Logistik & Supply Chain

Dr. Christoph Feldmann / BME: Modernes Risk Management fordert den Einkauf heraus

Kommentar

13.10.2015 -

Angesichts der wachsenden Zahl globaler Krisenherde gewinnt das vorausschauende Risikomanagement im industriellen Einkauf zunehmend an Bedeutung. Das hat die verheerende Explosionskatastrophe in der nordchinesischen Hafenmetropole Tianjin mit zahlreichen Toten und Verletzten auf tragische Weise gezeigt. Zwar haben erste Nachfragen unseres Verbandes ergeben, dass betroffene Werke deutscher Unternehmen mittlerweile wieder ohne größere Einschränkungen arbeiten. Für die Supply Chains handelt es sich aber um ein erneutes Warnsignal.

Nach einschneidenden Ereignissen wie dem Ascheregen von Eyjafjallajökull, dem Supergau in Fukushima oder dem Chemieunglück in Tianjin sollten gerade konjunktur- und marktsensible Branchen wie die chemische und pharmazeutische Industrie ihr Lieferantennetz noch enger knüpfen und die Zahl ihrer Dienstleister kontinuierlich erhöhen. Nur so können sie bei plötzlichen Störfällen, wie massiv sie auch sein mögen, schnell reagieren.

Modernes Risikomanagement bedeutet aber auch, Lieferanten gleichermaßen zu fordern und zu fördern. Im Klartext gehören dazu vom Einkauf zu formulierende Supplier-Richtlinien und -Kostenanalysen. Zudem sollten die besten Zulieferer frühzeitig integriert werden, um gemeinsam Potenziale in Forschung und Entwicklung zu heben. Langfristig geht es doch darum, kosteneffektive Konzepte für die Chemie- und Pharmabranche der Zukunft auszuloten.

Dem Einkauf setzen nicht nur die weltweiten Krisen in Politik und Wirtschaft immer mehr zu; auch die Volatilität der Märkte wächst und macht seriöse Preiskalkulationen zum Vabanquespiel. Deshalb ist es die wichtigste Aufgabe des Einkaufs, mögliche Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen und zu bewerten. Nur dann ist eine schnelle Reaktion sowohl in der Planung als auch in der Steuerung möglich. Dazu gehören ein Kataster der Risiken und der Risikoanfälligkeit sowie ein Frühwarnsystem über Entwicklungen und Ereignisse, die eine Krise auslösen können. Effektives Risk Management ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wenn insbesondere die deutschen Firmen dauerhaft wettbewerbsfähig sein wollen, müssen sie in die Sicherheit ihrer Lieferketten investieren.

Die Kostenseite ist die eine wichtige Seite; die andere besteht im steigenden Informationsbedarf. Unser Verband bietet regelmäßig Fachveranstaltungen zum Thema Risk Management an. Es ist u.a. auch Thema beim 50. BME-Symposium Einkauf und Logistik in Berlin. Auch wird sich der „1st BME Global Pharma Supply Chain Congress“ vom 22. bis 25. Februar 2016 in Frankfurt mit den gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen für die Lieferketten deutscher und europäischer Pharmaunternehmen beschäftigen.

Kontakt

Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

Frankfurter Straße 27
65760 Eschborn
Deutschland

+49 6196 5828-0

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