Chemie & Life Sciences

Dr. Hans-Georg Schmitt und Dr. Hubert Fink (Lanxess) im Interview: Erfolg auf starker Basis

Lanxess-Geschäftseinheit Basic Chemicals bekommt neuen Leiter, dynamisches Wachstum in Asien

10.12.2010 -

Am 1. Januar 2011 übernimmt Dr. Hubert Fink (48) bei Lanxess die Leitung der Business Unit Basic Chemicals (BAC) von Dr. Hans-Georg Schmitt (61), der zu diesem Zeitpunkt in den Ruhestand geht. Dr. Fink ist derzeit noch Leiter der Lanxess-Business Unit Semi-Crystalline Products (SCP). Bereits bei Bayer Chemicals und später bei der Gründung von Lanxess spielte BAC als Hersteller von Commodities im übrigen Spezialitätenportfolio nur eine Nebenrolle. Heute ist BAC eine tragende Säule im Lanxess-Portfolio. CHEManager sprach mit Dr. Schmitt und Dr. Fink über das bisher Erreichte und die Zukunft des Geschäfts.

CHEManager: Herr Dr. Schmitt, zehn Jahre lang haben Sie das Geschäft mit Basischemikalien geleitet. Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Dr. H.-G. Schmitt: Als ich das Geschäft 2001 übernahm, damals noch im Rahmen des Bayer-Konzerns, gab es erheblichen Restrukturierungsbedarf. Die Zukunft des Segments war ernsthaft gefährdet. In den folgenden Jahren mussten wir schmerzhafte Maßnahmen ergreifen, mussten Anlagen oder Anlagenteile schließen und verkaufen. Dennoch hat der Wille zum Erfolg, den ich bei allen Mitarbeitern auch in schwierigen Zeiten stets gespürt habe, Kräfte freigesetzt, die einen großen Produktivitätszuwachs bewirkten. Das wiederholte sich, als Lanxess gegründet wurde. Viele betrachteten diese Firma zunächst als Verwalter unrentabler Restgeschäfte und gaben ihr keine Überlebenschance. Sie sollten überrascht werden.

Inwiefern?

Dr. H.-G. Schmitt: Die Entscheidung des Lanxess-Vorstands, den Geschäftsbereichen sehr viel Eigenständigkeit zu geben, hat sich für BAC als sehr förderlich erwiesen und für zusätzlichen Schub gesorgt. Innerhalb von fünf Jahren stieg die Arbeitsproduktivität um 70 %. Das stärkte unsere Wettbewerbsfähigkeit und wir konnten im Rahmen der globalen Konsolidierung unsere Positionen verbessern.

Wie beurteilen Sie die Marktposition von BAC heute?

Dr. H.-G. Schmitt: Das Basischemikalien-Geschäft trägt wesentlich zum Erfolg von Lanxess bei. BAC nimmt heute führende Marktpositionen in allen Produktlinien ein. Unsere Wettbewerbsfähigkeit hat sich vor allem im Krisenjahr 2009 gezeigt, das wir sehr stabil gemeistert haben. In vielen Produktlinien konnten wir sogar Marktanteile hinzugewinnen. Diese Stabilität verdanken wir auch der Tatsache, dass unsere Produkte in vielen unterschiedlichen Industriesektoren eingesetzt werden, die unterschiedlich stark von der Krise erfasst worden sind.

Die Krise hat uns darin bestärkt, Erfolg und Wachstum nicht als selbstverständlich anzusehen. Vielmehr muss Erfolg immer wieder neu erkämpft werden. Die Fähigkeit des BAC-Teams, schnell und effizient auf Herausforderungen der Märkte zu reagieren, Kosten zu senken und in jeder Hinsicht neue Wege einzuschlagen, war und ist beeindruckend.

Stichwort künftige Herausforderungen: Wie geht es weiter bei BAC, Herr Dr. Fink?

Dr. H. Fink: Herr Schmitt hat mit seinem Management-Team die Produktion und die internationale Vermarktung der vielen Produkte herausragend organisiert. Die führende Marktstellung von BAC in vielen Produktlinien gilt es weiter zu stärken. Dabei steht die Fortentwicklung der begonnenen Internationalisierung, speziell in Richtung BRIC-Staaten - also Brasilien, Russland, Indien, China - strategisch und kommerziell im Fokus. Mit den beiden letztjährigen Akquisitionen von Gwalior Chemical in Indien und Jiangsu Polyols China ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer stärkeren Regionalisierung unserer Asset-Struktur gemacht.

Und wie wird es unter Ihrer Regie weitergehen?

Dr. H. Fink: BAC ist eine starke „platform for growth" innerhalb des Lanxess-Konzerns. Solches Wachstum muss mit entsprechenden Produktionskapazitäten hinterlegt sein, um zu nachhaltigem Erfolg zu führen. In diesem Zusammenhang werde ich alle Möglichkeiten zum effizienten Kapazitätsausbau in bestehenden Produktionsbetrieben systematisch analysieren. Aber auch den Neubau sowie den Erwerb von Produktionsbetrieben werde ich konsequent verfolgen, wenn sich dazu interessante Möglichkeiten in relevanten Märkten ergeben.

Herr Schmitt, Sie haben begonnen, die Produktion von BAC in den asiatischen Raum auszuweiten.

Dr. H.-G. Schmitt: Ja. Während unsere Absatzmärkte in Europa nur geringfügig wachsen, eher schon stagnieren, entwickeln sich die asiatischen Märkte, vor allem in Indien und China, mit großer Dynamik weiter.
Der Anteil Asiens an unserem Umsatz hat sich im letzten Jahrzehnt mehr als verdoppelt. Dieser Trend ist ungebrochen. Unsere Marktpositionen dort weiter auszubauen, erfordert eine stärkere regionale Präsenz in dieser Weltregion.

Wie steht es vor diesem Hintergrund um die Zukunft der deutschen Produktionsstandorte?

Dr. H. Fink: Unsere deutschen Standorte und Anlagen waren und sind die Basis unseres Erfolgs. Ebenso wie mein Vorgänger habe ich nicht die Absicht, diese Standorte zu vernachlässigen. Als Commodity-Hersteller sind wir allerdings einem rigorosen Kostenmanagement verpflichtet. Auch künftig muss BAC sich ständig im Wettbewerb behaupten, vorrangig gegen indische und chinesische Konkurrenten. Für unsere deutschen Standorte sind z.B. Energiekosten eine zentrale Herausforderung. Diese drohen uns auf Grund der von der EU eingegangenen Klimaschutz-Verpflichtungen einseitig zu belasten und unsere Wettbewerbsposition zu schwächen. Zudem erwarte ich bei petrochemischen Rohstoffen eine im Vergleich zu unseren asiatischen Wettbewerbern ungünstige Entwicklung der Einkaufspreise, ausgelöst durch die fortschreitenden Kapazitätsungleichgewichte zwischen Europa und Asien.

Hat Asien also alle Trümpfe in der Hand?

Dr. H. Fink: Nein, auch unsere asiatischen Wettbewerber stehen vor großen Herausforderungen. Dazu zählen der dramatische Anstieg der Personalkosten ebenso wie wachsende Anforderungen an Umweltschutz, Anlagensicherheit und Energieeffizienz.

Gibt es Parallelen zwischen Ihrer neuen Aufgabe und Ihrer bisherigen Tätigkeit in der Business Unit SCP?

Dr. H. Fink: Unbedingt! In den vergangenen sechs Jahren hat sich SCP im Wesentlichen zwei Herausforderungen stellen müssen. Zum einen mussten wir die beiden Hightech-Thermoplaste Durethan und Pocan in den globalen Märkten komplett neu positionieren. Dazu gehörten die Modernisierung der Produktpalette, der Aufbau kundennaher Produktionsstätten und die Stärkung der weltweiten Vermarktungsstrukturen. Zum anderen mussten die Produktionsanlagen für die Kunststoffvorprodukte zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit geführt werden.

Beide Herausforderungen hat das Team von SCP erfolgreich bewältigt. In den relevanten Märkten nimmt Lanxess mit SCP heute eine führende Rolle ein.

Insbesondere meine Erfahrungen bei der Produktion der Kunststoff-Vorprodukte werden mir bei meiner neuen Aufgabe nützlich sein, denn auch diese sind „Commodities". Hier wie dort sind Effizienz, optimale Produktionsverfahren, schlanke Organisationsformen und Kostenbewusstsein zwingende Voraussetzungen, um wettbewerbsfähig zu sein.

Worin sehen Sie für sich persönlich die größte Herausforderung?

Dr. H. Fink: Meine wichtigste und vorrangige Aufgabe wird zunächst darin bestehen, BAC möglichst schnell kennen zu lernen. Ein tiefes Verständnis der Geschäftsmodelle ist notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Leitung der Business Unit.
Das internationale Geschäft von BAC fußt auf einer Vielzahl von Produkten aus sechs Produktlinien, die in vielen verschiedenen Märkten und von vielen verschiedenen Kunden eingesetzt werden. Unsere mehr als 100 Verkaufsprodukte werden in den großen Betrieben in Deutschland an den Standorten Leverkusen, Dormagen, Krefeld-Uerdingen und Brunsbüttel sowie in den USA, in Indien und China produziert. Insbesondere das Verständnis für dieses Produktionsnetzwerk zähle ich zu meinen größten Herausforderungen.

Herr Schmitt, was möchten Sie dem BAC-Team und Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben?

Dr. H.-G. Schmitt: BAC ist gut aufgestellt, um sich am Markt zu behaupten und wesentliche Beiträge zu den Umsatz- und Ergebniszielen von Lanxess zu leisten. Dabei wünsche ich dem ganzen BAC-Team, das mir über die vielen Jahre ans Herz gewachsen ist, viel Erfolg. Meinem Nachfolger wünsche ich das richtige Gespür für die Entwicklung der globalen Märkte und viel Freude an seiner neuen Aufgabe. 

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