Anlagenbau & Prozesstechnik

Brandrisiken erkennen und minimieren

Systematisches Process Safety Management hilft Chemieunternehmen Schäden zu vermeiden

13.12.2011 -

CHEManager stellt in der Beitragsreihe „Risikomanagement in der Praxis" regelmäßig Risiken und Lösungsansätze vor, auf die Sicherheitsbeauftragte und Werkleiter ein besonderes Augenmerk legen sollten.

Dies ist die Folge 6: Brandschutz und Process Safety Management.

 

Leicht entzündliche Flüssigkeiten in großen Mengen, verschiedenste chemische Reaktionen, explosive Stäube und Gase, komplexe technische Anlagen - Unternehmen der chemischen Industrie sind im Betriebsalltag vielfältigen Brandrisiken ausgesetzt. Die eingesetzten Flüssigkeiten, insbesondere solche mit niedrigem Flammpunkt, gelten als besonders gefährlich.

Werden sie zu heiß oder geraten unter zu hohen Druck, können sie schwere Brände auslösen. Dann wirken sie zugleich als Brandbeschleuniger, das Feuer ist nur noch schwer zu kontrollieren.
Mehr Sicherheit durch Process Safety Management

Ohne leichtfertig seine Existenz aufs Spiel zu setzen, kann kein Unternehmen auf einen umfassenden Brandschutz verzichten. Aus diesem Grund setzen insbesondere Chemieunternehmen verstärkt auf ein gezieltes Process Safety Management (PSM) Programm - inklusive einer umfassenden Risikoanalyse. Dazu gehören nicht nur Sicherheitsverantwortliche mit weit reichenden Befugnissen und Unterstützung durch das Management, sondern auch eine genaue Kenntnis aller Prozesse und die regelmäßige Überprüfung der Prozesssicherheit (siehe dazu auch FM Datenblatt 7-43: Loss Prevention in Chemical Plants).

Sind die Risiken erst einmal erkannt, geht es im nächsten Schritt darum, die Risiken möglichst weit zu minimieren. FM Global ist davon überzeugt, dass ein Großteil aller Schäden vermeidbar ist. Dazu müssen aber auch alle Risiken erkannt und entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Risiken in Prozessen minimieren

In der Praxis hat sich ein vierstufiges Vorgehen bewährt, bei dem zunächst die inhärente Sicherheit, also die in einem Prozess oder System selbst begründete Sicherheit, verbessert wird. Zumeist lässt sich das Gefahrenpotential bereits in diesem ersten Schritt deutlich senken.

In Zusammenarbeit mit betriebseigenen Technikern werden die Prozesse analysiert und können oft auf mögliche Störfälle hin optimiert werden. Konkret kann die inhärente Sicherheit erhöht werden, wenn zum Beispiel eine brennbare Flüssigkeit wie Wärmeträgeröl durch Dampf oder andere nicht brennbare Medien ersetzt wird. Die Explosionsgefahr innerhalb eines Systems kann minimiert werden, indem Luft gegen ein reaktionsträges Inertgas wie Stickstoff ausgetauscht wird. Großvolumige Lagertanks innerhalb von Gebäuden sollten ebenfalls vermieden werden.

Zentrale Pumpstationen mit Tanks für brennbare Flüssigkeiten können besser geschützt werden als verteilte dezentrale Anlagen im Produktionsbereich.

Notfallpläne aufstellen, Mitarbeiter einbeziehen

Der zweite Baustein jedes Risikomanagement-Konzepts sollte organisatorische Schutzmaßnahmen wie die Einrichtung von Notfallteams sowie einer Werksfeuerwehr umfassen. Dazu zählen auch ein Notfallplan und Steuerungseingriffe aus dem Kontrollraum.

Auch an die Mitarbeiter muss gedacht werden. Unbewusste Fehler und Nachlässigkeiten in Stresssituationen können schnell eine Katastrophe auslösen. Deshalb sind regelmäßige Sicherheitsschulungen unverzichtbar, um eigene und externe Mitarbeiter zu sensibilisieren und einen sicheren Umgang mit den eingesetzten Gefahrstoffen zu fördern.

Zahlt sich immer aus: Sprinkler

Zudem empfiehlt sich die Installation aktiver Schutzvorkehrungen. Besonders effektiv sind hier Sprinkleranlagen. Explosionsdruckentlastungen und automatische Abschaltsysteme sind selbstverständlich. Diese Maßnahmen erweisen sich als besonders effektiv, vor allem in Chemiebetreiben bei sich schnell ausbreitenden Feuern. Sie helfen, das Feuer zu kontrollieren und ein Übergreifen auf weitere Gebäudeteile zu verhindern.

Automatische Abschaltsysteme hemmen die Ausbreitung des Feuers, indem der Brennstoff entzogen wird. Abluftsysteme können verhindern, dass ein explosives Gemisch aus Luft und verdampften Flüssigkeiten entsteht. Die Werksfeuerwehr und externe Rettungskräfte gewinnen Zeit.

Bauliche Maßnahmen mit großer Wirkung

Zusätzlich bieten sich passive Sicherheitsmaßnahmen an. Zu dieser Kategorie zählen vor allem bauliche Schutzvorkehrungen, wie die druckfeste Auslegung von Anlagen, aber auch Auffangwannen oder Drainage-Systeme, die ausgelaufene Flüssigkeiten aus der Gefahrenzone ableiten. Tanks und Behälter können mit automatisch schließenden Deckeln ausgerüstet werden.

Es kann schon entscheidend sein, dass Anlagenteile und elektrische Geräte ausreichend geerdet sind. Das gilt zwar als selbstverständlich, ist aber bei Nichteinhaltung oft Ursache von Bränden und Explosionen. Durch bauliche Maßnahmen wie feuerfeste Abtrennungen kann zudem das Übergreifen eines Brandes auf andere Gebäudebereiche verhindert werden.

Nicht jedes Risiko ist vermeidbar, insbesondere nicht in der Chemieindustrie. Sicher aber ist, dass sich die rechtzeitige Identifikation von Gefahrenquellen und eine systematische Entwicklung geeigneter Schutzmaßnahmen langfristig auszahlen.

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