: Eine Ablösung von FDT und EDD sehe ich in absehbarer Zeit nicht.

Viele Anbieter von Produkten und Systemen der Automatisierungstechnik steigen verstärkt in das Lösungs- und Systemgeschäft ein - von Differenzierung kann man da kaum noch sprechen ...

Günter Kech: Wir waren schon immer und sind weiterhin nah am Kunden, nah an der Applikation und beraten Anwender und Anlagenbauer und -planer schon in der ganz frühen Phase. Unser Vertrieb ist darauf ausgerichtet, die Anlagen schon in der Anfangsphase kennen zu lernen und Beratung als kostenlosen Service zu leisten . Die richtige Auswahl der Messtechnik ist kein banales Geschäft, sondern beratungsintensiv von Anfang an. Diese Beratung können und wollen wir leisten und damit haben wir unsere vorzügliche Position im Markt gewonnen. Als durchaus erfreulichen Effekt erhalten wir auf Grund unserer installierten Basis natürlich auch viele schon im Detail spezifizierte Aufträge von unseren Kunden, denen kein Angebot vorangegangen ist.

VEGA unterstützt seine Kunden beim Vendor Managed Inventory (VMI) - durch eine enge Verzahnung ihrer Prozesse sollen beide Seiten, Lieferant und Anwender, profitieren. Wie klappt das mit der Bereitstellung aller Bestandsdaten über das Internetportal WEB-VV, und wie viele Kunden machen schon Gebrauch davon?

Günter Kech: Der Vorteil dieses Systems ist dass sich die Kunden nicht um die Füllstandmessung bzw. Übermittlung der Daten kümmern müssen - das ist Teil unserer Dienstleistung - sondern über einen abgesicherten Zugriff die Messwerte über das Internet abfragen können. Eine Integration in das Warenwirtschaftssystem des Kunden ist per Schnittstelle ebenfalls möglich. Über 60 Kunden nutzen bereits diesen Service mit mehr als 850 Messstellen weltweit.

Sie setzen nach wie vor auf das „Made in Germany" und haben an Ihrem Stammsitz in Schiltach kräftig ausgebaut ....

Günter Kech: ... und demonstrieren damit, dass unser Slogan „Auf lange Sicht" gelebte Realität in unserem Unternehmen ist. Zu unserer Unternehmenskultur gehört es, verantwortlich zu sein: verantwortlich gegenüber unseren Kunden, verantwortlich gegenüber unseren Mitarbeitern und auch verantwortlich gegenüber unserer Region, für die wir ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sind. Ich bin davon überzeugt, dass die Qualität und Effektivität unserer Produktion hier in Schiltach - insbesondere in Anbetracht der großen Variantenanzahl unserer Produkte - Weltmaßstäbe setzt. Natürlich erbringen wir dort, wo es aus logistischen Gründen nötig ist, auch Montageleistungen vor Ort. So assemblieren wir unsere Geräte in den USA, in China und seit Neuestem auch in Indien, um Lieferzeiten zu verringern, was uns gleichzeitig auch wieder zusätzliche Komponentenfertigung hier in Schiltach bringt. Dem haben wir mit einem weiteren Ausbau um 10.400 Quadratmeter Rechnung getragen: Seit November 2010 ziehen sukzessive Abteilungen in die neuen Räume. Bis heute haben die Endmontage der Druckmessgeräte, die Produktion der keramischen Druckmesszellen, die Fertigung für Vibrationsgrenzschalter und die Versandabteilung den Neubau bezogen.

Wenn ich aus dem Fenster Ihres Büros sehe, denke ich an Urlaub und beneide Sie um Ihren Arbeitsplatz, Herr Kech. „Arbeiten, wo andere Urlaub machen" könnte eine Devise Ihres Unternehmens bei der Suche nach geeigneten Fachkräften sein. Wie begeistern Sie Nachwuchsingenieure, ihren Berufsweg weitab der großen Zentren zu beginnen oder fortzusetzen?

Günter Kech: Wir arbeiten eng mit den Hochschulen in Furtwangen und Offenburg zusammen und bringen unser Unternehmen den Studenten frühzeitig nahe. Unseren Nachwuchs bilden wir weitgehend selber aus und fördern ihn bis hin zur Hochschulausbildung im dualen Studiengang. Unser Firmenklima ist exzellent, die Fluktuation daher sehr gering, das Know How bleibt im Unternehmen - wir haben also keine besonderen Personalprobleme.

Wie lange sind Sie schon bei VEGA, Herr Kech?

Günter Kech: Ich habe in diesen Tagen mein 40jähriges Firmenjubiläum gefeiert ...
... was Ihre Aussagen eindrucksvoll unterstreicht! Ich bedanke mich ganz herzlich für das interessante Gespräch. 

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