Reinraumtechnik

Mehrwegreinraum­bekleidung aus Recyclat

– geht das?

Die Themenkomplexe Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit sind auch in der Reinraumtechnik zu wichtigen Kriterien geworden.

Dies gilt selbstverständlich ebenfalls für die sogenannten Reinraum­verbrauchsgüter. Die Herstellung von Polyesterfasern – ein Grundstoff, der sicherlich einiges an ­Ressourcen benötigt – wäre somit ein typisches Beispiel, welches es gilt im Hinblick auf obige Themen­komplexe hin zu überprüfen.

Erfreulicherweise gibt es zwischenzeitlich die ersten vielversprechenden reinraumtauglichen Textilien, die aus recyceltem Material produziert werden. Ausgangsmaterial sind aus wiederverwerteten Kunststoffflaschen gewonnene PET-Flakes, die, nachdem sie erneut eingeschmolzen wurden, zu Endlosfilamenten weiterverarbeitet werden. Neben der Ressourcenschonung geht man zum Teil von einer Energieersparnis von bis zu 65 % aus, im Vergleich zu Neuware. Um sicherzustellen, dass soziale, ökologische und chemische Vorschriften in der Produktion der Recyclingware erfüllt werden, empfiehlt sich eine unabhängige Zertifizierung, wie bspw. die weitverbreitete und international anerkannte Zertifizierung nach dem Global Recycle Standard, kurz GRS. Im Hinblick auf die Überprüfung gegenüber Schadstoffen sollten, wenn möglich, die Textilien auch nach Standard 100 by OEKO-TEX zertifiziert sein.

Aber erfüllen die Textilien aus Recyclingmaterial zudem die reinraumtechnischen Anforderungen?

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten, denn einerseits hängt es von den Prozessanforderungen der jeweiligen Anwendung ab und zum anderen natürlich davon ab, wie die Recy­clingfasern weiter verarbeitet werden. Dichtigkeit, Web- oder Strickart, Materialstärke usw. sind weiterhin Faktoren, die letztendlich die Funktionalität maßgeblich beeinflussen. Einen ersten guten Anhaltspunkt bekommt man sicherlich, wenn diese Textilien den gleichen Prüfungen unterzogen werden, wie sie aktuell für eine Vielzahl bereits im Einsatz befindlicher Reinraumgewebe Stand der Technik sind (siehe VDI 2083, Blatt 9.2).

Worauf gilt es nach wie vor zu achten?

  • An erster Stelle steht natürlich eine hohe bis sehr hohe Filtrationseffizienz.
  • Des Weiteren sehr gute antistatische Eigenschaften und Erfüllung der typischen ESD-Anforderungen (Da es bisher nicht möglich ist, auch die leitfähigen Fasern aus Recyclingmaterial herzustellen, werden normalerweise bei den aktuell verfügbaren Textilien aus Recyclingmaterial neue Fasern mit Karbonanteil verwendet.),
  • sowie gute Werte in puncto Abriebfestigkeit und Scheuerbeständigkeit  (Eine der größten Herausforderungen im direkten Vergleich zu Neuware.).

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die ermittelten Werte nicht nur im Neuzustand gut ausfallen, sondern auch nach mehrfacher Aufbereitung im Verlauf der täglichen Einsätze im Reinraum die „Performance“ weitestgehend beibehalten. Typische Alterungseffekte gilt es somit ebenfalls vorab zu überprüfen.

Darüber hinaus sind die Tragekomfortaspekte nicht außer Acht zu lassen. Jedoch kann an dieser Stelle auf Erfahrungswerte von klassischer Neuware zurückgegriffen werden, insbesondere was die Atmungsaktivität betrifft. In puncto Haptik – also wie angenehm fühlt sich das Textil an – hängt nach wie vor vieles von der gewählten Bindungsart ab.

 

Prüfung am DITF Denkendorf

Eine erste ausführliche Untersuchung am DITF Denkendorf hat gezeigt, dass ein Reinraumgewebe hergestellt aus Recyclingmaterial durchaus in all den oben aufgeführten Kriterien mit einem Textil aus reiner Neuware mithalten kann. Vielleicht mit kleinen Abstrichen in den Bereichen Abriebfestigkeit und Scheuerbeständigkeit zu den absoluten Topgeweben, aber von den gemessenen Werten her – im Vergleich zu vielen anderen Textilien – trotzdem im oberen Bereich. Was aktuell noch fehlt, sind größere Erfahrungswerte in unterschiedlichen Einsatzgebieten über mehrere Jahre. Hier sind nun Anwender gefragt, die den anstehenden Wandel mittragen wollen und in weniger kritischen Bereichen, wie C- und D-Zonen (nach GMP) oder im ISO-6 und ISO-7 Umfeld (nach ISO 14644-1) auf Reinraumtextilien aus Recyclingmaterial erstmalig zurückgreifen.

Reinraumtaugliche Unter- bzw. ­Zwischen­bekleidung

Erfreulicherweise gibt es auch für die reinraumtaugliche Unter- bzw. Zwischenbekleidung erste Lösungsansätze, die ebenfalls auf Fasern aus dem PET-Recycling zurückgreifen. Vergleichsweise erscheinen hier die Anforderungen etwas geringer als bei der Reinraumoberbekleidung, aber auch bei den Textilien für die Zwischenbekleidung sollten einige Grundanforderungen erfüllt sein. Hierzu zählen die Abriebfestigkeit über einen längeren Einsatzzeitraum, sowie die Funktionalität hinsichtlich Tragekomfort und, wenn ausgewiesen, ebenfalls hinsichtlich einer antimikrobiellen Wirkung.
In diesen Betrachtungen sollte das Thema Kosten ebenfalls kurz angerissen werden. Aktuell sind Reinraumtextilien basierend auf Recyclingfasern teurer als klassische Neuware. Zwei wesentliche Faktoren sind hierfür hauptverantwortlich. Diese sind zum einen die noch sehr hohen Prozesskosten im aufwendigen Recyclingverfahren, denn die hohen Reinheitsanforderungen müssen schließlich weiterhin erfüllt werden. Und zum anderen die noch sehr, sehr geringen Abnahmemengen des Marktes. Wie bei vielen anderen Produkten gilt hier auch, wenn viel Ware auf einmal produziert werden kann, wird die Herstellung effizienter und die Stückkosten sinken.

Fazit

Die eingangs gestellte Frage „Mehrwegreinraumbekleidung aus Recyclat– geht das?“ kann somit eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden. Nun ist aber der Markt gefordert, diese Möglichkeiten auch zu nutzen.

Autor: Carsten Moschner, Dastex

Kontakt

Dastex Reinraumzubehör GmbH & Co. KG

Draisstr. 23
76461 Muggensturm
Deutschland

+49 (0)7222 9696-60

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