Anlagenbau & Prozesstechnik

Entscheidungen aus dem Bauch heraus

25.05.2013 -

Entscheidungen aus dem Bauch heraus – Schritt für Schritt zum wirtschaftlichen Dispositionsmanagement – Oft wirken die Entscheidungen innerhalb des Dispositionsmanagements eher wie eine Bauchentscheidung des jeweiligen Verantwortlichen innerhalb der Materialwirtschaft.

Dabei sind diese Bauchentscheidungen bei einem erfahrenen Disponenten nichts anderes als die unbewusste Zusammenfassung mehrerer theoretischer Methoden und Verfahren.

Im ersten Teil dieser Serie wurden bereits die gängigen Dispositionsmethoden mit ihren Charakteristika kurz erläutert. Unterschieden wurde zwischen der kundenorientierten, der programmorientierten und der verbrauchsorientierten Dispositionsmethode.

Wie wird nun entschieden, welche Methode für welche Artikel(- gruppen) geeignet ist? Das erste Kriterium hierzu, das den Entscheider interessiert, ist die Reaktionsgeschwindigkeit, welche als Kennzahl nichts anderes aussagt, als die vom Kunden unter Berücksichtigung sämtlicher Prozessschritte einzuhaltende Zeit zwischen Auftragseingang und Erfüllung desselbigen.

Bei abnehmender Reaktionsgeschwindigkeit ist es erforderlich, Bestände zu führen oder umgekehrt Akzeptanz für die Zeit zwischen Auftragseingang und Auftragserfüllung zu schaffen. Führt folglich eine abnehmende Reaktionsgeschwindigkeit dazu, Bestände zu führen, um den zunehmenden Kundenanforderungen zu begegnen, steht das zweite Kriterium der ökonomischen Wirksamkeit diesem gegenüber.

Bei steigender ökonomischer Wirksamkeit ist aus materialwirtschaftlicher Sicht die Bestandsführung mit betriebswirtschaftlichen Risiken behaftet. Das dritte Kriterium der Vorhersehbarkeit dient der Auflösung dieses Spannungsverhältnisses der beiden vorgenannten Kriterien.

Ist die Vorhersehbarkeit des Verbrauches eines Produktes hoch, so ist trotz hoher ökonomischer Wirksamkeit und geringer Reaktionsgeschwindigkeit eine Bestandsführung mit geringen betriebswirtschaftlichen Risiken behaftet.

 


Zusammenwirken der Kriterien

Zieht man folglich alle drei Kriterien gleichermaßen in einem Schaubild heran, so ergibt dies die Möglichkeit der Klassifizierung der Artikel und Artikelgruppen mit gleichzeitiger Zuordnung zu einer der drei genannten Dispositionsmethoden.

Hier zwei Beispiele: Eine hohe ökonomische Wirksamkeit bei hoher Reaktionsgeschwindigkeit und geringer Vorhersehbarkeit führt folglich zur Wahl der kundenorientierten Dispositionsmethode. Eine hohe Vorhersehbarkeit des Verbrauches mit hoher ökonomischer Wirksamkeit und geringer Reaktionsgeschwindigkeit führt zur Wahl der programmorientierten Disposition.

Diese beiden Beispiele verdeutlichen gleichermaßen die Häufigkeit der in der Praxis eingesetzten verbrauchsorientierten Dispositionsmethode, die in vielen Fällen den besten Kompromiss darstellt.

Die Bestimmung des Kriteriums der Vorhersehbarkeit und die Nutzung der verbrauchsorientierten Dispositionsmethode sind näher miteinander verknüpft als es zunächst erscheint. Beide setzen voraus, dass eine Prognose über den Bedarf auf Basis der in einem vergangenen Zeitraum liegenden Daten getroffen werden kann.

 


Vergangenheit als Bauchgefühl

In der Literatur wird der Bedarf an Gütern durch eine Vielzahl an möglichen statistischen Verfahren ermittelt. Grenzen in der mathematischen Kreativität werden dabei oft überschritten.

Bei allen Verfahren ist der Ausgangspunkt der Analyse die Verbrauchs- und Bedarfsstatistik der Vergangenheit. So sind die Praktiker in den Unternehmen mit ihren Erfahrungen aus der Vergangenheit - also das so genannte Bauchgefühl - oft zuverlässiger als die Anwendung eines mathematischen Verfahrens, welches ein Ergebnis liefert, jedoch den Entscheidungsweg und damit eine Interpretation der Ergebnisse erschwert.

Reduziert man die Vielzahl der möglichen Verfahren auf die drei in der Praxis gängigsten, so verbleiben der einfache Durchschnitt, der gleitende Durchschnitt und die exponentielle Glättung zweiter Ordnung.

 


Orientierung an Leitfrage

Welches Verfahren für welche Artikel(-gruppen) verwendet wird, orientiert sich an einer Leitfrage: Existieren Verbrauchsschwankungen innerhalb des Betrachtungszeitraumes und wenn ja, wie hoch sind diese?

Sind sehr geringe Verbrauchsschwankungen in dem vergangenen Zeitraum zu beobachten, so ist der einfache Durchschnitt oder gleitende Durchschnitt zur Bestimmung des Verbrauches ausreichend. Sind durch z. B. saisonale Einflüsse oder besondere Ereignisse die Schwankungen sehr hoch, so bedingt dies zumeist ein komplexeres Verfahren, wie z. B. die exponentielle Glättung zweiter oder dritter Ordnung.

Die Analyse der Vergangenheitsdaten ist folglich die einzige Möglichkeit um das Bauchgefühl der Disponenten in einem IT- gestützten System ergänzend abzubilden.

Die Daten bestimmen gleichermaßen das Kriterium der Vorhersehbarkeit und bilden die Grundlage bei der verbrauchsorientierten Dispositionsmethode zur Bestimmung der Bestandsgrößen von Maximalbestand bis Sicherheitsbestand. Im dritten Teil der Serie wird die Einbettung des Dispositionsmanagements in eine bestehende IT-Infrastruktur beschrieben.

 


Kontakt:
André Kurig, Sven Schiller

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