Anlagenbau & Prozesstechnik

Das ferne Klima im Prüfschrank vor Ort

Wie Klimaprüfschränke und -kammern bei der Bitumenentwicklung helfen können

09.06.2020 - Beim Testen von neu- und weiterentwickelten Rohstoffen und Rezepturen setzt Wacker auf Klimaprüfschränke und -kammern der Firma Weisstechnik.

Ein wichtiger Bereich ist für Wacker Chemie die Baubranche, für die u. a. Fliesenkleber, Farben und Putze, Selbstverlaufsmassen, Wärmedämmverbundsysteme, Dichtungsschlämme, Klebstoffe und Bitumenanstrichen entwickelt werden.

Zentrale Prüfeinrichtung für acht ­Laborgruppen
Am Hauptsitz in Burghausen, nahe München, greifen acht Laborgruppen auf die Prüftechnik des Prüflabors zu. Diese besteht unter anderem aus insgesamt sechs Standard-Klimaprüfschränken aus Reiskirchen und einem Spezialprüfschrank für größere Probenkörper. Darüber hinaus verfügt der Standort über ein komplettes Klimalabor des Herstellers. Darin können Anwendungen unter unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen realitätsnah geprüft werden. So ist es bspw. möglich zu untersuchen, wie sich eine Bitumenmasse bei + 40 °C und 90 % Luftfeuchtigkeit in Dubai verarbeiten lässt oder ob bei derselben Masse Bruchstellen bei - 20 °C Moskau entstehen. Ein enormer Kostenvorteil, eine deutliche Zeiteinsparung und ein sicherer Weg, um zuverlässig vergleichbare Prüfergebnisse zu erzielen.

Prüftechnik vom Erfinder der ­Umweltsimulation
Die Prüftechnik von Weisstechnik erzielt präzise die gewünschten klimatischen Bedingungen – in der Regel Temperatur und Feuchte. Zudem arbeiten die Geräte und Kammern besonders zuverlässig und sind auch im Wartungsfall schnell wieder einsatzbereit sind. Die eingesetzten Klimaprüfschränke WK3- 180/ 40 realisieren Temperaturen von - 40 bis + 180 °C und eine relative Feuchte von 15 – 98 %. Damit decken sie alle gängigen Prüfaufgaben bei Wacker ab, die im Bitumenbereich überwiegend im Bereich zwischen - 20 bis + 70 °C prüfen. Darüber hinaus ist am Standort ein Prüfschrank für große Probenkörper sowie seit neustem eine Frosttaukammer verfügbar. In den Prüfschränken werden einfache und mehrstufige Prüfungen über Zeiträume von einer Stunde bis hin zu vier Wochen und länger realisiert. Eine typische Prüfung ist das Anfahren und Halten verschiedener Temperaturen hintereinander, bspw. 0 °C, + 23 °C, - 5 °C und - 20 °C.

Prüfungen beim Erfinder des ­Dispersionspulvers
Im Bitumenbereich entwickelt Wacker im Kundenauftrag vornehmlich abdichtende Beschichtungen für Keller und Dach. Dazu wird die vorhandene Bitumenpaste mit Vinnapas Dispersionspulver und anderen Zusatzstoffen so optimiert, dass die gewünschte Widerstandsfähigkeit im jeweiligen Einsatzgebiet bzw. in der jeweiligen Klimazone sicher gewährleistet ist. Als Hersteller des ersten Dispersionspulver 1957 und Marktführer in diesem Bereich greift der Spezialchemiekonzern dabei auf einen umfassenden Erfahrungsschatz zurück. Dies ist wichtig, da bei den Entwicklungen zahlreiche kundenseitige und baurechtlich Anforderungen einzuhalten sind. So sind bei Bitumenprodukten für öffentliche Gebäude bspw. 21 verschiedene Normen zu berücksichtigen.
Einfaches Handling, perfekte Planung Um die Prüftechnik der Laborgruppe in Burghausen bestmöglich auszulasten, bedarf es einer exakten Planung. Hierfür ist ein Mitarbeiter zuständig, der alle Prüfungen koordiniert und die Prüfanlagen so programmiert, dass sie zum gewünschten Zeitpunkt perfekt konditioniert bereitstehen. Da die Arbeitsplätze der Anwendungstechniker zum Teil weiter vom Prüflabor entfernt sind, können diese die Prüfungen über einen Remote-Zugang jederzeit am Rechner oder per Smartphone überwachen – auch am Wochenende. Das ist insbesondere bei längeren Versuchsreihen äußerst komfortabel.

Mit Prüftechnik die Welt ein bisschen besser machen
Die Entwicklung und Optimierung von Grundstoffen, Rezepturen und fertigen Mischungen in Klimaprüfschränken bietet viele Vorteile. Einerseits kann so die Viskosität und das Aushärteverhalten getestet und angepasst werden. Damit ermöglicht es das Unternehmen seinen Kunden, den Anforderungen gerecht zu werden, die immer kürzere Bauphasen mit reduzierten Trockenzeiten und Arbeit auch bei niedrigen Temperaturen erfordern. Andererseits leistet die Prüftechnik auch einen Beitrag zum Umweltschutz.