Anlagenbau & Prozesstechnik

ABB fördert Wellness am Arbeitsplatz

Ergonomie und Bedienfreundlichkeit für Anlagenfahrer

08.07.2011 -

Durch den Wettbewerbsdruck der globalisierten Weltwirtschaft entsteht der Zwang, immer optimaler und flexibler zu produzieren. Viele moderne Anlagen können heutzutage über weite Strecken vollautomatisch gefahren werden. Mithilfe zentralisierter Leitwarten können Anlagenfahrer die Verantwortung für immer größere und komplexere Prozessbereiche übernehmen.

Leider werden Anlagenfahrer manchmal als „notwendiges Übel" betrachtet, die lediglich diejenigen Aufgaben übernehmen, die bisher noch nicht kosteneffektiv automatisiert werden konnten. Richtig unterstützt sind Anlagenfahrer aber Leistungsträger, die ganz wesentlich zur Sicherheit und Wirtschaftlichkeit einer Anlage beitragen. Die menschlichen Fähigkeiten, auch unvorhergesehene Probleme handhaben zu können und kreativ zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Produktion beitragen zu können, machen Anlagenfahrer unersetzlich.

Generation der „Digital Natives" kommt
Viele erfahrene Anlagenfahrer werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen, und gleichzeitig bringt die nachrückende junge Generation andere Voraussetzungen und Ansprüche mit. Diese Generation ist mit moderner Informationstechnologie groß geworden. Nur wer interessante Arbeitsplätze mit guten Arbeitsbedingungen bieten kann, wird leistungsstarke Auszubildende als Anlagenfahrer gewinnen können.
Der hohe Automatisierungsgrad führt oftmals dazu, dass Anlagenfahrer nur noch selten in den Prozess eingreifen müssen. Bei falsch gestalteten Arbeitsplätzen kann die tagtägliche Routine zu Langeweile und Dequalifizierung führen. Die Anlagenfahrer verlieren den Kontakt zum Prozess und bekommen nicht die Möglichkeit, sich ein ausreichendes Prozessverständnis aufzubauen. In den seltenen außergewöhnlichen Situationen sind sie dann überfordert. Regelmäßiges Training mit Prozesssimulatoren ist ein wichtiger Baustein, um Anlagenfahrer für solche Situationen zu wappnen.
Eine gute und systematische Ausbildung, eine ergonomische Arbeits¬umgebung mit einer effektiv gestalteten und modernen Mensch-Maschine-Schnittstelle sind die Grundlage dafür, dass Anlagenfahrer ihr volles Potential entfalten können.

Alarmflut beherrschen
ABB beschäftigt weltweit Experten aus den Gebieten Ergonomie und Usability und ist sowohl am „Future Operations Centre" in Schweden und am „Center for Operator Performance" in den USA beteiligt. Gemeinsam mit führenden Hochschulen werden Grundlagen erarbeitet, beispielsweise für Alarmmanagement, Methoden zur frühzeitigen Fehlererkennung oder Farbgestaltung von Prozessbildern.
Das Leitsystem 800xA ist von Grund auf so konzipiert, dass die Integration aller relevanter Informationen möglichst gut unterstützt wird. 800xA ermöglicht es, die Bedienoberfläche aus der Leitwarte identisch auch zur Trainingssimulation zu verwenden. Die Prozessmodelle können dabei je nach Komplexität entweder direkt im Controller oder mit externen Simulationswerkzeugen implementiert werden. Mithilfe einer Trainerkonsole können gespeicherte Szenarien eingespielt werden. Die Anlagenfahrer können so auch seltene und schwierige Prozesssituationen realitätsnah erleben und bekommen die Möglichkeit, sich Kompetenzen anzueignen, die sie vor allem in Ausnahmesituationen brauchen werden.
Alarme können durch systematisches Alarmmanagement wieder zu einem wertvollen Hilfsmittel für Anlagenfahrer gemacht werden. 800xA enthält leistungsfähige Alarmfilter und ermöglicht eine zielgruppengerechte Alarmzuordnung. Beispielsweise können wartungsrelevante Alarme wie die Überschreitung eines Betriebsstundenzählers direkt an das Wartungspersonal gesendet werden. ohne die Anlagenfahrer damit zu belasten. Wichtige Alarmkennzahlen wie sie in EEMUA 191, NAMUR NA102 oder ISA 18.2 definiert werden, können ohne großen Konfigurationsaufwand präzise und einfach erfasst werden. Durch dieses direkt im Leitsystem integrierte Alarmmanagement können Anlagenfahrer im Rahmen von kontinuierlichen Verbesserungsprozessen selbst dazu beitragen, dass das Alarmsystem eine hohe Qualität behält. Mithilfe des Alarmhiding lassen sich Regeln implementieren, um Alarme zu unterdrücken. So können beispielsweise für den stationären Zustand ausgelegte Alarme während transienter Prozessphasen ausgeblendet werden.
Ergonomie ernst genommen
ABB hat in Zusammenarbeit mit dem Leitwartenausstatter CGM Konzepte für eine ergonomische Arbeitsumgebung entwickelt. Beispielsweise können Pulthöhe und Neigungswinkel der Monitore motorgesteuert eingestellt werden, um sowohl großen als auch kleinen Anlagenfahrern im Sitzen wie im Stehen einen ermüdungsfreien und ergonomischen Arbeitsplatz zu bieten. Innenarchitekten können mithilfe von 3-D-Simulationen gemeinsam mit Anwendern Entwürfe für ergonomische Leitwarten erstellen und erproben. Dank innovativer Ansätze mit erstaunlich geringem Platzbedarf realisiert werden können. Im Folgenden soll beispielhaft eine neue Möglichkeit dargestellt werden, wie in großen zentralen Leitwarten, von denen aus viele verschiedene Teilanlagen gesteuert und überwacht werden, situationsabhängig mithilfe der Beleuchtung „Inseln höchster Konzentration" abgegrenzt werden können.
Konzentration fördern
Leitwarten sind in der Regel auch Kommunikationszentren, in denen sich alle am Anlagenbetrieb beteiligte Personen treffen und synchronisieren können. Diese erwünschte Funktion steht zuweilen im Konflikt mit den Bedürfnissen von Anlagenfahrern, die gerade schwierige Prozessstörungen diagnostizieren müssen, denn in solchen Situationen ist höchste Konzentration erforderlich. In modernen Leitwarten wird die Raumbeleuchtung dazu genutzt, Außenstehenden zu signalisieren, dass das Leitstandpersonal derzeit nicht gestört werden sollte. Rötliche Beleuchtung signalisiert, dass auf dem Leitstand gerade eine schwierige Aufgabe mit hohem Konzentrationsbedarf ausgeführt wird. Die Beleuchtung kann dabei wahlweise automatisiert über hochpriore Alarme oder explizit durch die Anlagenfahrer gesteuert werden.
Diese kontextsensitive Beleuchtung ist nur ein Beispiel aus einem ganzen Bündel von Techniken, um den Anlagenfahrern einen Arbeitsplatz zu bieten, der sie dabei unterstützt, Höchstleistungen zu erbringen. Bei 800xA ist es möglich, ein und denselben Arbeitsplatzrechner für unterschiedliche Nutzergruppen wie Anlagenfahrer, Wartungspersonal und Anlageningenieure zu nutzen. Mithilfe des SmartClient lässt sich der Personenkreis mit Zugriff auf aktuelle Prozessdaten in den Bürobereich ausdehnen. Die tiefe Integration von Telekommunikationsmöglichkeiten wie beispielsweise UHF, VHF und GSM in das Leitsystem ist ein weiteres Feld, wie die Teamarbeit mit dem Anlagenpersonal besser unterstützt werden kann.
Solche ergonomischen und aufgabenoptimierte Leitstände bilden zusammen mit einer systematischen Ausbildung und einer sinnvollen Arbeitsgestaltung die Grundlage dafür, das Potential der Anlagenfahrer voll zu nutzen. Die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit und damit die Wettbewerbsfähig der Anlagen lässt sich so nochmals steigern. 

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