Anlagenbau & Prozesstechnik

Risikomanagement in der Praxis

Folge 8: Neue Risiken durch betriebliche Veränderungen

13.06.2012 -

CHEManager stellt in der Reihe „Risikomanagement in der Praxis" Risiken und Lösungsansätze vor, auf die Sicherheitsbeauftragte und Werkleiter ein besonderes Augenmerk legen sollten. Dies ist die Folge 8: Neue Risiken durch betriebliche Veränderungen selbst unbedeutend erscheinende Veränderungen können das Gesamtrisiko eines Chemieunternehmens nachhaltig beeinflussen. Mit Veränderungen lassen sich zwar Verbesserungen erzielen, doch sie bergen auch neue Risiken, die immense Sachschäden, langfristige Betriebsunterbrechungen und den Verlust von Marktanteilen nach sich ziehen können.

Sicherheit geht vor
Das Gefahrenpotential hat zuletzt der Unfall im Chemiepark Marl verdeutlicht. Ende März war es dort in einer Cyclododecatrien-Anlage (CDT) zu einer Verpuffung gekommen, bei der zwei Beschäftigte ums Leben kamen. Im Januar hatte eine Phenolharzanlage im rheinischen Wülfrath durch Überdruck drei Tonnen Phenol, Kresol und Formaldehyd freigesetzt. Mehrere Personen wurden durch die giftigen Dämpfe verletzt.
Besonders gefährliche Anlagen, in denen etwa Chlor verarbeitet wird, unterliegen der Störfallverordnung, so dass detaillierte Gefahrenabwehrpläne vorliegen müssen. Aber auch in anderen chemischen Anlagen gilt: Sicherheit geht vor. Gerade bei betrieblichen Veränderungen sollten Unternehmen sich genauestens mit der veränderten Risikolage auseinandersetzen, bevor sie Modifikationen vornehmen. Ganz gleich, ob es sich um bauliche Maßnahmen, neue Anlagen oder um Geschäftsprozesse handelt, Veränderungen können für ein Unternehmen neue Gefahren mit sich bringen, die nicht nur den kompletten Anlagenverlust, sondern auch erhebliche Betriebsunterbrechungen bedeuten können. Nur das rechtzeitige Erkennen solcher Gefährdungen hilft, die Kosten für Schadenverhütung zu reduzieren und gleichzeitig die geeigneten Lösungen für das Risikomanagement auszuwählen.

Veränderte Risikostrukturen
Insgesamt lassen sich drei Bereiche betrieblicher Veränderungen unterscheiden, die sich direkt oder indirekt auf die Risikostruktur eines Chemieunternehmens auswirken können. Bei physischen Umstrukturierungen und dem Erwerb neuer Anlagen und Technologien sind die neuen Risiken zumeist leichter erkennbar. Oft können Gefährdungen aber durch die Komplexität der Anlagen und Prozesse verdeckt sein, z. B. bei der Einführung einer neuen Produktlinie. Einen zweiten Bereich betrieblicher Veränderungen stellen externe Einflüsse wie Naturgefahren sowie Änderungen in der Lieferkette dar, etwa ein Zuliefererwechsel oder die Entscheidung, Produkte in ein Land zu exportieren, in dem man bislang noch nicht aktiv war. Aber auch einen dritten Bereich, der personelle Veränderungen umfasst, sollten Unternehmen beachten. Dazu zählen nicht nur Neubesetzungen oder neue strategische Konzepte in der Unternehmensführung, sondern auch die Auswirkungen von Übernahmen auf Produktionsvorgänge und die Mitarbeiterstruktur sowie Entlassungen von Mitarbeitern. Denn neue Mitarbeiter im Werk müssen sich zunächst mit den unternehmensspezifischen Produktionsprozessen, Anlagen und Sicherheitsbestimmungen vertraut machen. Auch eine Verringerung der Mitarbeiterzahl in einem Prozess sollten Unternehmen stets sicherheitstechnisch in einer Gefahrenanalyse betrachten.

Kleine Maßnahme, große Wirkung
Oft stehen Veränderungen in keiner direkten Verbindung zu den bekannten Risiken und Schutzmaßnahmen im Werk oder erscheinen so unbedeutend, dass die Risiken nicht erkannt werden. Der Schlüssel zum Schutz und Erhalt eines Unternehmens ist also die Fähigkeit zu erkennen, wann eine Veränderung eine Gefahr darstellt und das Schadenpotential vergrößert. Dazu müssen neue Risiken nicht nur identifiziert, sondern auch in ihrer Tragweite für Unternehmensabläufe und Geschäftspartner, sowie in Hinblick auf Konsequenzen für das Risikomanagement verstanden werden. In jedem Fall sollte das Ziel ein speziell auf das Unternehmen zugeschnittener Aktionsplan sein. Auch wachsame Mitarbeiter tragen entscheidend zur Unternehmenssicherheit bei. Durch den Aufbau eines Kommunikationsnetzwerks erhalten sie die Möglichkeit, Veränderungen zu berichten, sobald diese auftreten oder bevor diese durchführt werden.

Koordination der Veränderungen
Jede Erweiterung oder Renovierung eines Standorts kann nicht nur der Ausgangspunkt für neue Risiken sein, sondern auch der geeignete Zeitpunkt, Maßnahmen zur Verbesserung der Risikoqualität umzusetzen. Was sonst zusätzliche Produktionsunterbrechungen bedeuten würde, lässt sich insbesondere in der Anfangsphase der Planungen sehr gut integrieren. So kann eine Koordination der Veränderungen praktischer und kostengünstiger sein als das bloße Reagieren auf spontan auftretende Gefährdungen. Oft lassen sich Risiken nachhaltig minimieren. In jedem Fall ist das Unternehmen aber auf die neue Gefahrenlage vorbereitet und kann schnell und effektiv reagieren.

Lesen Sie mehr zu neuen Risiken durch betriebliche Veränderungen in unserer Online-Artikelreihe „Neue Risiken durch betriebliche Veränderungen":

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