Chemie & Life Sciences

Projekt Titelverteidigung: die Fußball-WM 2018

Wichtiges und Witziges zur Fußballweltmeisterschaft in Russland

17.06.2018 -

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland will die deutsche Elf ihren Titel verteidigen und in der ewigen WM-Tabelle mit Brasilien gleichziehen. Dazu muss „Die Mannschaft“ eigentlich nur den Ball häufiger ins Tor schießen als ihre Gegner, was bei der Auftaktniederlage gegen Mexiko glanzlos misslungen ist. Eine erste Analyse von TV-Experte Oliver Kahn könnte in die ewige Zitatensammlung des Fußballs eingehen: "Deutschlands DNA ist entschlüsselt."

Weitere Aphorismen aus der Welt des Fußballs gefällig? Seit Sepp Herbergers Ausspruch bei der WM 1954 wissen alle: Der Ball ist rund, und ein Spiel dauert 90 Minuten. Wirklich? Seit Einführung der Nachspielzeit gilt die Weisheit unseres ehemaligen Weltmeistertrainers nur noch teilweise. Doch der Ball, 1954 noch eine wenig formstabile Lederpille - war tatsächlich nie runder als heute. Und dabei spielt die Chemie eine entscheidende Rolle, denn dieser Ball ist heute dank moderner Werkstoffe und Fügetechniken ein Präzisionsinstrument von nahezu perfekter Kugelform.

Der Ball ist rund

Der offizielle Spielball der WM 2018 heißt Telstar 18“ – der Name ist eine Hommage an den ersten von Adidas entwickelten Weltmeisterschaftsball, der bei der WM 1970 in Mexiko zum Einsatz kam. Materialzulieferer haben die Entwicklung entscheidend begleitet. So hat bspw. Covestro bzw. die Vorgängerunternehmen Bayer Material Science und Bayer Polymers bereits über 30 Jahre Erfahrung in der Ballentwicklung und großen Anteil an der (R)Evolution des Spielgeräts. Für die letzten Fußballmodelle von Adidas lieferte der Kunststoffhersteller Polyurethanrohstoffe der Marke Impranil, die in der aus insgesamt fünf Schichten bestehende Ballhülle eingesetzt werden. So auch für den aktuellen Spielball. den Telstar 18.

Für die oberste Schicht wird eine Hinterglasdrucktechnik angewendet, die den Abrieb der bedruckten Schicht verhindert. Dadurch bleibt die weiße Fläche mit dem Dekor, das zur WM in Russland ein klassisches Schwarz-Grau-Pixelmuster für die Vorrundenspiele und eine mit Rottönen aufgepeppte Variante für die K.O.- und Finalspiele mit Elementen in Gold aufweist, lange Zeit intakt. In den unteren Schichten sorgen Millionen in Polyurethanschaum eingebetteter Mikrokügelchen für hervorragende Flugeigenschaften. Ein Polyurethanklebstoff verbindet die oberen Schichten mit einem speziellen Polyester-Baumwoll-Gewebe, das als Trägermaterial dient.

Nachhaltige Chemie

Eine Zwischenschicht aus dem EPDM-Kautschuk (Ethylen-Propylen-Dien-Monomer) Keltan Eco von Arlanxeo - dem Joint Venture von Lanxess und Saudi Aramco - schützt das Spielgerät vor äußeren Einflüssen und verleiht ihm eine ungewöhnlich hohe Elastizität. Keltan Eco ist die Kautschukbasis für eine Moosgummischicht, die direkt unter der Außenhaut liegt. Sie dient hier als verformbares Polster für den Fußball und unterstützt dadurch ein optimales Abprallverhalten des Balls beim Spiel. Für den Einsatz in dieser Schicht müssen die Materialien hohe Anforderungen in Kategorien wie Dichte, Härte und Gewicht erfüllen und zudem eine gute Verarbeitbarkeit aufweisen. Wichtigste Performance-Eigenschaft aber ist die Elastizität der Schicht.

Keltan Eco ist der weltweit erste EPDM-Kautschuk auf der Basis von Bioethylen, das aus Zuckerrohr gewonnen wird. Je nach Ethylengehalt des jeweiligen Kautschuktyps liegt der Anteil an biobasiertem Material zwischen 50 und 70 %. Das von Adidas eingesetzte Keltan Eco 6950 zeichnet sich durch eine amorphe Struktur und hohe Vernetzungsdichte aus. Das bewirkt gute Niedrigtemperatureigenschaften und entspricht den Anforderungen nach möglichst guter Elastizität.

Durch die innovativen Materialtechnologien haben die Fußbälle seit dem Beginn der modernen Ballentwicklung immer bessere Spiel- und Flugeigenschaften sowie eine hohe Wasserbeständigkeit erhalten und den Sport revolutioniert. Im Telstar 18 verbirgt sich sogar ein NFC-Chip, über den NFC-fähige Geräte (wie die meisten Smartphones und Tablets) mit dem Ball interagieren können. Unbewiesen ist jedoch die von manchem Torhüter erhobene Behauptung, dass dadurch die Flugbahn des Balls manipuliert werden kann... Vielleicht hatte aber Uwe Seeler, der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft, auch seherische Fähigkeiten, als er bereits vor längerer Zeit sagte: "Das Geheimnis des Fußballs ist der Ball.“

Fußball(er)-Aphorismen

Auch bei der Fußball-WM in Russland dürften wieder einige Sinnsprüche (auch einige sinnfreie Sprüche) geboren werden. Den ersten steuerte ja bereits Deutschlands Mannschaftsspaßvogel Thomas Müller bei der Pressekonferenz vor der WM bei. Seitdem weiß die Welt, dass Deutschland "ein sehr gut bestücktes Team" hat. So wird man zur Legende, auch wenn man nicht WM-Torschützenkönig wird. Stichwort "Legende", dazu wusste Österreichs Torjägerstar Toni Polster: "Ich bin lieber eine Legende als ein Denkmal. Auf ein Denkmal scheißen die Tauben."

Von Franz Beckenbauer kommt unter anderem dieses Zitat: "Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift." Der gilt auch trotz des Videobeweises (meistens zumindest). Am Abseits entzünden sich immer wieder Diskussionen. Mitreden kann da nur, wer die Regelkunde beherrscht. Und da Fußball weiterhin eine Männerdomäne ist, kann hier die von Kabarettist Dieter Nuhr gewonnene Erkenntnis "Männer haben 100 Gramm mehr Gehirn als Frauen – da ist unter anderem die Abseitsregel drin," für Klarheit sorgen.

Es gibt aber auch Männer, die mit der Abseitsregel ihre Probleme haben. Für diese sowie für alle "Shopping Queens" kursiert auch bei der aktuellen Fußball-WM wieder dieser Witz in den sozialen Netzwerken: Eine Kundin steht am Ende der Kassenschlange im Schuhladen. Sie erspäht eine Freundin, die ganz vorne in der Schlange steht, ruft deren Namen und wirft ihr den Karton mit ihren neuen Schuhen über alle anderen Kundinnen (hier: die gegnerische Abwehr) hinweg zu. Fängt die Freundin nun den Schuhkarton, steht sie aktiv im Abseits.

Chemie im Fußball

Wenn derzeit die besten Fußballnationalmannschaften der Welt in Russland um die Weltmeisterschaft kämpfen, spielen Chemiewerkstoffe in vielen Anwendungen mit, ob im Ball, den Schuhen und Trikots der Spieler oder im Rasen und den Dächern der Stadien. Und genaugenommen auch im WM-Pokal. Doch was ist der FIFA-Pokal eigentlich wert? Experte Dominik Lochmann, Geschäftsführer ESG Edelmetall-Service, weiß es: „Allein aufgrund seines ideellen Werts ist der FIFA-Pokal natürlich unbezahlbar. Doch auch das Material an sich macht die Trophäe zu einem außergewöhnlichen Objekt, denn sie besteht hauptsächlich aus hochkarätigem Gold. Beim aktuellen Kurs von etwa 36 EUR/g Gold hat die Trophäe zusammengerechnet also einen Mindestwert von 132.300 EUR.

Noch mehr Informationen zu Chemie im Fußball hat CHEManager bereits zu den vergangenen Welt- und Europameisterschaften zusammengetragen.