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VCI sieht Abkühlung im 3. Quartal 2021

Materialknappheit und hohe Energiekosten bremsen Höhenflug der Chemieindustrie

17.11.2021 - Die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie konnte den Wachstumskurs aus der ersten Jahreshälfte im dritten Quartal 2021 nur noch abgeschwächt fortsetzen. Das geht aus dem aktuellen Quartalsbericht hervor, den der Verband der Chemischen Industrie (VCI) veröffentlicht hat.

Demnach führten globale Knappheiten bei Material und Logistik sowie stark steigende Energiepreise zu Produktionsrückgängen in vielen Chemiesparten. Und auf den Energie- und Rohstoffmärkten kehrt so schnell wohl keine Entspannung ein. Auch die Engpässe bei Vorprodukten und Materialien treiben die Preise weiter nach oben. 

Die Auswirkungen auf Industrieproduktion und Konjunktur werden immer spürbarer. So sank die Auslastung der Chemieanlagen im 3. Quartal auf den unteren Rand des Normalbereichs. Dennoch legte die Branchenproduktion insgesamt leicht zu. Grund dafür war die positive Entwicklung im Pharmabereich, weil Impfstoffe stark nachgefragt wurden.

Auch der Branchenumsatz entwickelte sich von Juli bis September positiv. Vor allem der anhaltende Anstieg der Chemikalienpreise sorgte für steigende Erlöse. Außerdem orderten vor allem im Ausland viele Industriekunden vermehrt Chemieprodukte, um Materialengpässen vorzubeugen und Lagerbestände auszuweiten. Diese zusätzliche Nachfrage konnte aber nur zum Teil bedient werden.

VCI-Präsident Christian Kullmann sagte zur Lage der Branche: „Weder bei der Materialknappheit noch bei den hohen Energiekosten ist eine schnelle Besserung in Sicht. Diese Faktoren belasten die Wirtschaft und führen dazu, dass das Chemiegeschäft im kommenden Winter weiter abkühlen wird. Bei den Gas- und Strompreisen ist die kommende Bundesregierung gefordert. Sie muss die Preissprünge zügig mit geeigneten Maßnahmen kompensieren.“

Prognose
Für 2021 geht der VCI weiter davon aus, dass die Chemie- und Pharmaproduktion um 4,5% gegenüber dem Vorjahr wachsen wird. Die Preise steigen voraussichtlich um 8,5%. Damit dürfte der Jahresumsatz um 15,5% auf 220 Mrd. EUR zulegen.

Produktion
Im dritten Quartal stieg die Produktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie gegenüber dem Vorquartal um 0,8%. Die Kapazitätsauslastung der Anlagen ging dagegen auf 82,3% zurück, weil viele Chemieunternehmen ihre Produktion wegen der steigenden Energiepreise drosselten.

Die Großhandelspreise für Strom und Erdgas haben sich in den letzten 12 Monaten nahezu vervierfacht. Wie schnell sich die Preise bei den Unternehmen bemerkbar machen, hängt von der individuellen Beschaffungsstrategie ab. Erste Auswirkungen sind jedoch bereits sichtbar: Die sehr erdgasintensive Ammoniakproduktion wurde an mehreren Standorten in Europa gedrosselt. Erst ab April 2022 ist derzeit mit einer Entspannung der Lage zu rechnen.

Erzeugerpreise
Die Chemikalienpreise sind von Juli bis September 2021 noch einmal gestiegen. Bei hohen Kosten für Logistik, Rohstoffe und Energie verteuerten sich Chemieprodukte im Vergleich zum Vorquartal um 2,9%.

Umsatz
Wegen der Preissteigerungen erzielten die Chemie- und Pharmaunternehmen im dritten Quartal 2021 mit 55,3 Mrd. EUR ein Umsatzplus von 6,3%. Das starke Vorjahresplus von 26,1% ist allerdings durch einen Sondereffekt im Pharmabereich überzeichnet.

Beschäftigung
Die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche ist im dritten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,5% gestiegen. Die Chemie- und Pharmaunternehmen beschäftigen derzeit 466.500 Menschen.

 

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