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Erfolgsfaktoren für den Chemiestandort Deutschland

Kreativität, Innovation, Produktivität

24.11.2010 -

Die Idee war so einfach wie geistreich: Weil seinen Söhnen langweilig war, zeichnete Josef Schmidt im Münchner Winter 1907/08 kurzerhand eine Spielbahn in Kreuzform auf eine alte Hutschachtel. Und die Idee verfehlte ihre Wirkung nicht: Die Kinder waren begeistert und auch die Nachbarskinder wollten sofort mitspielen. Schmidt erkannte schnell das Potential seiner Idee und startete einige Zeit später eine erste Serienproduktion. Bis 1920 gingen - nach einigen Anlaufschwierigkeiten - bereits eine Million Spiele über die Ladentheke. Und der Erfolg hält bis heute an, denn mit 70 Millionen verkauften Exemplaren ist „Mensch ärgere Dich nicht" der Schmidt Spiele GmbH das beliebteste Spiel im deutschsprachigen Raum. Und auch international ist das Spiel ein Verkaufserfolg.

Die Geschichte von „Mensch ärgere Dich nicht" ist bemerkenswert. Vor allem, weil sie auch heute noch zeigt, worauf es in der Wirtschaft ankommt: Auf Erfindungsreichtum, gepaart mit unternehmerischem Denken. Es geht um die Kraft und Leidenschaft, eigene Ideen in Produkte umzuwandeln, die allen nützen. Es ist der Mut, sich gegen Widerstände durchzusetzen und so zum Erfolg zu kommen. Es geht um Entschlossenheit, Fleiß und Beharrlichkeit, dabei mögliche Rückschläge zu überwinden und auch schwierige Zeiten für sich zu nutzen. Und nicht zuletzt geht es um das Selbstvertrauen, bei allem möglichst einfache, schnelle Lösungen anzustreben. Anfangs reicht dazu manchmal schon ein Hutschachtel - und in der Politik zuweilen auch ein Bierdeckel!

Schon immer war die deutsche Chemie ein Vorreiter in der Entwicklung von Ideen und sie war auf diese Weise ebenso immer ein Schrittmacher der Globalisierung. Als Josef Schmidt sein „Mensch ärgere Dich nicht" erfand, waren deutsche Chemieunternehmen schon in zahlreichen Ländern der Welt mit Niederlassungen vertreten. Sie stellen sich seit jeher dem Wettbewerb und nutzen ihre Chancen. Bisher ist ihnen das auch immer gut gelungen. Erfindungen wie Acetylsalicylsäure, dem Wirkstoff von Aspirin, oder Synthesekautschuk legten anfangs den Grundstein für den Erfolg in aller Welt - und dieser Erfolg hält bis heute an.
Heute ist die Chemieindustrie in Deutschland eine der Schlüsselindustrien. 2006 erzielten die Unternehmen insgesamt über 160 Mrd. € Umsatz. Damit ist Deutschland der viertgrößte Chemieproduzent der Welt und zudem mit Exporten in Höhe von 120 Mrd. € auch Chemie-Exportweltmeister. Und schließlich ist die Chemieindustrie auch ein wichtiger Arbeitgeber, denn insgesamt arbeiten 440.000 Menschen in Chemieunternehmen. Allerdings darf dies alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herausforderungen für die Unternehmen in den vergangenen Jahren größer geworden sind.

Neue Wettbewerber betreten die Bühne und sie kommen vor allem aus Asien. Weil sie von niedrigen Arbeitskosten und oftmals auch vom günstigen Zugang zu Rohstoffen profitieren, setzen sie die etablierten Firmen in Europa und in den USA zunehmend unter Druck. Vor allem das starke Wachstum der Wirtschaft in Asien, aber auch in Lateinamerika oder Osteuropa, trägt zu diesem Wandel bei. Unter Druck geraten im Zuge des Aufschwungs dieser Regionen aber nicht nur die Chemieunternehmen im Westen selbst, sondern auch deren wichtigste Kunden sind betroffen. Automobilunternehmen, die Elektroindustrie, Reifenhersteller - sie alle verlagern ihre Produktion, weil in China, Brasilien oder Russland die Nachfrage viel stärker steigt als in den gesättigten Märken in Westeuropa und den USA.
Zusammengenommen bedeutet das: Die Chemieindustrie erlebt zurzeit eine der stärksten Veränderungen in ihrer Geschichte. Sie ist gekennzeichnet von Konsolidierung und Fragmentierung. Einerseits ist damit der Erfolg der etablierten deutschen und europäischen Unternehmen gefährdet, weil der globale Wettbewerb erheblich zugenommen hat und damit die Herausforderungen und Risiken wachsen. Andererseits gibt es aber auch neue Chancen!

Wenn die Deutsche Bank bis 2015 weltweit einen Umsatzanstieg bei Chemieprodukten von bis zu zehn Prozent pro Jahr erwartet, dann kann auch die deutsche Chemieindustrie davon profitieren. Das gilt für den zunehmenden Export nach Asien und Osteuropa und das gilt auch für zunehmende Investitionen vor Ort in diesen Märkten selbst. Letztlich sichert dieses Engagement überall auf der Welt auch Arbeitsplätze in Europa, weil es die deutsche Chemieindustrie auf lange Sicht überlebensfähig macht und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Entscheidend bei allem ist, dass die Unternehmen in Deutschland und Europa jetzt so schnell wie möglich die Weichen für die künftige Entwicklung stellen. Wenn sie weiterhin erfolgreich sein wollen, müssen sie jetzt konsequent an ihrer Profitabilität, an ihrer Struktur und an ihrer Unternehmenskultur arbeiten.

Statt also zuzusehen, wie neue Wettbewerber die deutschen und europäischen Unternehmen im Rennen um Marktanteile nach und nach mit Patenten und Technologien abhängen, müssen die Unternehmen selbst kreativer, innovativer und produktiver werden. Statt sich also - wie so oft - über die Umstände zu ärgern und Hindernisse zu beklagen, sollten wir alle in den Unternehmen mehr Freude am Wettbewerb entwickeln. Nehmen wir also den Spieleklassiker mal wieder häufiger beim Wort! Vor allem müssen die Unternehmen insgesamt schneller sein als andere und weiter Tempo machen. Wer zu lange zögert, wird schnell überholt.
Die Unternehmen, die sich jetzt rasch auf den Wandel einstellen, können ihn sich zunutze machen. Einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg sind dabei unverändert Innovationen, gerade am rohstoffarmen Standort Deutschland. Und es ist die Umsetzung dieser Innovationen in marktfähige Produkte. So wie das zum Beispiel dem Fraunhofer-Institut beim MP3-Format gelungen ist. Der Weg dorthin war allerdings nicht immer einfach, denn die Erfinder haben sich zu Beginn oft gefragt, ob sie den Wettbewerb gegen den Rest der Welt gewinnen können. Ungeachtet dessen haben sie aber stets hart gearbeitet und waren immer ein bisschen besser als die Konkurrenz. Erfolg ist also möglich, auch aus und vor allem: in Deutschland. Und das gilt auch für den Bereich der Spitzentechnologie. Die Welt sollte uns also nicht nur als Produzenten und Erfinder wahrnehmen. „Made in Germany" - das muss heute genauso gelten für wegweisende Innovationen, Technologien und Produkte. Die Welt sollte uns wahrnehmen als Ermöglicher des Fortschritts.

Auf diesem wichtigen Gebiet sind aber nicht nur die Unternehmen gefragt. Auch stärkere Innovationsförderung durch die gesellschaftlich und politisch Verantwortlichen ist dazu dringend erforderlich. Wenn sich weiter etwas ändern soll zum Guten - in der Bildung, in der Forschungsförderung, im Steuerrecht und bei den Rahmenbedingungen für Unternehmen -, dann kann eben nicht alles so bleiben wie es ist. Veränderung erfordert Mut und sie ist nicht zum Nulltarif zu haben. Weltmeister bei Patenten und Erfindungen zu sein reicht nicht aus. Besser werden müssen wir vor allem bei der Umsetzung.

Sicher ist, dass es eine Chance gibt - für alle, die sich Begeisterung, den Willen zur Veränderung, Geschwindigkeit und Effizienz auf die Fahnen schreiben. Zum Beispiel so wie bei Lanxess. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen drei Jahren erfolgreich als Spezialchemie-Konzern im Herzen der chemischen Industrie positioniert.

In dieser Zeit haben wir unsere Hausaufgaben schon gemacht: Wir haben die Kosten gesenkt und unsere Performance erhöht. Wir haben unser Portfolio neu strukturiert. Und wir haben uns vor allem intern völlig neu organisiert. Es ist uns binnen kürzester Zeit gelungen, die Basis für eine neue Unternehmenskultur zu legen. Einfachheit, Schnelligkeit, Transparenz und der Wille zum Erfolg - das alles zeichnet sie heute aus. Und das ist genau das, worauf es zunehmend ankommt.
In diesem Klima der Freiheit und des Vertrauens können jetzt neue Ideen entstehen. Neue Ideen, die sich in neue Produkte umwandeln lassen und mit denen das Unternehmen auch Wachstum generieren kann. Lanxess kann heute auf seine Innovationsfähigkeit und eine hervorragend gefüllte Forschungs- und Entwicklungs-Pipeline vertrauen. Wir haben das ehrgeizige Ziel, 80 Prozent aller Projekte aus dem Bereich Forschung und Entwicklung nach spätestens zwei Jahren auf den Markt zu bringen. Allein in den vergangenen Jahren haben wir schon sieben wegweisende Technologien auf den Markt gebracht: vom Biodieselzusatz über verbesserten Kautschuk für die Reifenindustrie bis hin zur Gebäudefarbe.

Es sind Entwicklungen wie diese, die Sinn machen und am Ende allen nützen - der Gesellschaft, den Unternehmen und den Menschen! Die Voraussetzungen für den Erfolg in Deutschland sind jedenfalls da. Es sind nach wie vor insbesondere eine hervorragende Infrastruktur, eine verlässliche Rechtsordnung, die Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Höchstleistungen in Forschung und Entwicklung und ein weltweit anerkanntes Ausbildungssystem. Nutzen wir sie!

Stellen Sie sich vor: Eines Tages ist Deutschland nicht mehr nur Exportweltmeister, Handballweltmeister oder weltweit führend beim Geld ausgeben für Brett- und Gesellschaftsspiele - also Spieleweltmeister! Deutschland ist stattdessen in aller Welt wieder anerkannt für seinen Erfindungsreichtum, vor allem in Bereichen, die in Zukunft die größten Chancen für Wachstum versprechen. Und: Deutschland ist außerdem führend bei der Umsetzung von Innovationen in Produkte, die einen Wert haben und Werte schaffen. Das ist eine Vorstellung, für die es sich zu kämpfen lohnt!