Strategie & Management

Resilience Index 2016 sieht Auswirkungen durch Terrorismus und niedrigen Ölpreis

Norwegen verliert Führungsposition an Schweiz - Venezuela bleibt Schlusslicht

10.05.2016 -

Die Resilienz von Lieferketten ist für eine robuste Geschäftsleistung global agierender Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Faktoren wie niedrige Ölpreise, Naturkatastrophen und die Ausbreitung von Terrorismus wirken sich auf die Resilienz, d.h. die Widerstandsfähigkeit, globaler Supply Chains aus.

Diese und weitere Bedrohungen spiegeln sich im FM Global Resilience Index 2016 wider, dem ersten datenbasierten Tool, das die Resilienz von Lieferketten in 130 Ländern und Gebieten weltweit in einem Ranking vergleicht. „Der FM Global Resilience Index gibt Führungskräften eine erste Orientierung und kann ihnen dabei helfen, vernünftige Entscheidungen bezüglich der Standorte globaler Zulieferer oder eigener Produktionsstätten zu treffen“, sagt Achim Hillgraf, Hauptbevollmächtigter von FM Global in Deutschland.

In der dritten Ausgabe des Resilience Index sind rückläufige Ölpreise der Grund für Norwegens Abfall auf den zweiten Platz. An die Stelle des Ölproduzenten tritt 2016 nunmehr die Schweiz, die im vergangenen Jahr noch auf Platz 2 lag. Das ölreiche Kuwait erlebt einen starken Abstieg (von Platz 50 im letzten auf Platz 59 in diesem Jahr), da das Bruttoinlandsprodukt von den geringeren Ölpreisen schwer getroffen wurde. Auf ähnliche Weise litt die wirtschaftliche Produktivität in Kolumbien, das von Platz 110 auf 119 abrutscht. Allerdings wirken die Rohölpreise in zwei Richtungen. Armenien (Platz 52, 2015: 83) und Malawi (Platz 84, 2015: 111) haben aufgrund einer höheren Resilienz gegenüber Ölpreisveränderungen die meisten Plätze im Index gut gemacht. Da ihr Ölverbrauch gesunken ist, sind die Länder den Dynamiken des Ölmarkts weniger ausgesetzt.

Das politische Risiko, das zu den neun Bewertungskriterien des Index zählt, kann ein großes Hemmnis für die geschäftliche Resilienz darstellen. In diesem Zusammenhang ist Terrorismus ein zentrales Element. Auch in diesem Jahr fanden bereits terroristische Handlungen in Ländern wie Pakistan (Platz 117), Belgien (Platz 17), der Elfenbeinküste (Platz 58), Nigeria (Platz 116) und der Türkei (Platz 79) statt. Die Auswirkungen politischer Ereignisse auf das Ranking zeigen sich beispielsweise bei der Ukraine: Zum zweiten Mal in Folge ist die Republik unter den Ländern mit dem stärksten Abfall (von Platz 107 auf Platz 125), was auf die extremen Spannungen innerhalb des Landes und mit Russland (Platz 75) zurückzuführen ist.

Länder an der Index-Spitze und Schlusslichter
Die ehemalige Nummer zwei, die Schweiz, hat Norwegen von der Spitze abgelöst. In den „Top Ten“ folgen auf die Schweiz und Norwegen in absteigender Folge Irland, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande, die mittleren Staaten der USA, Kanada, Australien und Dänemark.

Das Schlusslicht des Index von 2016 bildet zum zweiten Mal in Folge Venezuela (Platz 130), in aufsteigender Reihenfolge gefolgt von der Dominikanischen Republik, der Kirgisischen Republik, Nicaragua, Mauretanien, der Ukraine, Ägypten, Algerien, Jamaica und Honduras. Venezuelas Platzierung am unteren Ende des Index ist den Elementarrisiken (Wind- und Erdbebengefahr), der Wahrnehmung eines Kontrollverlusts in Verbindung mit der Korruption und der schlechten Infrastruktur sowie der als schlecht wahrgenommenen Qualität lokaler Zulieferer geschuldet.

Frankreich (Platz 19) und das Vereinigte Königreich (Platz 20) halten ihre Platzierungen vom letzten Jahr. Deutschland belegt Platz 4 im Ranking, mit 94,6 von insgesamt 100 Punkten. Dies bedeutet eine Verbesserung um zwei Plätze im Vergleich zum Vorjahr – dabei muss jedoch beachtet werden, dass die Platzierungen relativ zueinander zu betrachten sind. Deutschland verbessert sich dennoch mit dem Gesamt-Scoring um 3,5 Punkte (2015: 91,1 von 100 Punkten). Dies ist unter anderem auf die gute Platzierung beim Faktor Lieferkette zurückzuführen: Hier erlangt Deutschland den 4. Rang hinter der Schweiz, Japan und den Niederlanden. Deutschland hat dies vor allem seiner guten Infrastruktur und der positiven Bewertung der Qualität seiner lokalen Zulieferer zu verdanken.

Die Kennzahlen
Der FM Global Resilience Index ist das erste und einzige datenbasierte Tool, das die Resilienz von Lieferketten in 130 Ländern und Gebieten weltweit in einem Ranking vergleicht. Dazu werden neun Treiber, die sich auf die Widerstandsfähigkeit von Lieferketten auswirken, zu drei Faktoren zusammengefasst – Wirtschaft, Risikoqualität und die Lieferkette selbst – und mit einer Punkteskala von 0 bis 100 gewertet. Die drei Treiber zur Bewertung des Wirtschaftsfaktors umfassen das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, das politische Risiko und die Ölintensität, die die Anfälligkeit eines Landes bei Veränderungen des Ölpreises und der Ölversorgung beschreibt. Der Faktor Risikoqualität setzt sich zusammen aus den vorherrschenden Elementarrisiken sowie der Qualität des Risikomanagements bei Elementar- und Brandrisiken in den einzelnen Ländern. Der Faktor Lieferkette bestimmt sich durch den Umfang der Korruptionskontrolle in einem Land, die Qualität der Infrastruktur und die Qualität der lokalen Zulieferer.

Benutzer können Platzierungen und Bewertungen von Ländern nach Jahren oder anhand beliebiger Bewertungskriterien online gegenüberstellen. Der Index beruht auf geprüften Daten von Quellen wie dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, dem Weltwirtschaftsforum und der FM Global-Datenbank RiskMark mit mehr als 100.000 versicherten Standorten.

Wozu benötigen Entscheider den Resilience Index?
Der online verfügbare und interaktive FM Global Resilience Index fasst Daten aus maßgeblichen Quellen in einem dynamischen Tool zusammen. Der Resilience Index nutzt stets aktualisierte Daten von autorisierten Quellen wie der Weltbank und dem Weltwirtschaftsforum, um Entscheidungsträgern zu helfen, unbekannte Risiken, die die unternehmerische Leistungsfähigkeit schädigen könnten, zu untersuchen. Somit können sie Zulieferer und Standorte besser auswählen, bestehende Lieferketten beurteilen und kritische Punkte entlang der Supply Chain identifizieren.

„Der FM Global Resilience Index bietet Führungskräften eine einfache Möglichkeit zur Analyse potenzieller Geschäftsrisiken und damit eine bessere Entscheidungsgrundlage, indem sie einen Zugriff auf maßgebliche Informationen über Faktoren bekommen, die ihre Lieferketten unterbrechen könnten“, so Achim Hillgraf. „Belastbare Supply Chains sind für Unternehmen von großem Vorteil, da sie ihre Betriebsabläufe, Einnahmequellen, Marktanteile und Unternehmenswerte schützen. Eine fragile Lieferkette hingegen wirkt sich häufig negativ auf das betroffene Unternehmen aus, manchmal auch langfristig.“

Das „Business Insurance Magazine“ hat den Resilience Index im letzten Jahr mit dem „Innovation Award“ ausgezeichnet.