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Nachgefragt: Der Markt für Batteriematerialien wächst rasant

12.08.2010 -

Die Süd-Chemie investiert mehr als 60 Mio. € in die Produktion von Lithiumeisenphosphat (LFP) in Kanada (vgl. nebenstehenden Beitrag). CHEManager befragte Dr. Hans-Joachim Müller, Mitglied des Vorstands der Süd-Chemie, zu den Hintergründen der Investition.

CHEManager: Mit der neuen Anlage in Kanada werden Sie die Produktionskapazität für LFP an Ihrem Standort in Moosburg fast verzehnfachen. Welche Erwartungen an das Marktwachstum für dieses neuartige Kathodenmaterial haben Sie?

Dr. H.-J. Müller: Unsere aktuelle LFP-Jahresproduktion in Moosburg und Kanada ist komplett ausverkauft. Um die erheblich steigenden Mengenanforderungen unserer Kunden aus Automobil- und Batterieindustrie zuverlässig bedienen zu können, erweitern wir jetzt die Kapazität. Der Markt für Batteriematerialien wächst rasant. Unser LFP, davon sind wir fest überzeugt, wird dabei eine herausragende Rolle spielen. Denn im Vergleich zu anderen Batteriematerialien ermöglicht LFP aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften nicht nur leistungsfähige, sondern auch sehr sichere Batterien mit einem langfristig sehr stabilen Ladeverhalten - ein absolutes Plus für die Elektromobilität wie auch für stationäre Anwendungen. Zahlreiche Automobilhersteller setzen künftig deshalb verstärkt oder ausschließlich auf LFP. Mit unseren zusätzlichen 2.500 t aus der LFP-Produktion in Kanada werden wir ab 2012 die Fertigung von rund 50.000 vollelektrischen PKW im Jahr ermöglichen.

Sie haben ein Herstellungsverfahren entwickelt und patentieren lassen, das es ermöglicht, LFP in einer bislang einzigartigen Qualität zu produzieren. Können Sie etwas über das Verfahren sagen?

Dr. H.-J. Müller: Es handelt sich um ein spezielles nasschemisches Verfahren, das wir bei Süd-Chemie über Jahre hinweg perfektioniert haben. Die Produktionstechnologie für LFP, so hören wir immer wieder vom Markt und von unseren Kunden, ist ein, wenn nicht der, entscheidende Punkt; und unser großer Wettbewerbsvorteil etwa gegenüber amerikanischen Herstellern oder chinesischen Billiganbietern von LFP. Außerdem verfügen wir über eine hervorragende weltweite Patentlage - nicht nur beim LFP selbst, sondern auch bei unserer Herstellungstechnologie.

Wo kann das in Kanada produzierte Speichermaterial außer in Elektroantrieben für Automobile noch eingesetzt werden?

Dr. H.-J. Müller: Schon heute wird unser LFP der Marke Life Power von Herstellern in Amerika und Asien in Akkus von Elektrowerkzeugen und in Elektrorollern eingesetzt. Ein deutscher Automobilbauer bietet zudem als Sonderausstattung für seine Serienmodelle Starterbatterien an, die auf unserem LFP basieren. Großes Zukunftspotential sehen wir neben der Verwendung in Elektroantrieben auch in stationären Hochleistungsbatterien, etwa zur Stabilisierung des Stromnetzes oder zur Speicherung von Strom aus regenerativen Quellen wie Sonnenkollektoren und Windgeneratoren.

Welche Kriterien gaben den Ausschlag dafür, eine neue Anlage in Kanada zu errichten und nicht die bestehende in Moosburg auszubauen?

Dr. H.-J. Müller: Für Kanada haben wir uns entschieden, da wir am dortigen Standort mit unserer auf Batteriematerialien spezialisierten Tochtergesellschaft Phostech seit einigen Jahren bereits eine Produktionsanlage für LFP betreiben. Diese Erfahrung können wir nutzen, um möglichst schnell eine Serienfertigung zu realisieren. In Moosburg betreiben wir eine wichtige Technikumsanlage, die wir auch in Zukunft zur weiteren Forschung und zur Optimierung unserer Prozesse voll nutzen werden.