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Chemieindustrie: Nach Schwächephase weiteres Wachstum

Wirtschaftliche Lage der Branche im 4. Quartal 2011 und Perspektiven für 2013

01.03.2012 -

Die chemische Industrie erlebte im 4. Quartal 2011 eine Talfahrt statt der erhofften Trendwende: Produktion und Umsatz sind gegenüber den vorangegangenen drei Monaten erneut gesunken. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) hervor. Die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen ließ zum Jahresende hin weiter nach, worauf die Unternehmen die Produktionsanlagen drosselten. Obwohl die Herstellung von Chemieprodukten in Deutschland seit Mai 2011 kontinuierlich zurück ging, schloss Deutschlands drittgrößte Branche das gesamte Jahr dennoch mit einem Rekordwert beim Umsatz ab.

Der Hauptgeschäftsführer des VCI, Dr. Utz Tillmann, erklärte zur konjunkturellen Entwicklung: „Die Bremswirkungen der Schuldenkrise in der EU wurden 2011 immer deutlicher. Das hat auch unsere Branche zu spüren bekommen. Wir scheinen aber jetzt die Talsohle erreicht zu haben, die Geschäftslage in der chemischen Industrie hellt sich auf. Wir gehen davon aus, dass sich in den kommenden Monaten die Auftriebskräfte durchsetzen. Noch fahren die Unternehmen ihre Anlagen auf Sicht."

Prognose
Für das Gesamtjahr 2012 rechnet der VCI - auch wegen des statistischen Basiseffektes - nicht mit einem Anstieg der Chemieproduktion. Der VCI geht davon aus, dass der Branchenumsatz bei stagnierender Produktion um 1 % wächst. Für die Erzeugerpreise wird ein Anstieg um 1 % erwartet.

Produktion
Im 4. Quartal 2011 ist die Chemieproduktion gegenüber dem Vorquartal um 2,0 % gesunken. Der Rückgang betraf alle Sparten. Die Kapazitätsauslastung der Anlagen verringerte sich merklich. Sie lag mit 81,7 % aber noch im Rahmen des Normalbereiches. Im Vergleich zum Vorjahresniveau fiel die Produktion von Oktober bis Dezember 2011 im Durchschnitt um 4,3 % ab.

Erzeugerpreise
Der kräftige Anstieg der Chemikalienpreise aus den Vormona- ten kam im vierten Quartal 2011 zum Erliegen. Die Preise verharrten auf hohem Niveau.

Umsatz
Mit 41,7 Mrd. € verringerte sich der Chemieumsatz im letzten Quartal 2011 um 2,3 % gegenüber dem Vorquartal. Dabei liefen die Geschäfte im Ausland leicht besser als im Inland.

Beschäftigung
Trotz der Schwächephase stellten die Firmen weiter Personal ein. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Beschäftigung um 3 %. Aktuell zählt die Branche 427.000 Mitarbeiter. Das sind 12.000 Personen mehr als 2010.

Langfristige Wachstums- und Marktchancen
Für 2012 rechnet der VCI wie oben beschrieben mit einer Wachstumspause, doch schon für 2013 wieder mit einem Anstieg der Produktion um 2 bis 3 %. VCI-Hauptgeschäftsführer Dr. Utz Tillmann erläuterte die Gründe für die langfristig vielversprechenden Perspektiven der Branche.

Vernetzung
Im Verbund mit den Kundenindustrien Automobil, Maschinenbau, Elektro und Metall sieht Tillmann für die Branche große Marktchancen: „Der Bedarf an höherwertigen und spezifischen Lösungen aus der Chemie wird zunehmen - in Deutschland, aber auch weltweit. In vielen Zukunftsfeldern sind die deutschen Chemieunternehmen bereits heute gut aufgestellt."

Weltmarktanteil
In den Schwellenländern sind in den letzten zehn Jahren mit wachsendem Wohlstand die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen und die Produktion deutlich schneller gestiegen als in Europa, den USA oder Japan. Wer aber langsamer wächst, fällt automatisch zurück. Folglich verloren alle Industrieländer kontinuierlich Anteile am Weltmarkt.

Das gilt auch für die deutsche Chemie: Ihr Anteil am Weltmarkt sank von 2000 bis 2010 von 7,2 auf knapp 6 %. In der gesamten europäischen Chemie schrumpfte er im gleichen Zeitraum noch stärker: von rund 30 auf 23 %. Diese Entwicklung stellt aber aus Sicht des VCI-Hauptgeschäftsführers keinen Nachteil für den hiesigen Chemiestandort dar: „Sinkende Weltmarktanteile sind allein kein Anlass zur Sorge. Auch in Deutschland gab und gibt es solides Wachstum. In den zurückliegenden zehn Jahren konnten unsere Unternehmen ihre Produktion trotz der Weltwirtschaftskrise durchschnittlich um 2 % pro Jahr ausdehnen. Das ist genau so viel wie in den dreißig Jahren zuvor." Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Chemieindustrie zeige sich auch, so Tillmann, in dem hohen Überschuss beim Handel mit Chemikalien. 2011 wurde Deutschland erneut Chemie-Exportweltmeister.

Wachstum durch Innovationen
Mittelfristig sind die Perspektiven für die deutsche Chemie erfreulich. Wachstumschancen erhoffen sich die Unternehmen vor allem durch Innovationen und neue Technologien. Aber auch beim Thema Nachhaltigkeit sehen sie Marktchancen. Produkte, die im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Entwicklung stehen, gewinnen zunehmend an Bedeutung für das Chemiegeschäft. Ein Indikator für diesen Trend ist das steigende Interesse an umfassenden Analysen des „Product-Carbon-Footprint" oder der Öko-Effizienz von Produkten. Tillmann: „Die deutsche Chemie folgt schon lange dem Leitbild der Nachhaltigkeit. Sie investiert in den integrierten Umweltschutz, erhöht ihre Energieeffizienz und trägt mit Produkten und Verfahren zur Ressourcenschonung bei. In regelmäßigen Nachhaltigkeitsberichten weisen immer mehr Unternehmen ihre Leistungen und Erfolge nach", betont der Hauptgeschäftsführer des VCI. Dies werde sich mittelfristig auszahlen.

Prognose bis 2020
Der VCI rechnet bis 2020 mit einem durchschnittlichen Produktionswachstum von 2 bis 2,5 % pro Jahr für die die deutsche Chemie. Damit könnte Deutschland in den kommenden Jahren beim Kriterium Umsatz Japan vom Platz drei im Nationenranking der Chemieproduzenten verdrängen.

 

 

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