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Süd-Chemie wächst: Additive, Adsorben und Katalysatorn

24.03.2011 -

Süd-Chemie wächst:  Additive, Adsorben und Katalysatorn -
Die Münchener Süd-Chemie verfolgt ehrgeizige Wachstumsziele. Bis zum Jahr 2007 will das Spezialchemieunternehmen seinen Jahresumsatz von 862 Mio. € in 2004 auf über 1 Mrd. € steigern. Derzeit liegt dem Unternehmen ein Übernahmeangebot der SC-Beteiligungsgesellschaft vor, einer Tochter der US-Investmentgesellschaft One Equity Partners, das vom Management des Konzerns Mitte August abgelehnt wurde. Dr. Andrea Gruß befragte Dr. Günter von Au, den Vorstandsvorsitzenden der Süd- Chemie, zu den Aktivitäten und der Wachstumsstrategie des Unternehmens.

CHEManager: Herr Dr. von Au, die Süd-Chemie startete vor rund 150 Jahren als Fabrik für künstliche Düngemittel. Auf welche Kerngeschäftsfelder setzt das Unternehmen heute?
Dr. Günter von Au: Die Süd-Chemie ist mit ihren beiden Unternehmensbereichen Katalysatoren und Adsorbentien weltweit in über 60 Produktions- und Vertriebsgesellschaften tätig. In unseren Kernmärkten sind wir entweder Marktführer oder zumindest unter den Top 3 des Marktes. Die Positionen in unseren Kerngeschäftsfeldern werden wir künftig weiter festigen bzw. ausbauen.

Welche Branchen zählen zu den Kunden Ihrer Katalysatortechnik?
Dr. Günter von Au:
: Im Unternehmensbereich Katalysatoren zählen vor allem die chemische und petrochemische Industrie sowie die Mineralölindustrie zu unseren Kunden. Süd-Chemie ist führend bei der Synthesegas- Herstellung und der katalytischen großindustriellen Darstellung von Folgeprodukten, wie zum Beispiel Wasserstoff, Ammoniak und Methanol. In der Methanolsynthese liefert der hochaktive und stabile Methanolkatalysator der Süd-Chemie einen wesentlichen Beitrag zu dem erfolgreichen Aufbau und Betrieb der weltweit größten Methanolanlagen, zum Beispiel auf Trinidad. Methanol ist als C1-Baustein in der Basis-Chemie von erheblicher Bedeutung für die Produktion von höherveredelten Produkten wie Formaldehyd und Olefinen. Süd-Chemie hat hierzu einen Katalysator entwickelt, der nach dem „Methanol-to-Olefins- Verfahren – MTO“ einen eleganten Syntheseweg zu Polymeren eröffnet. Bei den Styrolkatalysatoren sind wir erster Ansprechpartner des weltweit führenden Anbieters von Styrol. In den kommenden Jahren werden vor allem in China und im Mittleren Osten eine ganze Reihe neuer Anlagen, bei denen unser Styrolkatalysator zum Einsatz kommt, angefahren. Unser Know-how bei der Wasserstoff-Herstellung stellt ein wesentliches Erfolgskriterium in der Entwicklung von Reformern für Brennstoffzellen-Technologien dar und positioniert uns an vorderster Front für diese Technologie. Auch die Wasserbehandlung, wo wir Komplettlösungen zur Trink- und Abwasseraufbereitung sowie für industrielle Wasserkreisläufe und Prozesswasser liefern, ist ein wichtiges Kerngeschäftsfeld für die Süd-Chemie. Wir sind hier Marktführer im südlichen Afrika, unsere Wachstumschancen liegen vor allem in Asien und Lateinamerika.

Sie weiten gerade Ihr Geschäftsfeld Gas-to-Liquid aus?
Dr. Günter von Au:
Richtig, ein weiterer Schwerpunkt sind unsere Katalysatoren für Gas-to-Liquid-( GTL-)Verfahren – also die Umwandlung von Erdgas in qualitativ hochwertige Mineralölprodukte wie Dieselkraftstoff und petrochemische Basis- und Zwischenprodukte. Die Süd-Chemie hat sich diesem Thema, das vor dem Hintergrund steigender Ölpreise von größtem Interesse ist, bereits sehr früh zugewandt und eine weltweit führende Kompetenz aufgebaut. Entscheidend für unseren Erfolg auf dem GTL-Gebiet ist die Verfügbarkeit einer breiten Technologie- Plattform, die es uns ermöglicht, neben der Synthesegas- Herstellung und der Fischer-Tropsch-Synthese auch sich anschließende Raffinationsprozesse katalytisch darzustellen. Auch in alternativen Prozessen, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren, wie dem BTL-Verfahren, das Biomasse in Kraftstoffe umwandelt, stellt Süd-Chemie eine vollständige Palette an Katalysatoren bereit.

Wo liegen die Schwerpunkte Ihres Geschäftsbereichs Adsorbentien?
Dr. Günter von Au: Adsorbentien und Additive der Süd-Chemie werden bei der Raffinierung von Ölen und Fetten eingesetzt. Auch hier sind wir Weltmarktführer. Die Wasch- und Reinigungsmittelindustrie versorgen wir mit Farbadditiven und Additiven zur Vereinfachung der Produktion von Pulvern und Tabs. Unser Geschäftsbereich Schutzverpackungen bietet als Partner der pharmazeutischen und der Elektronikindustrie Lösungen zum Schutz vor Feuchtigkeit, Sauerstoff und UV-Strahlung an. Bei Gießereiprodukten decken wir von den Gießereiadditiven bis hin zu Spezialharzen und metallurgischen Additiven das komplette Bedarfsprogramm unserer Kunden ab.

Wo liegen die regionalen Schwerpunkte Ihrer Aktivitäten?
Dr. Günter von Au:
: Die Süd-Chemie ist in allen Regionen der Welt präsent. In Europa liegen unsere Schwerpunkte in Deutschland, Frankreich und Italien, aber auch in Osteuropa und Skandinavien haben wir eine hohe Präsenz. In Nordamerika sind vor allem in den USA und zunehmend in Kanada aktiv, in Lateinamerika ist es Mexiko und Brasilien. In Afrika sind wir vor allem in Südafrika und den umliegenden Staaten präsent. In Asien sind wir vor allem in Japan, China, Indien und Indonesien aktiv. Gerade in China wachsen wir mit beeindruckenden Raten. Besonders hohe Bedeutung für die Süd-Chemie hat die Wachstumsregion Mittlerer Osten, da dort unsere Kunden im Petrochemie- und Raffineriebereich immens hohe Investitionen tätigen.

Im vergangenen und im laufenden Geschäftsjahr tätigten Sie eine Reihe an Akquisitionen. Welche Strategie verfolgen Sie dabei?
Dr. Günter von Au:
Ein wesentlicher Pfeiler unserer Strategie ist es, aus eigener Kraft ergebnisorientiert zu wachsen. Organisches Wachstum ist für uns die Grundlage einer gesunden und stabilen Entwicklung. Gut funktionierende Kooperationen spielen für uns deshalb strategisch eine wichtigere Rolle als zahlreiche Akquisitionen. Unsere Aktivitäten im Mittleren Osten haben wir beispielsweise im vergangenen Jahr durch ein Joint Venture in Katar verstärkt. Dieses von Süd-Chemie mehrheitlich gehaltene Gemeinschaftsunternehmen wurde zusammen mit katarischen Partnern gegründet und dient der Produktion von Katalysatoren für die Verarbeitung von Erdgas im Rahmen von „Gasto- Liquid“-Projekten. Eine Akquisition im vergangenen Jahr war der Erwerb des weltweiten Handelsgeschäftes mit metallurgischen Additiven für die Gießereiindustrie von der SKW Metallurgie. Mit der Übernahme sind wir in Europa einziger Komplettanbieter in der Gießereitechnik für Eisenguss. Dieses Geschäft haben wir mittlerweile vollständig und erfolgreich in unseren Geschäftsbereich Gießereiprodukte und Spezialharze integriert.

Wenige Wochen später stiegen Sie beim kanadischen Unternehmen Phostech Lithium ein, das Kathodenmaterialien für Lithiumionen- Batterien produziert. Ein weiterer Zukunftsmarkt?
Dr. Günter von Au:
Auch bei diesem Kauf ging es uns in erster Linie um die Technologie. Die Nachfrage nach Lithiumionen- Batterien wird weiterhin stark anwachsen, in diesem Markt werden wir uns langfristig einbringen. Mit Phostech Lithium, einem kanadischen Spezialisten für Kathodenmaterial für Lithiumionen- Batterien, haben wir einen hervorragenden Partner gefunden, denn das Know-how von Phostech ergänzt unsere bisherigen Aktivitäten optimal. Unser Lithium-Eisen- Phosphat wird, davon bin ich überzeugt, das Kathodenmaterial der Zukunft sein, da es gegenüber dem gebräuchlichen Kathodenmaterial Lithiumkobaltoxid vor allem unter Kostenaspekten erhebliche Vorteile aufweist.

Welche Rolle spielen Innovationen der eigenen Forschung für das Wachstum des Süd-Chemie Konzerns?
Dr. Günter von Au:
: Für die Süd-Chemie spielen Forschung und Entwicklung die entscheidende Rolle. Dabei verfolgen wir eine Doppelstrategie: Einerseits setzen wir auf unsere eigenen erstklassigen Forscher und fördern sie durch genügenden Freiraum für kreatives Denken. Andererseits kooperieren wir sehr eng mit renommierten Wissenschaftlern von führenden Hochschulen und Forschungsinstituten. Allerdings können wir nur mit marktfähigen Innovationen erfolgreich sein. Unsere Innovationen müssen unseren Kunden einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen und unsere Produkte und Dienstleistungen sind Voraussetzung für deren Geschäftserfolg. Dass unsere Innovationen tatsächlich marktfähig sind, belegt der hohe und stetig wachsende Anteil von mehr als 25 % am Jahresumsatz derjenigen Produkte, die weniger als fünf Jahre auf dem Markt sind. Wir achten sehr darauf, dass die Forschungs- und Entwicklungsausgaben bei der Süd-Chemie sich immer am Kundennutzen und an den Kundenerwartungen orientieren. Die Forschung ist innerhalb der Süd-Chemie wie das globale Geschäft sehr international aufgestellt. In Deutschland bauen wir auf die deutschen Zentren für Forschung und Entwicklung: den Standort Heufeld für die Katalyse und den Standort Moosburg für Adsorbentien und Additive.

Wie finanzieren Sie die Investitionen in Zukäufe und den Ausbau der Forschung?
Dr. Günter von Au:
Bereits im vergangenen Jahr haben wir die Mittel für Forschung und Entwicklung auf 31 Mio. € erhöht. Mittelfristig wollen wir die Forschungs- und Entwicklungsquote von 3,6% im Konzern auf über 4% erhöhen. In einzelnen, stark innovationsgetriebenen Aktivitäten kann dabei ein weitaus höherer Wert erreicht werden. Im Rahmen unserer Wachstumsstrategie, die ohne Portfoliomaßnahmen bis 2007 einen Umsatz von 1 Mrd. € und bis 2010 von 1,2 Mrd. € vorsieht – bei gleichzeitig überproportionalem Ergebniswachstum – werden wir für Investitionen in unser organisches Wachstum sowie den Ausbau von Kernaktivitäten unterstützende Akquisitionen ausreichend finanziert sein. Zusätzliche Mittel konnten wir durch die Begebung eines Private Placements in den USA Ende 2004 sichern. Die Chemie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die japanische Wirtschaft. Nach dem Automobilbau, der Elektroindustrie, dem Maschinenbau und der Ernährungsindustrie ist sie die fünftgrößte Industriebranche. Sie setzt jährlich fast 190 Milliarden Euro um und beschäftigt rund 354.000 Menschen. Von besonderer Bedeutung ist die japanische Chemieindustrie, wenn es um Forschung- und Entwicklung geht. Über 18% der Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe werden von der Chemie getätigt. Damit liegt die Branche noch vor dem Automobilbau auf Platz 1. Pharmazeutische Produkte bilden mit fast 28 % die größte Sparte, gefolgt von Polymeren sowie Wasch- und Körperpflegemitteln (Grafik 3). Nach den Vereinigten Staaten und vor Deutschland ist Japan weltweit der zweitgrößte Chemieproduzent. Unter den 20 weltweit größten Chemieunternehmen sind mit Mitsubishi Chemical, Mitsui Chemicals, Sumitomo Chemical du Toray Chemical gleich vier japanische Konzerne vertreten.