Anlagenbau & Prozesstechnik

Qualifizierung Reinraumreinigungspersonal

Personalanforderungen aus Sicht des Reinraumbetreibers

20.06.2011 -

Das verwendete Material, die verwendeten Medien und die Gerätschaften machen aus simplem Putzen noch keine Reinraumreinigung. Es ist vielmehr die Handhabung, der Umgang und das Verständnis für diese Tätigkeit. Wer putzt, macht dies möglicherweise mit Supermarktartikeln, die er aus seinem privaten Haushalt kennt. Glänzt die Oberfläche, hat man gut geputzt. Für einen Reinraum reicht das nicht.

Reinräume haben seit Jahren in Industrie und Forschung einen hohen Stellenwert. Das Gleiche muss auch für ihre Reinigung gelten. Der Begriff „Putzen" trifft hier auf keinen Fall zu. Der Anspruch an den Wissensstand von Reinraumreinigungspersonal ist sehr hoch und wächst mit den Anforderungen an Produkte und Prozesse. Aus diesem Grund ist die Qualifizierung des Personals ausschlaggebend für die gewünschten und erforderlichen Ergebnisse. Putzen ade!

Personalanforderungen aus Sicht des Reinraumbetreibers
Es ist nicht mehr zeitgemäß, lediglich darauf zu achten, dass Reinigungsleistungen in Reinräumen erbracht und abgezeichnet sind. Es reicht nicht, dass lediglich in den Ausschreibungen steht, dass die Reinigungskraft der deutschen Sprache mächtig sein soll. Das Beherrschen sowohl der Sprache als auch der Reiniungsprozesse ist eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Arbeit. Der Produzent und die Reinigungskraft müssen einander verstehen. Das ist wichtig bei der Vermittlung der Arbeitsanweisungen, bei der Kontrolle der Arbeit und vor allem bei Notfällen oder Havarien. Sonst kann es leicht passieren, dass während einer Säurehavarie der Mitarbeiter weiterreinigt, da er glaubt, die übrigen Mitarbeiter haben es eilig in die Pause zu kommen. Reinraumreinigung ist Teil der Prozessqualität.
Nicht gereinigte Bereiche fallen oft während des Prozesses gar nicht weiter auf. Sie sind jedoch kritisch. Stellt erst der Anwender Produktverunreinigungen oder Ausschuss fest, kann das für Hersteller und Anwender ernste Konsequenzen haben.
Daraus ergibt sich die Tatsache, dass die Reinigung stichprobenartig überprüft werden muss und die Vermeidung von Verunreinigungen auf einer Vertrauensbasis beruht. Es schließt jedoch nicht aus, das in das Reinigungspersonal gesetzte Vertrauen gelegentlich zu überprüfen. Das gilt vor allem dann, wenn außerhalb der Produktions- und Arbeitszeiten Reinigungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Personalanforderungen aus Sicht von Auftraggebern und Inspektoren
Die Überprüfung der Prozessqualität und die Sicherstellung immer gleicher Prozesse geschieht in der Regel über Audits. Nicht überall beliebt, bieten sie einen Spiegel des Zustands der Anlage und der Arbeit mit ihr.
Die Anforderungen an Reinraumpersonal und insbesondere an Reinraumreinigungspersonal beschränken sich in der Regel auf die Überprüfung der Schulungsdokumente. Bei Materialien und Gerätschaften ist die Zustandsüberprüfung ein Zeichen für Qualität.
In welchem Zustand werden die Gerätschaften nach Gebrauch abgestellt. Befinden sich noch Rückstände in den Behältern? Sind die Abtropfvorrichtungen verkrustet? Sind Gelenkteile durch das ständige Besprühen verklebt? - Das sind lediglich ein paar wenige Kriterien. Erkennbar ist wiederum, dass die Gerätschaft dabei noch so qualifiziert sein kann. Der Umgang ist entscheidend und den lernen die Mitarbeiter durch das Training. Doch wie soll geschult werden?

Personaltraining - wie oft ist oft genug?
Üblicherweise wird einmal im Jahr eine Mitarbeiterschulung durchgeführt. Reicht das aus?
Diese Frage lässt sich sehr schwer beantworten. Schließlich glaubt man sich in Sicherheit, so lange die Ergebnisse aus den stichprobenartigen Untersuchungen in Ordnung sind. Und Schulungen bedeuten einen enormen Aufwand.
Parameter müssen berücksichtigt werden wie Anzahl der zu schulenden Mitarbeiter, Schichtsystem, Ausfallzeiten in der Produktion und Personengruppen. Einige Betreiber schaffen kreative Möglichkeiten als Ergänzung zur jährlichen Schulung. Das geht von Bildschirmabfragen (E-Learning-Systemen) über Coachings bis hin zu permanenten Erfolgskontrollen und Feedback. Die immer spezieller werdenden Lösungen zeigen den Trend, dass die ursprüngliche Anforderungen von Kunden und Behörden zum Nachweis einer durchgeführten Schulung übergehen in die realistische Einschätzung der Durchführungsqualität, der Motivation und des Wissensstands des Reinraumreinigungspersonals. Die Mitarbeiter profitieren in der Regel davon. Bekommt ein Mitarbeiter eine schnelle Rückmeldung über seine Fehler, dann sorgt das oft für eine Veränderung in seinem Verhalten. Das diese Maßnahmen bei regelmäßiger Betreuung die Kosten nicht überdimensional anwachsen lässt, wissen einige Betreiber aus eigener Erfahrung.
Das eigene Schulungssystem sollte nicht statisch bleiben. Die Möglichkeiten individueller Erweiterungen müssen berücksichtigt und möglicherweise ihr tatsächlicher Nutzen errechnet werden. Ein hohes Leistungsniveau ist durch gelegentliche Bemühungen, in den seltensten Fällen zu erreichen. Betreiber sollten den Aufwand nicht scheuen. Gerade im Wettbewerb um geeignete Mitarbeiter gewinnen die Unternehmen, welche ihren Mitarbeitern auch geistig fordernde und herausfordernde Aufgaben bieten. Die Qualifizierung im Fachgebiet der Reinraumreinigung sollte in jedem Fall dazu gehören. Es sind schließlich keine Putzkräfte.
Wem dies nicht genügt, erweitert sein Engagement. Mehrfache Schulungen im Jahr oder ergänzende Maßnahmen stellen nicht unbedingt enorm hohe Aufwendungen dar. Externe Maßnahmen, die sich etabliert haben sind beispielsweise Videoanalysen, Seminare und Coachings. Sie unterstützen das Tagesgeschäft und sorgen für neue Erkenntnisse und Optimierungen in der Reinraumreinigung. Reinraumreinigung ist die professionelle Durchführung technologisch anspruchsvoller Aufgaben. Somit sollten Betreiber und Verantwortliche das umgangssprachliche Putzen aus Ihrem Wortschatz verbannen und dies auch nicht mit Lappen, sondern mit Wischtüchern bzw. Tüchern durchführen.

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