Personal & Karriere

Engpassfaktor Mensch – der Arbeitsmarkt im Umbruch

Der demografische Wandel erfordert von Unternehmen ein Umdenken

13.03.2012 - Schon heute ist deutlich absehbar, dass qualifizierte Mitarbeiter mittelfristig fehlen werden und dass dieser für Deutschland bedeutsamste Megatrend der Zukunft den Arbeitsmarkt bestimmen und den Wirtschaftsstandort Deutschland verändern wird. Nur Unternehmen, die heute durch professionelles Personalmarketing und die Entwicklung von Weiterbildungsstrategien auf diese Entwicklung reagieren, werden auf Dauer zukunftsfähig und erfolgreich sein.

Märkte verändern sich permanent, und erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, schnell auf neue Rahmenbedingungen zu reagieren. Doch der Umgang mit den absehbaren Veränderungen eines für alle Branchen sehr wesentlichen Marktes bereitet vielen Firmen noch Schwierigkeiten: Der Arbeitsmarkt ist stärker denn je in Bewegung, und die Folgen der aktuellen Entwicklung können sehr ernst zu nehmende Probleme für unser Wirtschaftssystem mit sich bringen. Der Mensch wird zum „Engpassfaktor" - den Unternehmen werden insgesamt immer weniger und vor allem immer weniger qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stehen.

7,5 Mio. Arbeitskräfte weniger im Jahr 2030
Die nackten Zahlen: Zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2010 ging die Gesamtzahl der potentiellen Erwerbsbevölkerung (21- bis 65-Jährige) in Deutschland um rund 2,5 Mio. auf rund 47,5 Mio. zurück, 2020 wird die Zahl nur noch etwa 45 Mio. betragen. Der Bedarf an Arbeitskräften in Deutschland ist hingegen von 2000-2010 angestiegen. In der darauffolgenden Dekade wird die Zahl der potentiell Erwerbstätigen deutlich schneller zurückgehen - 2030 werden etwa 7,5 Mio. Arbeitskräfte weniger zur Verfügung stehen als zehn Jahre zuvor. In weniger als 20 Jahren wird die Ressource Mensch voraussichtlich derart knapp, dass manchen Unternehmen trotz neuer technologischen Entwicklungen und einer Erhöhung der Produktivität kaum noch genügend Mitarbeiter zur Verfügung stehen werden.
Zudem wird sich die Zusammensetzung der Belegschaften verändern. Modellrechnungen belegen, dass das Durchschnittsalter auch bei großen Unternehmen, die Nachwuchskräfte ausbilden und Fachleute akquirieren, zwangsläufig ansteigt. Die gesamt­gesellschaftliche Altersentwicklung macht natürlich auch vor Produktionsbetrieben, Werkstätten und Büros nicht Halt: Hier sind die über 50-Jährigen bald in der Überzahl, der Anteil der unter 30-Jährigen sinkt rapide. Der Kampf um die Köpfe wird für den Unternehmenserfolg zunehmend wichtiger und folglich härter - kleine und mittelständische Unternehmen, die bei diesem Wettbewerb nicht mithalten können, werden auf der Strecke bleiben.

Nichtakademiker sind gefragt
Es fehlen vor allem qualifizierte Mitarbeiter - weitaus mehr als hoch qualifizierte. Denn der Mangel an nichtakademischen Fachkräften ist schon heute weitaus größer als bei den Akademikern. So fehlten in Hessen im Jahr 2011 rund 537.000 Fachkräfte, etwa ein Drittel davon im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Frankfurt. Die am stärksten betroffenen Wirtschaftszweige suchen rund 7.500 Akademiker, aber mehr als 80.000 Nichtakademiker. Hier zeigt sich, dass die Probleme, die der demografische Wandel mit sich bringt. durch Fehlentwicklungen im Bildungssystem noch verstärkt werden. Der Anteil der Jugendlichen, die Abitur machen, steigt kontinuierlich an, von 11 % im Jahr 1970 und 31 % im Jahr 1990 auf derzeit rund 45 %. Und etwa die Hälfte der Abiturienten beginnt nach der Schullaufbahn auch ein Studium, sodass die jungen Menschen dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt zunächst nicht zur Verfügung stehen. Folglich wird es immer schwieriger, für anspruchsvolle technische Berufe junge Menschen zu finden und die vorhandenen Ausbildungsplätze mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. Bei dem auf dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehenden Jugendlichen bestehen häufig Defizite, die gerade von kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht ohne Weiteres behoben werden können.
Was können Unternehmen tun, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden? Ausbildung muss professioneller werden. Die Zusammenarbeit mit professionellen Dienstleistern, die von der Auswahl der geeigneten Bewerber über die Begleitung während der eigentlichen Ausbildungszeit bis hin zur Prüfungsvorbereitung wichtige Aufgaben übernehmen können, ist für viele Unternehmen zweifellos sinnvoll. Um die berufliche Ausbildung gegenüber den klassischen Hochschulstudien attraktiver zu machen, können auch alternative Qualifizierungswege beschritten werden. Unternehmen, die duale Studiengänge fördern und ihre Mitarbeiter bei ausbildungs- oder berufsbegleitenden Studiengängen unterstützen, sichern sich auf diese Weise ihren Führungskräftenachwuchs.
Über die Ausbildung von Nachwuchskräften hinausgehend, gilt es, die Weiterbildung der Belegschaft zu forcieren und ein individuelles, flexibles und ganzheitliches Bildungsmanagement zu implementieren. „Lebenslanges Lernen" darf sich nicht nur auf gelegentliche Seminare oder Weiterbildungsangebote erstrecken. Zukunftsorientierte Unternehmen analysieren den Weiterbildungsbedarf der eigenen Mitarbeiter auch vor dem Hintergrund der strategischen Weiterentwicklung der Firma, entwickeln auf dieser Grundlage idealerweise zusammen mit einem professionellen Dienstleister geeignete Weiterbildungsangebote und implementieren ein Bildungscontrolling, das Lernfortschritte dokumentiert und den Wissenstransfer sichert. Der Frankfurter Aus- und Weiterbildungsdienstleister Provadis hat für seine rund 250 Weiterbildungsangebote entsprechende Systeme entwickelt, um über eine „Wissensdiagnostik" den Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen messbar zu machen.

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