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Chemiekonjunktur Deutschland

Chemiebranche zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2012

14.01.2013 -

Die Weltwirtschaft lief im Jahr 2012 nicht rund. Hohe Staatsschulden, fehlende Wettbewerbsfähigkeit und strukturelle Defizite zwangen Südeuropa, aber auch Großbritannien in die Rezession. Auch außerhalb Europas trübte sich die Konjunktur ein. In Asien, insbesondere in China, schwächte sich das Wachstum ab. Brasilien litt unter der starken Währung und in den Vereinigten Staaten blieb die Erholung größtenteils kraftlos. Hinzu kamen geopolitische Risiken, z.B. durch den afrikanischen Frühling oder den Bürgerkrieg in Syrien.

Das schwierige weltwirtschaftliche Umfeld und nicht zuletzt die von den Finanzmärkten ausgehende Verunsicherung hinterließen auch ihre Spuren im deutschen Chemiegeschäft. Für die Unternehmen war der konjunkturelle Rückschlag stärker als zunächst erwartet und die Hoffnungen auf eine rasche Belebung mussten immer wieder verschoben werden.

Dennoch ist die Branche mit dem Geschäftsjahr 2012 überwiegend zufrieden. Immerhin konnte trotz widriger Umstände das hohe Umsatzniveau des Vorjahres gehalten werden. Dank eines guten Exportgeschäftes in Übersee konnten die Exporte insgesamt um 5 % ausgedehnt werden. Ungeachtet der konjunkturellen Risiken stellten die Chemieunternehmen neue Mitarbeiter ein. Auch die Investitionen wurden ausgeweitet (Grafik 1). Die Chemikalienpreise konnten vor dem Hintergrund steigender Rohstoff- und Energiekosten leicht zulegen. Die Gewinnmargen dürften daher annähernd stabil geblieben sein. Allerdings musste die Produktion angesichts der rückläufigen Nachfrage um 3 % gedrosselt werden.

Chemieproduktion sank um 3 %

Die deutsche Chemie bekam die globale Wachstumsabschwächung und die Unsicherheiten der Eurokrise frühzeitig zu spüren. Bereits im zweiten Halbjahr 2011 drosselten die Unternehmen die Produktion. Diese Entwicklung wurde im ersten Halbjahr 2012 gestoppt. Die erhoffte Belebung für die zweite Jahreshälfte blieb jedoch aus, so dass die Produktion kaum ausgeweitet werden konnte (Grafik 2). Unter dem Strich lag die deutsche Chemieproduktion im Jahr 2012 rund 3 % niedriger als ein Jahr zuvor. Der Rückgang fällt auch deswegen so deutlich aus, weil das erste Halbjahr 2011 außergewöhnlich stark war. Die Kapazitätsauslastung blieb mit durchschnittlich 83 % im Normalbereich.

Die Produktion ging in nahezu allen Bereichen der Chemieindustrie zurück. Besonders deutlich hat sich die Produktion bei den chemischen Grundstoffen verringert. Die Herstellung von Petrochemikalien ist um 4,5 % gesunken. Noch etwas schlechter entwickelte sich das Geschäft mit Kunststoffen. Die Polymerproduktion ging um 5,0 % zurück. Die einzige positive Ausnahme bildeten die anorganischen Grundstoffe mit einem leichten Plus von 0,5 %. Vom schwachen Europageschäft wurden die Hersteller von Fein- und Spezialchemikalien schon früh in Mitleidenschaft gezogen. Im Laufe des Jahres blieb die Produktion dann aber nahezu stabil. Im Vergleich zu 2011 stand unter dem Strich ein Produktionsrückgang um 2,5 %. Bei den konsumnahen Chemikalien wurde das Produktionsniveau vom Vorjahr um 2 % unterschritten. Der Sparzwang in vielen europäischen Ländern machte sich auch im Gesundheitswesen bemerkbar. Die Pharmaproduktion blieb 3 % unter dem allerdings hohen Vorjahresniveau.

Preisanstieg hielt an

Der Aufwärtstrend bei den Chemikalienpreisen setzte sich im vergangenen Jahr fort. Hohe Rohstoff- und Energiekosten zwangen viele Unternehmen die Preise für ihre Produkte weiter anzuheben. Der Preisauftrieb hatte sich im ersten Halbjahr 2012 beschleunigt (Grafik 3). Im Sommer gaben die Rohstoffpreise leicht nach. Wegen der Euroschwäche führte dies jedoch nicht zu einer Kostenentlastung für die Chemieunternehmen. Die Chemikalienpreise sanken nur kurzzeitig und zogen im vierten Quartal wieder an. Vor diesem Hintergrund waren chemisch-pharmazeutische Produkte im Gesamtjahr 2012 rund 2,5 % teurer als ein Jahr zuvor. Bis auf eine Ausnahme konnten alle Chemiesparten Preiszuwächse verbuchen. Nur die Preise für Arzneimittel waren rückläufig.

Stabile Chemieumsätze

Trotz des Produktionsrückgangs blieb der Umsatz der deutschen chemischen Industrie im Gesamtjahr 2012 mit insgesamt 184 Mrd. € stabil. Nach einem guten ersten Halbjahr machte sich zunehmend der schwache inländische Absatz bemerkbar. Viele industrielle Kunden verringerten angesichts der Rezession in Südeuropa ihre Lagerbestände und drosselten die Produktion. Im Auslandsgeschäft hat die deutsche chemische Industrie von der guten Nachfrage der Kunden außerhalb Europas profitiert, die das schleppende Geschäft auf dem Kontinent mehr als kompensieren konnte (Grafik 4). In Zahlen heißt das: Der Umsatz der deutschen Chemieunternehmen mit Kunden im Inland sank um 2,5 % auf 73 Mrd. €. Das Auslandsgeschäft stieg um 2 % und erreichte ein Volumen von 111 Mrd. €.

Chemiebranche investiert in Kapazitätsausbau

Ungeachtet der Konjunktureintrübung stellten die deutschen Chemieunternehmen 2012 weiter Personal ein. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche stieg um 2 %. Die deutsche Chemieindustrie beschäftigt aktuell rund 437.000 Mitarbeiter. Die Zuversicht der Branche zeigte sich auch bei den Investitionen. Das Zinsniveau war günstig. Laut Ifo-Investitionstest haben 83 % der Chemieunternehmen die Investitionsbudgets aufgestockt. Die Branche hat im Jahr 2012 insgesamt rund 6,6 Mrd. € investiert. Das sind 5 % mehr als 2011. Rund 2,3 Mrd. € gab die Branche dabei für Kapazitätserweiterungen aus.

Ausblick: geringe Dynamik im Jahr 2013

Allem Krisengerede zum Trotz hat sich die deutsche Chemieindustrie im Jahr 2012 als widerstandsfähig erwiesen. Dennoch haben sich die Geschäftserwartungen der Branche eingetrübt. Die Unternehmen rechnen nicht mit einem spürbaren Aufschwung in der ersten Jahreshälfte 2013 (Grafik 5). Auf der anderen Seite gibt es aber keinen Grund für übertriebenen Pessimismus. In der deutschen Industriekonjunktur macht sich zwar die nachlassende Nachfrage aus Europa immer stärker bemerkbar. Anzeichen, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession steuert, gibt es aber nicht. Die Exporterfolge der Industrie, die für das Inlandsgeschäft der Chemieunternehmen entscheidend sind, werden die deutsche Volkswirtschaft auch weiterhin stützen. Das Europageschäft verspricht allerdings sowohl für die Chemie als auch für die übrigen Industriebranchen in Deutschland wenig Schwung. Die Reformen, Sparprogramme und Anpassungsmaßnahmen brauchen Zeit, um ihre positive Wirkung auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu entfalten. Schnelle Erfolge sind nicht zu erwarten. Von der Nachfrage aus Übersee wird die deutsche Chemie dagegen weiterhin profitieren. Allerdings dürfte die Konjunktur auch außerhalb Europas an Zugkraft verlieren.

Vor diesem Hintergrund wird die deutsche Chemieproduktion in den kommenden Monaten kaum zulegen können. Im Gesamtjahr 2013 kann die Branche daher nur ein leichtes Produktionsplus in Höhe von 1,5 % verbuchen. Die Erzeugerpreise dürften im Jahresdurchschnitt um 0,5 % steigen. Der Branchenumsatz sollte dementsprechend um 2 % auf 187,9 Mrd. € anziehen.

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