Chemie & Life Sciences

Klimawandel verändert Agrarbranche

Der Klimawandel fordert auch von der Landwirtschaft Antworten – die Agrarbranche kann dabei helfen

11.06.2019 - Syngenta ist ein führendes Unternehmen in der Agrarbranche, das sich einen neuen Fokus im Bezug auf Innovation und Nachhaltigkeit verordnet hat. Es geht um neue Wege in der Nahrungsmittelproduktion. Alexandra Brand, Chief Sustainability Officer von Syngenta, erläutert die Details.

Der sehr heiße Sommer 2018 stellte Landwirte vor große Herausforderungen. In weiten Teilen Westeuropas gab es zunächst ein kaltes und stürmisches Frühjahr, dann einen ungewöhnlich langen und trockenen Sommer mit Waldbränden und einem hohen Schädlingsbefall.

Extreme Wetterereignisse stellen Landwirte seit Jahren vor Her­ausforderungen. Ihre Häufigkeit nimmt durch den Klimawandel immer weiter zu und zwingt sie, sich gleichzeitig mit vielen Problemen in einer Anbausaison auseinanderzusetzen. Die Böden werden durch Starkregen und lange Trockenperioden stark in Anspruch genommen. Wenn dann der Boden vor allem in Problemregionen immer wieder gepflügt wird – die traditionelle Art der Bodenbearbeitung im Ackerbau –, nimmt die Bodenerosion zu. Der Boden bindet dadurch immer weniger Kohlenstoff und Feuchtigkeit, was die Anbaubedingungen signifikant verschlechtert und zusätzlich CO2 freisetzt. Auch verbraucht das tiefe Pflügen harter Böden sehr viel mehr Treibstoff des Traktors. Immer mehr COgelangt so in die Atmosphäre: ein Teufelskreis.

„Das Tempo des Klimawandels wird die Anforderungen an das 
Saatgut und den Pflanzenschutz stark verändern.“

Veränderungen durch Klimawandel
Das Tempo des Klimawandels wird die Anforderungen an das Saatgut und den Pflanzenschutz stark verändern. Breitere Fruchtfolgen werden in Verbindung mit bodenschonenden Anbauverfahren zu einer Veränderung der Beratung und zu kulturübergreifenden Anbau- und Pflanzenschutzkonzepten führen. Um solche Veränderungen systematisch zu erfassen, begannen die Führungskräfte von Syngenta im Jahr 2018 mit Einzelhändlern, Erzeugergemeinschaften, politischen Entscheidungsträgern, Journalisten und Umwelt-NGOs einen Diskurs: Was kann Syngenta tun, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen? Was bedeuten Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Bodengesundheit und welche Folgen haben die neuen Konsumentenbedürfnisse? Syngenta sprach mit mehr als 350 Stakeholdern weltweit und versuchte, Meinungen einzuholen, besonders auch kontroverser Natur.

Diskussionsbedarf bestand. Hier das Statement eines Einzelhändlers: "Wir haben oft ein Problem mit Frisch­waren. Zum Beispiel hatten wir in einigen Märkten wegen des heißen Wetters eine echte Knappheit bei Kartoffeln. Und gleichzeitig haben wir Verbraucher, die sagen: Ich möchte nachhaltig und lokal erzeugte Lebensmittel oder Bio-Lebensmittel kaufen, aber ich möchte nicht die entsprechende Preise dafür zahlen. Wie können wir Einzelhändler also Versorgungssicherheit garantieren und den Verbrauchern das geben, was sie wollen?"

In Gesprächen mit den Landwirten wurde deutlich: "Schauen Sie sich die Dürre an, die wir im letzten Jahr in Europa hatten. Es war sehr trocken, das liegt am Klimawandel. Ich kann nicht mehr wirtschaftlich produzieren, weil die Ernteerträge unter solchen Bedingungen sinken. Bewässern ist oft keine Lösung, weder wirtschaftlich noch für die Umwelt. Wie helfen Sie mir in dieser Situation? Wie können Sie bessere Produkte entwickeln als zuvor?"

Lösungsansätze für die Landwirtschaft
Die Anforderungen sind vielfältig, aber die Antwort von Syngenta ist einfach: Unsere Innovationen sollen beschleunigt werden. Das Unternehmen sucht nach Lösungen für die Landwirtschaft, die wirklich nachhaltig sind und stellt diese in Zukunft in den Mittelpunkt der eigenen Innovationsstrategie. So sollen bspw. Rückstände in Kulturpflanzen und in der Umwelt weiter reduziert werden. Die Produkte sind so, wie sie heute angewendet werden, bereits sicher, dennoch fragen Landwirte und deren Kunden nach Ansätzen für eine weitere Reduktion der Rückstände. 

Nachhaltige Innovation ist Syngenta nicht ganz fremd. Aktuell wird an Modellen zur Befallsprognose oder Apps für das Smartphone gearbeitet, die eine gezielte Anwendung eigener Produkte erleichtern. „Hyperweeding“ ist bspw. eine solche Technologie. Dabei werden in Zusammenarbeit mit Technologieanbietern sensorgestützte Anwendungen für Spritzgeräte entwickelt, mit denen Unkräuter identifiziert werden können und die eine extrem exakte Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln nur auf die Unkräuter ermöglichen. Dies hilft, Rückstände zu reduzieren, die Arbeitskosten des Landwirts zu reduzieren und Resistenzen noch besser zu verhindern.

Außerdem wurde in den letzten Jahren trockenheitsoptimiertes Saatgut entwickelt, welches ein besonders starkes Wurzelwerk ausbildet. Eine gute Genetik sorgt für größere Widerstandsfähigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und stabile Pflanzenbestände auch unter ungünstigen Bedingungen. Die Pflanzen sind durch modernen und präzisen Pflanzenschutz auch widerstandsfähiger gegen Bodeninsekten. 

Aber es geht noch weiter: In Deutschland wird in Pilotprojekten gezeigt, wie durch Untersaaten bspw. in Mais, Einträge in das Grundwasser reduziert werden können. Es wird nach Wegen gesucht, pfluglose Anbaumethoden zu ermöglichen und gleichzeitig Unkräuter wirksam zu bekämpfen. Der Boden speichert CO2 aus der Atmosphäre, ein großes Potenzial, um den Klimawandel zu bekämpfen.

„Innovation ist mehr denn je Teamleistung.“

Partnerschaften zur Umsetzung
Zur nachhaltigen Umsetzung dieser technologischen Lösungen werden Partner gesucht, die den Landwirten helfen wollen, solche Veränderungen auch umzusetzen. Umwelt-NGOs, wie bspw. The Nature Conservancy, ein Koopera­tionspartner, der eine mehrjährige Partnerschaft mit Syngenta eingegangen ist, spielen dabei eine herausragende Rolle, weil viel aus deren Wissen über den Naturschutz gelernt werden kann. Diese weltweite, gemeinnützige Organisa­tion hat dabei geholfen, zusätzliche Entscheidungskriterien festzulegen, welche Produkte entwickelt werden müssen, um Bodengesundheit, Biodiversität und Ressourceneffizienz zu fördern – bei gleichzeitig guten Ernteerträgen für die Landwirte. Natur und Landwirtschaft gehen dabei Hand in Hand. Im Herbst dieses Jahres wird Syngenta Ziele und Messgrößen bekannt geben, wie neue Nachhaltigkeitsverpflichtungen erfüllt werden sollen. Die Umsetzung der Strategie wird extern verifiziert werden. Der Agrarkonzern will an den Ergebnissen gemessen werden: gut für den Landwirt, gut für die Umwelt, gut für den Verbraucher, gut für Syngenta.


Fazit
Das alles sind Beispiele dafür, was heutzutage bereits möglich ist, wenn man sich einer kritischen Diskussion stellt und bereit ist, mit allen Akteuren zusammenzuarbeiten. Innova­tion ist mehr denn je Teamleistung. Syngenta begrüßt eine konstruktive Debatte über Landwirtschaft, Lebensmittel, Ernährung und Umweltschutz. Es muss das Ziel sein, so viel unberührte Natur wie möglich zu erhalten und zu schützen und eine Landwirtschaft zu fördern, die Artenvielfalt ermöglicht, sich den Herausforderungen des Klimawandels stellt und Frischwasserkreisläufe erhält. Dies bedeutet, dass wirklich alle ressourcenschonender leben und produzieren müssen. Konsumenten wollen gesunde und erschwingliche Lebensmittel. Es muss für die Ernährung so wenig wie möglich Fläche verbraucht werden. Aus diesen Gründen müssen Innovationen für mehr Produktivität und Naturschutz beschleunigt werden, und deshalb kann heute nicht auf Pflanzenschutzmittel verzichtet, aber ihr Fußabdruck kann weiter reduziert werden.

Alexandra Brand, Chief Sustainability Officer, Syngenta

Contact

Syngenta International AG

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