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Branchenübergreifende Schnittstellen

Vernetzung ist die Basis zukunftsfähiger Wirtschaftsstrukturen

14.09.2012 -

Vor rund 20 Jahren begann weltweit die große Scheidungswelle zwischen der Chemie- und Pharmaindustrie. Heute finden sich beide Disziplinen nur noch selten unter einem Konzerndach. Dessen ungeachtet wurden vielfältige neue Verbindungen eingegangen, und zwar verstärkt mit branchenfremden Partnern. Gerade diese übergreifende Vernetzung ist es, die den Weg in eine erfolgreiche Zukunft weist - sei es für die Chemie- und Pharmaindustrie als auch für die deutsche Wirtschaft insgesamt.

„Man muss zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt am richtigen Ort sein", diese einfache Erfolgsformel gilt für die Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie ebenso wie für die Medienbranche. Als 1992 die erste Ausgabe des CHEManager erschien, waren die Zeiten stürmisch - und zwar in mehrfacher Hinsicht. Die Öffnung der Grenzen nach Osten hatte der Globalisierung Tür und Tor geöffnet. Auf dem Radar tauchten neue Märkte mit großem Potential auf, ebenso aber neue Wettbewerber, die vor allem in der Basischemie das gewohnte Preisgefüge schnell durcheinander brachten. Die aufstrebende Konkurrenz aus China und Indien tat ihr übriges hinzu. Als dann noch die erste Konjunkturkrise der Nachwendezeit einsetzte, blieb in vielen - vormals großen, integrierten - Chemie-Pharmakonzernen nichts mehr beim Alten.

Separation und neue Verbindungen

Die Scheidungswelle zwischen Chemie und Pharma begann. Zwei Segmente, die jahrzehntelang quasi als siamesische Zwillinge galten, wurden in den meisten Unternehmen getrennt und je nach strategischer Portfolio-Neuausrichtung verkauft oder zugekauft. „Vom Alleskönner zum großen, global agierenden Spezialisten" war die Maxime. Und viele Unternehmen haben mit dieser Strategie ja auch bis heute großen Erfolg.
Der CHEManager hingegen „ignorierte" die beschriebene Separation und hat sich in den letzten zwanzig Jahren als führendes Medium für beide Industrien etabliert. Wie konnte dies gelingen? Augenscheinlich war es das richtige Medienangebot zur richtigen Zeit. Besonders im Fokus steht dabei bis heute der klare, branchenübergreifende Blick auf Trends und Treiber der Zukunft: Globalisierung, der Zwang zur Ressourceneffizienz, die demografische Entwicklung und nicht zuletzt der Trend zum Lifestyle-Konsum. Dies sind die Themen, die beide Märkte - Chemie und Life Sciences - mehr denn je bewegen.

Im Zuge dieser Entwicklungslinien lösen sich derzeit - nicht nur in diesen beiden Industrien - viele traditionelle Schnittstellen der Wertschöpfung rasant auf. Das ist die eine Seite der Medaille, auf der anderen Seite werden vielfältige neue Verbindungen eingegangen, insbesondere mit vormals branchenfremden Industrien als Partnern. Beispielsweise stehen heute Maschinen- und Automobilbauer, Energieversorger, Elektroingenieure - und eben auch Chemiker - gemeinsam in einem Labor, um in einer konzertierten Aktion das Elektromobil in die Rentabilität zu fahren. Dies zeigt: An den neuen, branchenübergreifenden Schnittstellen spielt die Musik. Hier entsteht das wirklich Innovative. Die Chemie nimmt dabei vielfach sogar eine Schlüsselposition ein, beispielsweise im Leichtbau oder bei der Entwicklung des Brennstoffzellenantriebs.

Zusammenarbeit aus neuen Motiven

Die steigende Komplexität der Märkte und Technologien fordert mithin ein hohes Maß an Kooperation, allerdings unter veränderten Vorzeichen. Früher ging es vor allem darum, durch Zusammenschlüsse von Unternehmen einer Branche an Größe und Schlagkraft auf den hart umkämpften, globalen Märkten zu gewinnen. Heute werden diese „Joint Ventures unter Gleichen" immer mehr abgelöst durch „Link Ventures unter - vormals - Fremden", um so an Innovationskraft und Entwicklungsdynamik zuzulegen. Branchenübergreifende Vernetzung ist damit der entscheidende Erfolgsfaktor. Dies gilt insbesondere für die deutsche Wirtschaft, die aus Mangel an Rohstoffen und angesichts hoher Energie- und Personalkosten auf diesen innovativen Vorsprung im Markt angewiesen ist.

Dass sich der Trend zur Vernetzung - speziell für Chemie und Pharma - in zählbaren Erfolgen und auch Wachstum niederschlägt, zeigt die Studie „Die industrielle Strukturrevolution - Networking der Zukunft" von Booz & Co und Prognos. Diese basiert auf einer systematischen und konsistenten Neudefinition zukunftsfähiger Wirtschaftsstrukturen. Unter dem Einfluss der geschilderten globalen Megatrends formieren sich sukzessive 16 Querschnittsbranchen wie beispielsweise Mobility & Transportation, Materials & Syntetics oder Healthcare & Wellcare. In der letztgenannten Querschnittsbranche sind insbesondere Unternehmen der pharmazeutischen Industrie, der Medizintechnik, Teile der Fein- und Spezialchemie sowie das Gesundheitswesen gebündelt. Die Neuordnung der Wirtschaftsstruktur bildet also konsequent solche Verbindungen ab, wie sie in diesen Märkten mehr und mehr Realität ist.

Vernetzung: Deutschland setzt Maßstäbe

Der Studie zufolge wird Healthcare & Wellcare in Deutschland bis 2020 mehr als doppelt so stark wachsen wie die Gesamtwirtschaft. Und 0,5 Mio. Menschen mehr als heute werden dann in dieser Zukunftsbranche arbeiten. Damit nicht genug: Auch die wichtigsten Kooperationsbranchen werden sich deutlich überdurchschnittlich entwickeln - seien es Transport & Mobility (z. B. E-Mobility/Leichtbau/Reifen) oder E-Technologies (z. B. Medizintechnik/Flüssigkristalle und OLEDs für die Displaytechnik).

Voraussetzung für eine solch positive Entwicklung ist allerdings ein stetiger, umfassender und vor allem interdisziplinärer Erfahrungsaustausch. Die deutsche Industrie kann hier ihre ganzen Stärken einbringen. Sie ist intern vernetzt wie kaum eine andere auf der Welt. Große Konzerne, leistungsfähige Zulieferer und industrienahe Dienstleister arbeiten nicht nur produktiv, sondern auch überaus innovativ zusammen.
Gerade auch Chemie und Pharma können sich künftig auf ihrem Weg zum Markterfolg gegenseitig befruchten. Die Pharmaindustrie kennt sich hervorragend aus, wenn es um Endkundenorientierung, Markterschließung, Vertriebsorganisation und ein effektives Pricing geht. Die Unternehmen aus der Chemie verstehen besonders viel von Rohstoff- und Energiemanagement und einer effizienten Produktion in globalen Märkten.
Was gilt es festzuhalten? Die deutsche Industrie ist Vorbild für eine erfolgreiche, branchenübergreifende Vernetzung der Wirtschaft. Chemie und Life Sciences nehmen dabei eine Schlüsselfunktion ein.

 

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Dieser Beitrag ist erschienen in der Jubiläumsausgabe "20 Jahre CHEManager" vom 6. September 2012.
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Das ePaper "20 Jahre CHEManager" finden Sie hier.

 

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