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Technologiepark Weinberg-Campus in Halle wächst

25.01.2023 - Der Weinberg-Campus in Halle zählt nach eigenen Angaben zu den zehn größten Technologieparks in Deutschland und ist ein Zentrum für Biotechnologie.

Der Weinberg-Campus in Halle zählt nach eigenen Angaben zu den zehn größten Technologieparks in Deutschland und ist ein Zentrum für Biotechnologie. Nun wird der Standort durch mehrere Investitionen ausgebaut. Das ansässige Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) wird um zwei Neubauten erweitert, in denen sich rund 200 Start-ups und Wachstumsunternehmen verschiedener Branchen – u. a. aus Biotechnologie, Pharma, Medizin und Umwelttechnik – ansiedeln sollen, teilte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) Anfang Dezember mit. Rund 1.000 Hightech-Arbeitsplätze könnten auf dem Weinberg-Campus und in der Region entstehen. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 78 Mio. EUR

Durch die Erweiterung des Gründerzentrums sollen Investoren gewonnen werden. Am Standort investieren auch Großunternehmen wie Wacker. TGZ-Geschäftsführer Ulf-Marten Schmieder stellte die Details des Projekts vor: Rund 12 Mio. EUR sollen in den Bau eines sog. „Innovation Hubs“ fließen. Es sollen sich Start-ups in der Gründungs- und Frühphase einmieten. „Dort wollen wir vor allem Firmen ansiedeln, die sich auf digitale Geschäftsmodelle konzentrieren“, so Schmieder. 

2025 soll das Innovationszentrum eröffnen. Der Großteil der Mittel geht in den Bau des Business Development Centers. „Dieses richtet sich an Start-ups und junge Technologiefirmen in der Wachstumsphase“, erklärte Schmieder. Der inhaltliche Fokus liege auf den Feldern Biotechnologie und Biomedizin. Der geplante Neubau soll laut Minister Schulze auch dabei helfen, international besser wahrgenommen zu werden. „Wir besitzen in der Biotechnologie und Pharmazie schon einen sehr guten Ruf“, so der Minister. Nun sollen Start-ups und deren Geldgeber verstärkt auf den Standort aufmerksam werden. 

Nach Schmieders Worten haben sich am Weinberg-Campus bereits mehr als 100 Technologiefirmen angesiedelt. „Das TGZ platzt derzeit aus allen Nähten.“ Im Technologie-Park seien etwa 4.600 Mitarbeitende in Firmen und Forschungseinrichtungen beschäftigt. Zum Kern des Campus gehören naturwissenschaftliche Institute der Universität Halle. Mit einem Fraunhofer- und einem Max-Planck-Institut, zwei Leibniz-Forschungsstätten und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung ist im Umfeld des Weinberg-Campus vieles vertreten, was in der Forschungswelt Rang und Namen hat.

„Das TGZ macht jungen Technologiefirmen die Gründung einfach“, sagte Monika Lelonek, Geschäftsführerin von Smart-Membranes. Gemeinsam mit Petra Göring hat sie das Technologieunternehmen 2009 aus einem Fraunhofer-Institut in Halle heraus gegründet. „Für uns war wichtig, nicht nur leere Räume anzumieten, sondern auch gleich ein Labor nutzen zu können“, erläuterte Lelonek. Heute ist das Unternehmen u.a. ein führender Anbieter spezieller Siliziummembranen, mit denen sich kleinste Teilchen wie Mikroplastik aus Wasser herausfiltern lassen. 

Ebenfalls eine Großinvestition in Höhe von 64 Mio. EUR plant das Max-Planck-Institut für Mikro­strukturphysik am Standort. Auf dem Areal des Instituts soll ein dreiteiliger Gebäudekomplex entstehen, in dem Büros und vor Vibrationen besonders geschützte Labore eingerichtet werden, in denen Forschung mit atomarer Präzision möglich ist. Die Max-Planck-Forscher in Halle arbeiten laut Direktorin Joyce Poon bspw. an Datenspeichern, die durch den Einsatz der sog. Spintronik hundertmal mehr Informationen speichern können als heutige Exemplare, dabei eine Million mal schneller sind und trotzdem nur die Hälfte an Energie verbrauchen.

Im Juli 2022 hatte bereits Wacker am Weinberg-Campus den Grundstein für ein Kompetenzzentrum zur Herstellung von mRNA-Impfstoffen gelegt. Vier neue Produk­tionslinien sollen entstehen, die u. a. mRNA-Impfstoffe im Auftrag von Kunden herstellen. Ein Teil der neuen Kapazitäten stellt der bayrische Chemiekonzern im Bedarfsfall der Bundesregierung im Rahmen der Pandemiebereitschaftsverträge zur Verfügung. Wacker investiert mehr als 100 Mio. EUR. Es sollen rund 200 neue Arbeitsplätze vor allem in den Bereichen Labor, Engineer­ing und in der Produktion entstehen. mRNA-­Wirkstoffe sind seit der Corona­pandemie auch der Öffentlichkeit bekannt. Das Mainzer Unternehmen BioNTech hatte weltweit den ersten wirksamen Coronaimpfstoff auf mRNA-Basis entwickelt. Die mRNA-Technologie soll künftig auch in der Krebstherapie eine wichtige Rolle spielen. „Mit dem Ausbau zum Kompetenzzentrum für mRNA-Wirkstoffe bringt Wacker Zukunftstechnologie nach Halle“, sagte Wacker-Biotech-Chefin Melanie Käsmarker.


Steffen Höhne, Wirtschaftsjournalist, Markkleeberg

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