Logistik & Supply Chain

Lagerflächenbedarf für Chemikalien noch immer groß

Interview mit Claus-Peter Amberger, Vorstand von Loxxess

14.07.2021 - Lagerflächen werden deutschlandweit gesucht. Lagerflächen für Gefahrstoffe sind hierbei in der Regel besonders rar.

Im Rahmen der Coronapandemie hat sich die Situation aus Angst vor Versorgungsengpässen nochmals zugespitzt. In diesem Zusammenhang steigt auch die Nachfrage an entsprechend spezifischen Logistikdienstleistungen. Der Vorstand von Loxxess, Claus-Peter Amberger, erläutert im Interview die aktuelle Lager- und Logistiksituation aus Sicht des Anbieters von Logistikflächen für Gefahrstoffe. Die Fragen stellte Sonja Andres.

CHEManager: Herr Amberger, Lagerfläche ist ein sehr knappes Gut geworden – das gilt insbesondere auch für Chemikalien im Bereich der Gefahrstoffe. Seit über 20 Jahren ist Loxxess in der Gefahrstofflogistik tätig. Herr Amberger, wie schätzen Sie die Lage in diesem Markt aktuell ein?

Claus-Peter Amberger: Im Rahmen der Coronapandemie und der Ängste um Versorgungsengpässe nehmen die Forderungen nach einem Ausbau regionaler Bevorratung und lokaler Produktionsstrukturen systemrelevanter Güter zu. Dies betrifft auch den Bereich der Medizin-, Hygiene- und Pharmaprodukte. Eine Rückverlagerung der Produktionsstätten betrifft dabei die chemische Industrie und bedarf nicht nur hochwertiger logistischer Dienstleistungen, sondern auch der Flächen, auf denen diese abgewickelt werden können.

Die Nachfrage nimmt spürbar zu, dies haben wir bereits zu Beginn der Coronapandemie im Frühjahr 2020 gemerkt. Nachdem die ersten Fälle in Deutschland bekannt wurden, stiegen die Bestellmengen für Desinfektionsmittel aus Großhandel, Handel und Krankenhäusern stark an. In enger Zusammenarbeit mit unserem Kunden konnten wir die Ausgangsleistung in kurzer Zeit um bis zu 40 % steigern.

Ist diese Situation nur eine vorübergehende, auch durch Covid-19 getriebene, oder eine anhaltende Entwicklung?

C.-P. Amberger: Aus meiner Sicht ist es eine anhaltende Entwicklung. Corona wirkt als Treiber vieler bereits bestehender Entwicklungen. Dies gilt auch für den Chemiebereich im Zusammenhang mit Pharmaprodukten und Medikamenten. Im letzten Jahrhundert wurden viele Medikamente noch vollständig in Deutschland hergestellt, nach und nach hat sich die Wertschöpfungskette nach Asien verschoben.

Die Pandemie hat die Abhängigkeit der nationalen Wirtschaft von internationalen Beschaffungsmärkten deutlich gemacht. Aber bereits 2017 klagten viele Krankenhausapotheken über Engpässe bei wichtigen Arzneimitteln wie zum Beispiel Narkosemitteln. Die Frage lautet deshalb, wie wir angesichts zukünftiger globaler Krisenfälle, wie politischer Konflikte oder dem Klimawandel, die Versorgungssicherheit mit wichtigen, chemischen Produkten garantieren können.

Sieht sich Loxxess für diese Entwicklung gut gewappnet?

C.-P. Amberger: Ja. Bei Loxxess verfügen wir über zwei Standorte, Neuburg an der Donau und Haiming in Oberbayern, die speziell auf Gefahrstofflagerung und -handling ausgerichtet sind. Am Standort Neuburg zum Beispiel bieten wir auf einer Fläche von 20.000 m² in insgesamt fünf abtrennbaren Bereichen eine professionelle Gefahrstofflagerung der Klassen 2 bis 9 sowie für alle Wassergefährdungsklassen (WGK). Die Anlage verfügt neben einer besonderen Genehmigung als Störfallbetrieb gemäß BImSchV über eine geschützte IT-Infrastruktur sowie ein Qualitäts- und Umweltmanagementsystem. Zudem ist sie mit einer gefahrstoffkonformen Sprinklerung und einer Alarm- und Gaswarnanlage in allen Hallenbereichen ausgestattet.

„Der Professionalisierungsgrad im Umgang mit Gefahrstoffen ist für viele verladende Unternehmen schwer zu erreichen.“

 

Können Sie eine erhöhte Nachfrage in Bezug auf das Outsourcing von Leistungen im Gefahrstoffbereich bzw. im Zusammenhang mit der Gefahrstofflagerung verzeichnen? Was sind nach Ihrer Meinung die Ursachen hierfür?

C.-P. Amberger: Ja, die Nachfrage nimmt spürbar zu. Es gibt mehrere gute Gründe, bei der Gefahrstofflagerung auf eine Outsourcing-Strategie zu setzen. Das Handling von Gefahrstoffen ist anspruchsvoll und setzt deshalb hohe Standards in den Bereichen Sicherheit, Ausstattung und beim Personal voraus.

Der Professionalisierungsgrad im Umgang mit Gefahrstoffen ist für viele verladende Unternehmen schwer zu erreichen. Dazu gehört auch die Ausstattung der Anlagen in Form von teurem Spezialequipment wie einer Anlage mit Portalkran oder einem Klammerstapler. Ein weiterer Vorteil ist, dass externe Dienstleister einen größeren Umfang an Dienstleistungen aus einer Hand anbieten.

Welches spezielle Leistungsspek­trum bieten professionelle Dienstleister im Handling von Gefahrstoffen an?

C.-P. Amberger: Das genaue Dienstleistungsspektrum kann in Abhängigkeit des Outsourcing-Partners stets variieren. Im Kern werden Lagerung und Transport sowie diverse Value-Added-Services angeboten, die beim Gefahrstoff-Handling anfallen wie Display-Bestückung, Etikettierung und Qualitätskontrollen. Auch die Transportleistungen sind divers und beinhalten die Transportdisposition, das Frachtmanagement sowie die Dokumentation. All dies bieten wir auch bei Loxxess für alle Verkehrsträger an. Auf der Grundlage unserer langjährigen Erfahrung übernehmen wir außerdem eine Gefahrstoffberatung und unterstützen bei Genehmigungsverfahren.  

 

„Im letzten Jahrhundert wurden viele Medikamente noch vollständig in Deutschland hergestellt.“

 

Bewirtschaftung individueller Logistikzentren

Die Loxxess Gruppe steht für maßgeschneiderte Logistik- und Fulfillmentlösungen. Die Logistikspezialisten bauen, finanzieren und bewirtschaften individuelle Logistikzentren für die jeweiligen Kundenbedürfnisse. Ein Beispiel: In nur neun Monaten realisierte Loxxess für Wacker in Burghausen ein Logistikcenter mit 40.000 m². Dort werden seitdem 1.300 t Produkte ein- und ausgelagert. So entstanden innerhalb von zwölf Jahren insgesamt 26 Standorte in Deutschland, im polnischen Warschau und im tschechischen Bor.

Seit dem 31. Dezember 2010 halten Christina Thurner und Claus-Peter Amberger insgesamt 74,8 % der Loxxess-Aktien. Die übrigen Anteile hält weiterhin der Gründer Peter Amberger, der als Aufsichtsratsvorsitzender dem Unternehmen in dieser Beratungs- und Kontrollfunktion zur Verfügung steht.

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