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Mirko Schnitzler von Univar im Interview

Positive unternehmerische Kultur soll bei Univar Wachstum generieren

20.01.2011 -

Mit Mirko Schnitzler hat Univar in Zentral- & Osteuropa Ende 2009 einen Geschäftsführer bekommen, der u.a. das Ziel hat, mit einer neuen unternehmerischen Kultur die Geschäfte voran zu bringen. Der gebürtige Niederländer startete seine berufliche Laufbahn in Belgien bei Procter & Gamble. 2004 kam er nach Deutschland und war dort zum Schluss für das weltweite Dispersionengeschäft bei Celanese zuständig. Dr. Birgit Megges sprach für CHEManager mit Mirko Schnitzler über seine Geschäftsideen und die Veränderungen für Univar, die er bereits durchführen konnte bzw. zukünftig durchführen möchte.

CHEManager: Herr Schnitzler, Sie waren lange in der Industrie, wie war der Wechsel zu einem Handelsunternehmen für Sie?

Mirko Schnitzler: Ein Handelsunternehmen hat deutlich mehr Geschwindigkeit und mehr Komplexität an der Verkaufs- und Einkaufsseite als die meisten Industrieunternehmen, für die ich gearbeitet habe. Man muss gut sein im Ein-/Verkauf, der Finanzierung sowie den Supply-Chain-Prozessen. Als die einzig wirklich wichtige Ressource sehe ich unsere Mitarbeiter.
Im Vergleich zu meinen vorherigen Tätigkeiten liegt der Fokus viel mehr auf der Verbesserung der Prozesse, der Zusammenarbeit mit Lieferanten, der unternehmerischen Freiheit, um die Geschwindigkeit zu gewährleisten, und natürlich auf der Entwicklung der Mitarbeiter.

Was hat sich seit Ihrer Ernennung zum Geschäftsführer im Jahr 2009 für Univar in Zentral- und Osteuropa strategisch geändert?

Mirko Schnitzler: Univar gehört in Zentral- und Osteuropa zu den Anbietern von Spezialchemikalien mit Fokussierung auf die Industriesegmente wie Lebensmittel, Kosmetik und Reinigungsmittel, Farben und Lacke etc.. Im Gegensatz zu einigen unserer Schwesterunternehmen in Europa haben wir in unserer Region noch eine bescheidene Marktpräsenz und sind signifikant kleiner als unsere Hauptwettbewerber. Damit ist unsere strategische Herausforderung klar definiert. Unsere Strategie richtet sich dabei an drei Hauptsäulen aus:
- Profitables Wachstum, das heißt der Fokus liegt klar auf der Vergrößerung des Marktanteils.
- Schlanke Prozesse, die anhand des prozentualen Verhältnisses von Gesamtkosten zur Bruttomarge messbar sind.
- Positive Unternehmenskultur, das heißt es soll ein Arbeitsklima geschaffen werden, in dem sich die Mitarbeiter wohl fühlen und ihnen die Möglichkeit gegeben wird, eigene Ideen einzubringen und zu verwirklichen.

Wie haben Sie diese Strategie in 2010 umgesetzt?

Mirko Schnitzler: Unsere Grundvoraussetzungen waren von Land zu Land unterschiedlich und damit auch die Umsetzung dieser Strategie. Einige taktische Züge waren jedoch überall gleich: Wir haben bzw. werden in allen Ländern ein neues innovatives Bürokonzept umsetzen, fokussiert auf Stärkung der Kommunikation, Innovation und Zusammenarbeit und die Organisationsstrukturen vereinfacht. Darüber hinaus haben wir unsere Vertriebsmannschaft verstärkt, um mehr Marktpräsenz zeigen zu können. Die Einführung von „Salesforce.com" und SAP in den Ländergesellschaften hat es uns ermöglicht, einheitliche Verkaufs-, Finanz- und Supply-Chain-Prozesse aufzusetzen. Außerdem haben wir unsere Finanzabteilung zentralisiert, damit wir die Effizienz unseres Controllings und Rechnungswesens steigern konnten.

Mit welchen Erfolgen?

Mirko Schnitzler: Wie schon erwähnt, waren unsere Grundvoraussetzungen von Land zu Land unterschiedlich, dementsprechend auch die Umsetzung dieser Strategie. In den Ländern, in denen wir diese Basiskonzepte umgesetzt haben, sehen wir jährliche Umsatz- und Ergebniswachstumsraten von 20% bis 30%. Viel wichtiger ist aber, dass unsere Mitarbeiter langsam anfangen zu verstehen, dass wir es ernst meinen mit einer positiven Unternehmenskultur, und dass sie bei uns die Freiheit bekommen, ihre Ideen umzusetzen und damit auch eine große Endverantwortung haben.
Um die Weiterbildung unserer Mitarbeiter zu fördern, haben wir zudem als Europäisches Management Team „The U" aufgesetzt, eine interne Univar-Universität.

Wie stehen Ihre Lieferanten und Vertriebspartner zum neuen Kurs?

Mirko Schnitzler: Lieferanten, mit denen wir schon länger zusammen arbeiteten, sehen unseren neuen Kurs sehr positiv, weil sie deutlich merken, dass es bei uns mehr Energie gibt als vorher. Genauso wichtig ist die Reaktion potentieller neuer Lieferanten, die oft schon Handelsbeziehungen zu Univar in anderen europäischen Ländern haben. Wir haben mehrfach zu hören bekommen, dass sie bei uns die Energie spüren, die bei ihren derzeitigen Vertriebspartnern manchmal fehlt. Das ist einfach ein wunderbares Kompliment an unsere Teams, die das tagtäglich in den Ländern umsetzen.

Und wie sehen Ihre Kunden die Veränderungen?

Mirko Schnitzler: Die Kunden erwarten wettbewerbsfähige Preise und einen Top-Service. Dabei sollten vor allem die Liefergenauigkeit und die technische Beratung stimmen. Wir bekommen das Feedback, dass sie merken, wie hart wir an uns arbeiten, auch wenn noch nicht alles perfekt ist. Unsere Kunden verstehen, dass auch wir oft mit unserer Liefergenauigkeit von den Kapazitäten unserer Lieferanten abhängig sind. Was sie aber nicht verstehen, ist, wenn sie nicht rechtzeitig über mögliche Engpässe oder Verspätungen informiert werden. Die Einführung von SAP soll uns nun endlich ermöglichen, diese wichtigen Performancekriterien zu messen, mit dem Ziel, damit ein neues Service-Benchmark für die Industrie zu setzen.

Wie lauten Ihre Herausforderungen für 2011?

Mirko Schnitzler: Die taktischen Herausforderungen sind klar: mehr Industriesegmente, mehr Kunden, mehr verkaufende Länder; dies alles resultierend in mehr Umsatz- und Ergebnissteigerung in unserer Region.
Die strategischen Herausforderungen sind schwieriger und damit zugleich spannender. Für mich stellen sich die Fragen: Werden die Einkäufer noch Zeit haben, sich persönlich mit uns zu treffen? Werden die knappe Rohstoffsituation und die Nachhaltigkeitsanforderungen uns dazu bringen, nur noch mit lokalen Produktionsstandorten arbeiten zu wollen? Wird es noch genügend wachstumstreibende Innovationen in der traditioneller Chemie geben oder müssen wir uns auf neue Segmente einstellen? Ich denke, es wird keinen einzigen langweiligen Tag für mich geben!

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