Personal & Karriere

Stipendien für den Nachwuchs

Chemieunternehmen nutzen das Deutschlandstipendium zur Rekrutierung von besonders begabten Studierenden

20.10.2017 -

Seit dem Jahr 2011 erhalten talentierte Studierende über das Deutschlandstipendium eine Förderung von insgesamt 300 EUR pro Monat. Die eine Hälfte eines jeden Stipendiums wird von Unternehmen, Stiftungen oder privaten Förderern gestellt, die andere Hälfte steuert der Bund bei. Für Unternehmen der chemischen Industrie ist das Stipendium ein wirksames Instrument, um hoch qualifizierten Nachwuchs für die eigene Branche zu fördern und diesen zugleich auf das eigene Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber aufmerksam zu machen.

„Die jungen Wissenschaftler sind die Erfinder und Impulsgeber von morgen, die wesentlichen Mehrwert für unsere Gesellschaft schaffen werden“, sagt Dr. Martin Vollmer, Chief Technology Officer bei Clariant. Das gesellschaftliche Engagement ist aber nur eines von mehreren Motiven aufgrund dessen sich der Konzern für das Deutschlandstipendium engagiert: „Durch den Beitrag zum Deutschlandstipendium können wir frühzeitig Kontakt zu jungen Talenten knüpfen, um sie aktiv zu fördern und zu entwickeln“, sagt Vollmer. Clariant unterstützt daher pro Jahr deutschlandweit 20 Stipendien, bevorzugt für Studierende aus den Fachrichtungen Chemie, Chemieingenieur, molekulare und angewandte Biotechnologie oder Verfahrenstechnik.

Zwei der Clariant-Stipendien gehen an die TU Darmstadt. Ansprechpartnerin für Deutschlandstipendien dort ist Mareile Vogler, Leiterin des Bereichs Alumni und Universitätsförderung: „An der TU Darmstadt Chemie zu studieren, bedeutet aus sieben Vertiefungen, wie zum Beispiel makromolekularer Chemie oder technischer Chemie auswählen zu können. Das ist in Deutschland sehr selten und macht unsere Deutschlandstipendiaten für unsere Partner aus der chemischen Industrie besonders interessant“, sagt Vogler. Daher engagieren sich auch weitere große Chemieunternehmen an der TU Darmstadt. „Die TU Darmstadt ermittelt in einem sehr sorgfältigen Auswahlverfahren interessante Studierende“, lobt Dr. Barbara Jessel vom Karriere-Team Deutschland der BASF die hohe Qualität der Bewerber. „Das Deutschlandstipendium ist für uns ein wichtiger Baustein zur Förderung von besonders leistungsfähigen Studierenden“, sagt Jessel. Bundesweit vergibt der Konzern 150 Deutschlandstipendien an 13 unterschiedlichen Universitäten, 11 davon in Darmstadt. Gefördert werden vorwiegend Studierende der Natur- und Ingenieurwissenschaften, aber auch aus den Fachbereichen BWL, Jura oder Informatik sowie anderen Disziplinen.

Individuelle Auswahlverfahren an den Hochschulen

Die einzelnen Stipendien werden von staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschulen direkt an die Studierenden vor Ort vergeben. Dabei gestaltet jede Hochschule die Auswahl ihrer Stipendiaten individuell: An der TU Darmstadt erfolgt sie in den Fachbereichen in zwei Stufen. In der ersten Stufe ist die Studienleistung das entscheidende Kriterium. In der zweiten Stufe reichen die Bewerber weitere nicht-leistungsbezogene Bewerbungsunterlagen ein. Ergänzende Kriterien sind z. B. gesellschaftliches Engagement, die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen oder besondere soziale, familiäre oder persönliche Umstände, die sich aus der familiären Herkunft oder einem Migrationshintergrund ergeben.

„Wir möchten Studierende stärken, die gute Leistungen bringen und sich gesellschaftlich engagieren“, sagt Dr. Heike Bergandt, Geschäftsführerin der Evonik-Stiftung in Essen. Die Stiftung vergibt jährlich 180 Deutschlandstipendien, davon 15 an der TU Darmstadt. Die Stipendien werden vorzugsweise an Studierende der Naturwissenschaften vergeben, denn diesen könne man als chemienahe Stiftung einen größeren Mehrwert bieten, erklärt Bergandt. In der Tat schätzen viele der Stipendiaten neben der finanziellen Unterstützung auch die persönlichen Kontakte zu Unternehmen, die sie im Rahmen ihres Stipendiums knüpfen können.

Zusatzangebote fördern den Austausch mit Stipendiaten

Einmal pro Jahr lädt Evonik daher zum Stipendiatentreffen an einen seiner Konzernstandorte und bietet den Studierenden Einblick in die Arbeitswelt eines Spezialchemiekonzerns. Angeboten werden Vorträge, Präsentationen von Produktanwendungen und zum Beispiel der Besuch einer Forschungsabteilung.

Auch Clariant veranstaltet einen Stipendiaten-Besuchertag und lädt dazu in sein Innovation Center nach Frankfurt ein. Darüber hinaus bekommt jeder Stipendiat einen eigenen Betreuer zur Seite gestellt: Ein Mitarbeiter des Unternehmens, der bestenfalls selbst an der gleichen Universität studiert oder promoviert hat. Dieser nimmt bereits an der Vergabefeier teil, die von der jeweiligen Hochschule veranstaltet wird.

Auch die BASF nutzt die Veranstaltungen der Hochschulen zum intensiven Austausch mit den Stipendiaten und lädt diese darüber hinaus zu einem Besuch des Unternehmens ein.

Nachhaltige Kontakte zum Nachwuchs

In vielen Fällen bleibt der Kontakt zwischen Studierenden und Unternehmen auch nach Ablauf des einjährigen Stipendiums bestehen. „Einige der Stipendiaten absolvieren im Anschluss ein Praktikum bei der BASF in Deutschland oder im Ausland oder sie bewerben sich nach ihrer Promotion erfolgreich um einen Einstieg bei der BASF“, sagt Jessel. Ähnliches berichtet auch Bergandt: Eine Deutschlandstipendiatin habe sich erfolgreich um ein Promotionsstipendium der Evonik-Stiftung beworben. Ein anderer Student wird ein Trainee-Programm bei Evonik beginnen. Auch bei Clariant berichtet man von Praktika und Masterarbeiten ehemaliger Stipendiaten.

Nicht nur für Konzerne ist das Deutschlandstipendium eine gute Möglichkeit, um sehr gezielt hoch talentierte Fachkräfte zu gewinnen. Auch für den Mittelstand sei eine Förderung sehr attraktiv, betont Vogler und verweist dabei auf zahlreiche mittelständische Unternehmen anderer Branchen, die sich an der TU Darmstadt engagieren. Die Fördersumme von 150 EUR pro Monat ist mit einer Mindestlaufzeit von einem Jahr auch für kleinere Unternehmen überschaubar und kann als Spende steuerlich geltend gemacht werden. Zudem knüpfen die Unternehmen im Rahmen einer Förderung auch Kontakte zu anderen Bereichen der Universitäten oder Fachhochschulen, die sich beim Technologietransfer oder in der Forschung auszahlen können.

Dr. Andrea Gruß, CHEManager
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Kontakt TU Darmstadt

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert im Wintersemester 2017/2018 rund 400 Deutschlandstipendien an der Technischen Universität Darmstadt.

Mareile Vogler, Leiterin des Bereichs Alumni und Universitätsförderung, berät Unternehmen, private Förderer und Studierende zum Deutschlandstudium.
vogler.ma@pvw.tu-darmstadt.de
www.tu-darmstadt.de/deutschlandstipendium

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