Standorte & Services

InfraLeuna nutzt 100 Jahr Feier für neue Investitionen

Interview mit dem Geschäftsführer der InfraLeuna, Dr. Christof Günther, über die neuesten Entwicklungen am Standort

01.03.2016 - In seiner 100-jährigen Geschichte ist Leuna für seine Entwicklungen in der Technologie von Hochdrucksynthesen weltweit bekannt geworden. Heute ist der moderne Chemiestandort ein Synonym für Energieeffizienz. Das 1.300 ha große Areal bietet den über 100 Unternehmen gute Standort- und Wachstumsbedingungen. Dies nutzen derzeit mehrere Unternehmen, um ihre Produktionskapazitäten zu erweitern und kräftig in den Standort zu investieren, wie bspw. die Leuna Harze, die Domo Caproleuna, die Wepa Leuna und allen voran realisiert die Betreibergesellschaft InfraLeuna das umfangreichste Investitionsprogramm seit Ende der Restrukturierung. Sites & Services sprach mit dem Geschäftsführer der Infra Leuna, Dr. Christof Günther, über die neuesten Entwicklungen.

Sites & Services: Herzlichen Glückwunsch zum Standortjubiläum. Hier scheint vieles in Bewegung, neue Investitionen versprechen eine erfolgreiche Zukunft. Welches Projekt war für Sie eine besondere Herausforderung?

Dr. Christof Günther: Das aktuelle Investitionsprogramm hat eine Dimension, wie wir sie seit dem Abschluss der Restrukturierung nicht mehr hatten. Wir werden knapp 100 Mio. EUR zur Stärkung und zum Ausbau unserer Geschäfte investieren. Die Investitionen im Energiebereich möchte ich besonders hervorheben. Auch im Logistikbereich wurde kräftig investiert, denn wir erwarten, dass er in den nächsten Jahren dynamisch wachsen wird.

Sites & Services: Welche konkreten Vorhaben wurden für diese enorme Summe realisiert?

Dr. Christof Günther: Die Investitionen im Energiebereich waren ein großer Kraftakt, bei dem wir in knapp zwei Jahren das gesamte Energiesystem umfassend verändert haben. Diese Veränderungen waren so tiefgreifend, dass man sie nur mit der Umstellung von der Braunkohle auf Erdgas in den 90er Jahren vergleichen kann. Jetzt können wir unser Energiesystem so flexibel fahren wie noch nie und wie es an keinem anderen Standort möglich ist. Dadurch sind wir in der Lage, unseren Kunden hervorragende Konditionen anzubieten. Im Gegensatz zu vielen anderen Versorgern steigen bei uns zu Jahresbeginn die Preise nicht, sondern sie sinken tendenziell. Dieser Aspekt wird sich in den kommenden Jahren positiv auf die Attraktivität des Standortes, auf die Investitionstätigkeit und sicher auch auf Neuansiedlungen auswirken.

Sites & Services: Mit dem Projekt „ProEnergie 2014+“ hat die Betreibergesellschaft einen neuen Weg im Energiebereich eingeschlagen und dafür im vergangenen Jahr von der Deutschen Energie-Agentur (Dena) den „Energy Efficiency Award“ erhalten. Wie wichtig nehmen Sie solche Auszeichnungen?

Dr. Christof Günther: Wir sind sehr stolz, dass unser Energieprojekt als bestes Industrieprojekt in Deutschland diese Ehrung erfahren hat. Die Auszeichnung ist ein Beleg dafür, dass unsere Aktivitäten zur Energieeffizienz nicht nur bei den Kunden, sondern auch in Fachkreisen und der gesamten Branche Beachtung finden.

Sites & Services: Sie sprachen von dynamischen Veränderungen im Logistikbereich. Welche aktuellen Projekte wurden hier realisiert?

Dr. Christof Günther: Rund 70% der am Standort hergestellten Produkte werden bereits auf der Schiene transportiert. Das Bahngeschäft wird weiter wachsen, davon sind wir überzeugt. Da der Übergabebahnhof in Großkorbetha in absehbarer Zeit seine Kapazitätsgrenze erreichen wird, bauen wir unsere Kapazitäten weiter aus. Neben der neuen Bahnbrücke haben wir in neue Lokomotiven, Weichen und Gleise investiert. Und im Norden des Chemiestandortes wird ein neuer Übergabebahnhof für rund 7 Mio. EUR erbaut. Außerdem wird aktuell auch ein neues Gefahrstofflager mit einer Kapazität von 120 Containerstellplätzen errichtet, womit wir das Leistungsangebot für unsere Kunden erweitern. Aber auch im Bereich der Wasserver- und -entsorgung wird kräftig investiert. So wurden bspw. mit dem Neubau eines Mischbehälters der zentralen Abwasserbehandlungsanlage Emissionen vermindert und zugleich die Effizienz der Abwasserbehandlung gesteigert. Unser Ziel ist es, die Infrastruktur nicht nur auf einem modernen Stand zu halten, sondern den Standort durch gezielte Investitionen für die Zukunft zu rüsten.

Sites & Services: Wie wirkt sich die Fülle an Investitionsprojekten auf die Belegschaft aus?

Dr. Christof Günther: Unsere Mitarbeiter haben eine Menge zu tun. Die Umsetzung der Projekte innerhalb kurzer Zeit bedeutet für unsere Mitarbeiter eine große Belastung. Und ich bin sehr froh und stolz darauf, dass die gesamte Belegschaft Schulter an Schulter kämpft, um die Projekte zu realisieren.

Sites & Services: Das Jahr 2016 steht ganz im Zeichen des 100-jährigen Jubiläums des Chemiestandortes. Welche Highlights sind in diesem Jahr geplant?

Dr. Christof Günther: Der Chemiestandort Leuna kann auf eine stolze Historie verweisen, die vielfach maßgeblich für die industrielle Entwicklung Deutschlands und der Chemie weltweit war. Um das Jubiläum zu würdigen, haben wir eine Fülle an Veranstaltungen geplant. Der große Festakt wird am 3. März 2016 stattfinden. Dazu haben wir auch die Bundeskanzlerin und unseren Ministerpräsidenten eingeladen. Im Mai planen wir eine Festwoche mit verschiedenen Veranstaltungen. Die Palette reicht vom wissenschaftlichen Symposium bis zum historischen Chemie-Labor zum Anfassen. Aber auch für Kunstinteressierte konzipieren wir eine Ausstellung mit Kunstwerken, die einen direkten Bezug zum Chemiestandort haben. Diese wird mit einer Ausstellung in der Galerie Moritzburg in Halle korrespondieren. Ein weiteres Highlight wird am 3. September der Tag der offenen Tür sein, den wir gemeinsam mit dem Kreisfamilientag in Leuna ausrichten werden. Und im November wird dann der Wirtschaftsball den festlichen Abschluss des Jubiläums bilden.

100 Jahre Chemiestandort Leuna

Leuna ist mit einer Fläche von 1.300 ha - dies entspricht 1.800 Fußballfeldern - der größte Chemiestandort der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1990 haben sich international tätige Konzerne ebenso wie zahlreiche mittelständische Unternehmen für den Standort entschieden und bis jetzt mehr als 6 Mrd. EUR investiert.

Vor 100 Jahren gegründet, ist Leuna heute ein Industrieareal mit über 100 Unternehmen und etwa 9.000 Arbeitsplätzen. Die InfraLeuna ist Eigentümer und Betreiber der Infrastruktureinrichtungen.

Bereits 1916 begründete Carl Bosch im Auftrag der BASF mit einem Ammoniakwerk die Geschichte des großen Chemiestandortes. Die klugen und vorausschauenden Pläne des großen Chemikers verhalfen Leuna schon nach kurzer Zeit zu internationalem Ansehen.  Nach der industriellen Einführung der Ammoniaksynthese wurde ab 1923 erstmalig im Weltmaßstab Methanol im Hochdruckverfahren hergestellt. Das Jahr 1938 wurde zum Meilenstein in der Geschichte. Die internationale Damenwelt hatte Grund zur Freude: In Leuna gelang die Synthese von Caprolactam zur Erzeugung von Perlon. Die Erfolgsserie bei der großtechnischen Verfahrenseinführung riss nicht ab. Bis zum zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Technologiehochburg zum damals größten Betrieb der deutschen Chemieindustrie. Beispielhaft dafür ist die 1942 in Betrieb genommene, weltweit erste Produktionsanlage zur Herstellung synthetischer Tenside. Auch nach dem Krieg blieb Leuna ein Synonym für Chemie. Von der Produktion unter ostdeutscher Flagge profitieren auch heutige Investoren am Standort. Der ausgezeichnete Rohstoffverbund schließt Erdöl aus Russland und Ethylen aus Tschechien mit ein. 

Mit der politischen Wende in Deutschland begann auch für Leuna ein neues Kapitel. Der Standort entwickelt sich zum Schmelztiegel internationaler Chemieunternehmen: Franzosen, Amerikaner, Belgier und Deutsche  nutzen gemeinsam die Standortvorteile.

Kontakt

InfraLeuna GmbH

Am Haupttor
06237 Leuna
Deutschland

+49 3461 43 0