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SGL Carbon trifft Erwartungen

15.05.2020 -

SGL Carbon hat die Auswirkungen der weltweiten Covid-19-Pandemie im ersten Quartal 2020 noch nicht wesentlich gespürt und es im Umsatz leicht über der am 12. März 2020 kommunizierten Prognosebandbreite von 220 bis 240 Mio. EUR abgeschlossen. Mit 247 Mio. EUR lag der Konzernumsatz insgesamt rund 15% unter dem Vorjahr. Wesentliche Ursachen waren Veränderungen in der Lieferkette für Lithium-Ionen-Batterien im Geschäftsbereich Graphite Materials & Systems (GMS) und restrukturierungsbedingt niedrigere Umsätze mit Textilen Fasern im Geschäftsbereich Composites – Fibers & Materials (CFM). Das Konzern-EBIT vor Sondereinflüssen reduzierte sich um rund die Hälfte auf 9 Mio. EUR. Damit lag es am oberen Ende der Prognosebandbreite, die einen mittleren bis hohen einstelligen Millionen-Euro-Betrag vorsah.

Da die weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie im April und Anfang Mai zu wesentlichen Einschränkungen in Produktionsabläufen und Lieferketten geführt haben, rechnet das Unternehmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt im zweiten Quartal mit einem Umsatz, der prozentual deutlich zweistellig unter dem Vorjahresquartal liegt. Dementsprechend wird das EBIT vor Sondereinflüssen negativ erwartet.

Die SGL Carbon hat frühzeitig verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie entgegenzuwirken. Aus diesem Grund stiegen die liquiden Mittel gegenüber dem Jahresende 2019 und entgegen des normalen saisonalen Verlaufs sehr deutlich von 137 Mio. auf rund 150 Mio. EUR an.

„In dieser außergewöhnlichen Zeit haben wir zwei klare Prioritäten: der gesundheitliche Schutz unserer Mitarbeiter, ihrer Familien und unserer Geschäftspartner und die Verantwortung für unser Unternehmen“, sagt Vorstandssprecher Michael Majerus. „Wir haben entschlossen gehandelt und frühzeitig diverse Maßnahmen ergriffen, um sowohl die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten als auch den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie entgegenzuwirken. Bilanziell ist die SGL Carbon gut aufgestellt. Unsere strategischen Treiber sind auch in dieser weltwirtschaftlich anspruchsvollen Phase intakt. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach unseren Lösungen speziell in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung nach dem Überwinden der Pandemie ansteigen wird.“

Im ersten Quartal 2020 sank der Umsatz der SGL Carbon deutlich um 14,5% auf 246,8 (Vorjahr: 288,8) Mio. EUR. Diese Entwicklung ist primär auf den erwarteten niedrigeren Umsatz im Segment Batterie & sonstige Energie bei GMS zurückzuführen. Darüber hinaus trugen der restrukturierungsbedingt niedrigere Umsatz des Marktsegments Textile Fasern sowie die im März begonnenen Corona-bedingten Produktionsunterbrechungen bei Kunden und die daraus resultierenden gesunkenen Auslieferungen bei CFM zu der Entwicklung bei. Das EBIT vor Sondereinflüssen sank um 51,9% auf 9,0 (Vorjahr: 18,7) Mio. EUR. Dabei konnte der deutliche Ergebnisrückgang des Geschäftsbereichs GMS nicht durch die operative Ergebnisverbesserung im Geschäftsbereich CFM sowie bei Corporate kompensiert werden. Die Kapitalrendite (ROCE) auf Basis des EBIT vor Sondereinflüssen lag im ersten Quartal bei 3,1 (Vorjahr: 5,0)%. Nach Sondereinflüssen sank das Ergebnis aus Betriebstätigkeit (EBIT) im ersten Quartal 2020 auf 6,4 (Vorjahr: 16,3) Mio. EUR. Aufgrund eines negativen Fremdwährungseffekts ging das Finanzergebnis deutlich auf minus 9,4 (Vorjahr: minus 6,2) Mio. EUR zurück. Aufgrund des rückläufigen EBIT und des verschlechterten Finanzergebnisses verringerte sich das Ergebnis vor Steuern von 10,1 Mio. auf minus 3,0 Mio. EUR. Nach Steuern und Minderheitenanteilen lag das Konzernergebnis bei minus 4,3 (Vorjahr: 8,9) Mio. EUR.

Zuverlässige Prognose für das Geschäftsjahr 2020 noch nicht möglich
Angesichts der Unsicherheit im Hinblick auf den weiteren Verlauf, die Dauer sowie die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die weltweite wirtschaftliche Entwicklung hat der Vorstand am 1. April 2020 beschlossen, die im Geschäftsbericht 2019 veröffentlichte Prognose für das Geschäftsjahr 2020 zurückzuziehen.

Aufgrund der diversen Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie, die das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben weltweit erheblich beeinträchtigt haben und voraussichtlich auch weiterhin beeinträchtigen werden, ist für das laufende Geschäftsjahr ein deutlicher Rückgang in allen wichtigen Steuerungsgrößen zu erwarten.

Mit ersten Maßnahmen und entgegen der üblichen Saisonalität konnte die SGL Carbon die liquiden Mittel zum Ende des ersten Quartals 2020 gegenüber dem Jahresende 2019 sogar erhöhen. Um dem erwarteten Rückgang der verfügbaren liquiden Mittel in den kommenden Monaten entgegenzuwirken, wurden in beiden Geschäftsbereichen wie auch bei Corporate neben Personalinstrumenten wie etwa der Beantragung von Kurzarbeit auch diverse Ausgabenbeschränkungen beziehungsweise -verschiebungen initiiert. Das Unternehmen arbeitet darüber hinaus auch an zusätzlichen nicht kapitalmarktbezogenen Maßnahmen zur Generierung von Finanzmitteln.

Das erste Quartal 2020 lag noch weitgehend im Rahmen der ursprünglichen Planung, da der März 2020 noch nicht wesentlich von Covid-19-Auswirkungen betroffen war. Dagegen sind die Produktionsabläufe seit Beginn des zweiten Quartals von kundenseitigen sowie eigenen temporären Werkschließungen, reduzierten Produktionsniveaus sowie Nachfragerückgängen beeinträchtigt. Daher wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt im zweiten Quartal 2020 mit einem Umsatz gerechnet, der prozentual deutlich zweistellig unter dem Vorjahresquartal liegt. Dementsprechend wird das EBIT vor Sondereinflüssen negativ erwartet.

Eine zuverlässige Prognose für das gesamte Geschäftsjahr 2020 wird erst wieder möglich sein, wenn sich die gesamtwirtschaftliche Situation einschließlich der Lieferketten wieder weitestgehend stabilisiert hat.

Das Unternehmen geht davon aus, nach Überwindung der Pandemie ihren Wachstumspfad wieder aufnehmen zu können, der durch die Megatrends nachhaltige Mobilität, Energie und Digitalisierung geprägt ist. Dabei ist heute schon erkennbar, dass die für das Unternehmen besonders relevanten Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung an Bedeutung gewinnen werden und das Geschäftsmodell hierdurch gestärkt wird. Die Nachfrage nach den Produkten der SGL Carbon wird sich mittelfristig nach der Krise erhöhen, da die Produkte erheblichen Kundennutzen bringen, zum Beispiel höhere Effizienz, niedrigere Kosten, reduzierter Ressourcenverbrauch, verbesserter CO2-Ausstoß. Diese Themen finden auch in den geplanten und aufgelegten Konjunkturprogrammen verschiedener Nationen besondere Betonung.

Die Leichtbaulösungen zu wettbewerbsfähigen Kosten und die Performance-relevanten Materialien und Komponenten für Elektromobilität und Brennstoffzellenautos ermöglichen nachhaltige Mobilität und CO2-Reduzierung sowohl in der Automobilindustrie als auch im Luftfahrtsektor. Das Unternehmen leistet einen erheblichen Beitrag zur Förderung der nachhaltigen Energiewirtschaft mit ihren Spezialgraphiten für die Solarindustrie und ihren Carbonfasern für die Windindustrie.

Die Corona-Pandemie hat den Digitalisierungstrend beschleunigt. Die SGL Carbon liefert graphitbasierte Lösungen entlang der gesamten Halbleiterproduktionsroute. Ihr Wachstum wird vor allem getrieben durch Highspeed Internet, 5G-Telefonie, autonomes Fahren, Industrie 4.0 und den verstärkten Einsatz von LEDs. Zweistelliges Wachstum sieht man vor allem bei ihren mit Siliziumkarbid beschichteten Spezialgraphiten für die Wideband-Gap-Technologie, die aktuell immer häufiger in der Hochleistungselektronik zum Einsatz kommt und die klassische Technologie ablöst.