Chemie & Life Sciences

Schweizer Biotechbranche im Höhenflug

Wirtschaftliche Situation und Trends in der Schweizer Biotechbranche

07.08.2018 -

Schon heute zählt die Schweiz zu den weltweit führenden Biotech-Hubs und die Zukunftsaussichten sind vielversprechend. Die Schweizer Biotechindustrie weist für 2017 Rekordwerte bei den Finanzierungen, Infrastrukturinvestitionen und Exportkennzahlen aus. Dies belegt, dass das Vertrauen in ihre Wertschöpfung und Innovationskraft ungebrochen ist. Prominentestes Beispiel dafür ist die Übernahme von Actelion durch Johnson & Johnson, die mit fast 30 Mrd. USD die weltweit größte Börsentransaktion der Life-Sciences-Branche des vergangenen Jahres war.

Der Höhenflug der Schweizer Biotechbranche hält an. 2017 konnte sie die Erfolge der letzten Jahre bestätigen und teilweise gar übertreffen, wie die Zahlen des Swiss Biotech Reports 2018 zeigen. Im Vergleich zum Vorjahr verdoppelten sich die Kapitalinvestitionen in private und börsenkotierte Schweizer Biotechfirmen von 0,8 Mrd. CHF auf 1,64 Mrd. CHF – ein Rekordwert seit der Erstpublikation des Reports. Die Branchenumsätze stiegen um 14% auf 3,79 Mrd. CHF. Die Beschäftigtenzahl der insgesamt 237 Biotech- und 60 Zulieferfirmen nahm um rund 2,5% auf 13.725 Mitarbeiter zu. Und schließlich erhöhten sich auch die Investitionen in Forschung und Entwicklung um über 22% auf 1,39 Mrd. CHF.

Diese eindrücklichen Zahlen beziehen sich nur auf die rund 300 Firmen, die als Entwickler neuer Therapien im Zentrum des Interesses stehen. Wie groß die Innovations-, Strahl- und Schaffenskraft der lokalen Biotechindustrie tatsächlich ist, zeigt sich, wenn auch die zahlreichen Unternehmen hinzugezählt werden, die für den Patentschutz, in der Forschung, bei klinischen Studien oder im Bereich der Analytik, Diagnostik oder Produktion wertvolle Dienstleistungen erbringen: In den letzten zehn Jahren ist die Schweizer Biotechindustrie um mehr als 50% gewachsen und umfasst insgesamt rund 800 Firmen. Damit ist die Branche einer der innovativsten und wertvollsten Industriezweige geworden. Sie hat mehr als 50.000 Arbeitsplätze geschaffen und trägt zusammen mit der pharmazeutischen und chemischen Industrie mittlerweile zu mehr als 40% der schweizerischen Exporte bei.

Konstant hohe Innovationskraft

Die Schweiz ist führend in der Innovation, wie auch der kürzlich veröffentlichte Global Innovation Index der World Intellectual Property Organzation aufzeigt. Diese Innovationskraft basiert auf der effizienten Zusammenarbeit von Hochschulen, vieler Fachspezialisten, Unternehmern und engagierten Investoren. Dabei zahlt sich aus, dass die Schweiz seit vielen Jahren intensiv in das duale Bildungssystem und die Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur investiert, wovon auch die Biotechbranche profitiert: Die gefüllte Entwicklungspipeline der Biotechfirmen und die Qualität ihrer Patente, die zur Hälfte aus sog. „Weltklassepatenten“ mit besonders hohem Wertschöpfungspotenzial besteht, sichern der Schweizer Biotechnologie langfristig eine starke, kompetitive Rolle auf dem Weltmarkt.

Schweizer Biotechfirmen gelten global als attraktiv und sind auf dem Radar global tätiger Pharma- und Biotechunternehmen. Erfolgreiche Kooperationen wurden 2017 weitergeführt und zahlreiche neue abgeschlossen. Dabei gelingt es immer wieder, ein Abfließen von Know-how zu verhindern und stattdessen die inländischen Aktivitäten auszubauen, um so die Innovationsleistung und Wertschöpfung mehrheitlich im Land zu halten. Ein Beispiel ist die Übernahme von Actelion durch die global tätige Johnson & Johnson 2017. Actelion wird seither zwar nicht mehr in der Swiss-Biotech-Report-Statistik geführt, mit der Abspaltung von Idorsia entstand jedoch eine neue mit dem Forschungsstandort Schweiz verbundene Biotechfirma. Weitere Erfolgsbeispiele waren in der Vergangenheit die Übernahmen von Prionics durch Thermo Fisher, Okairos und Glycovaxyn durch GSK, Covagen durch Johnson & Johnson, Serono durch Merck, Speedel und Esbatech durch Novartis und Glycart durch Roche.

Dass die (globale) Pharmaindustrie mittlerweile mehr als die Hälfte ihrer Forschungsleistung mit Biotechinnovationen zukauft, unterstreicht auch die Aussage von Novartis-Chef Vasant Narasimhan, der den Anteil der außerhalb von Novartis angestoßenen Programme zu neuen Medikamentenkandidaten auf bis zu 40% der Novartis-Entwicklungspipeline steigern will, wie er am Swiss Biotech Day ausführte.

Ideale Rahmenbedingungen

Die Schweizer Biotechindustrie verfügt über viel Know-how in allen Entwicklungsschritten eines Unternehmens: Innovation, Infrastruktur, Spitzenforscher, qualifiziertes Laborpersonal, klinische Entwickler, Zulassungsspezialisten und erfahrene Manager. Diese hochspezialisierten Fachkräfte kombiniert mit einem dichten Netz von gut erreichbaren Zuliefer- und Dienstleistungsbetrieben über alle Wertschöpfungsstufen hinweg sorgen für optimale Rahmenbedingungen. Politische Stabilität, Rechtssicherheit, kompetente Partner bei Behörden, Bau- und Planungsunternehmen und ein hoher Lebensstandard sind weitere wichtige Erfolgsfaktoren.

In- und ausländische Biotech- und Pharmafirmen investierten in der Vergangenheit stark in die Produktionsinfrastruktur und tun dies auch weiterhin. Aktuell werden mindestens drei Produktionsstätten für hochwertige Zellkulturprodukte (monoklonale Antikörper) gebaut: CSL Behring in Lengnau, Biogen in Luterbach und Lonza in Visp. Zusammen mit den bestehenden Produktionsanlagen von Glenmark, Merck, Novartis, MSD, Roche und UCB werden sie die Exporte für Pharmazeutika, Vitamine und Diagnostika weiter steigern und die letztjährigen Rekordwerte übertreffen. Allein 2017 wurden pharmazeutische und biotechnologische Produkte im Wert von 83,8 Mrd. CHF exportiert. Angesichts der hohen Investitionen in die Produktionskapazitäten für Biopharmazeutika in der Schweiz ist in den kommenden Jahren mit einem weiteren Exportwachstum zu rechnen.

Finanzierung mehrheitlich aus dem Ausland

Die enge Verzahnung von Forschung und Geschäft, von Investoren und Unternehmen, garantiert in den Augen vieler Beobachter den Erfolgsmix für die Schweizer Biotechbranche. Dazu tragen zahlreiche Neugründungen wie auch ausländische Firmen bei, die die Schweiz als führenden Biotech-Hub einschätzen. Auch Investoren erkennen das große Potenzial der Schweizer Biotechindustrie. Rund 2/3 des Kapitals für diesen Sektor kommt jedoch aus dem Ausland. Die rekordhohen Kapitalinvestitionen 2017 können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Finanzierung von Biotechunternehmen in der Schweiz mittels Venture Capital nach wie vor schwierig gestaltet. Das verfügbare Risikokapital liegt mit 0,1% des Bruttoinlandprodukts deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 0,3%. Im Biotechsektor führt die Dominanz von nicht-schweizerischen Geldgebern dazu, dass die Erträge aus erfolgreichen Weiterverkäufen oder Medikamenten ebenfalls zu einem substanziellen Teil ins Ausland fließen. Entsprechend bleibt es eine wichtige Aufgabe, potenziellen inländischen Investoren aufzuzeigen, wie attraktiv Investitionen in Schweizer Biotechfirmen sind.

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