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Familienunternehmen in Deutschland

06.05.2016 -

(CHEManager 09/2016)     Rückgrat der deutschen Wirtschaft          Rund 95 % aller Unternehmen in Deutschland sind in Familienhand. Von den Familienunternehmen mit über 50 Mio. EUR Jahresumsatz befindet sich weit mehr als die Hälfte in den Händen von mind. der zweiten oder dritten Generation. Insgesamt stellen diese rund 4.500 großen Familienunternehmen nur 0,1 % des Anteils an allen etwa 3,7 Mio. Unternehmen in Deutschland. Gemeinsam erwirtschaften sie jedoch ein Fünftel der Gesamtumsätze aller Unternehmen und beschäftigten rund ein Sechstel (17 %) aller sozial­bersicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland. Etwa jedes zweite dieser Unternehmen ist nach Angaben des BDI und der Deutschen Bank in der Industrie tätig.

Die nächste Generation im Blick          Das Geschäftsmodell von Familienunternehmen unterscheidet sich von dem nicht inhabergeführter Unternehmen. Gesellschafterbindung und Kapital­bindung kennzeichnen diese Unternehmen. Lang­fristig, stabil und unabhängig lautet das Motto des unternehmerischen Handelns vieler Familienunternehmer. Der Familienunternehmer hat stets die nächste Generation im Blick, nicht den Quartalsabschluss. Entscheidend ist, wie das Unternehmen am besten an den familieninternen Nachfolger übertragen werden kann, das bestimmt Handeln und Strategie. Dadurch ist das Bestreben der Sicherung des Unternehmensbestands auf lange Sicht ein zentrales Kennzeichen des deutschen Mittelstands.


 

Unabhängig in der Finanzierung          Das Unabhängigkeitsstreben von Familienunternehmen spiegelt sich auch in ihrer Finanzierung wider. Sie weisen eine sehr hohe Eigenkapitalquote auf und bauen diese kontinuierlich aus. 2013 betrug die ­Eigenkapitalquote der industriellen Familienunternehmen mit mind. 50 Mio. EUR Jahresumsatz durchschnittlich rund 40 % (BDI, Deutsche Bank). Und selbst in der derzeitigen Niedrigzinsphase neigen die größten Familienunternehmen eher dazu, ihr Eigenkapital zu erhöhen, statt risikoreich zu investieren. Etwa drei Viertel der größten Familienunternehmen haben in den vergangenen drei Jahren ihr Eigen­kapital erhöht, nur für ein Viertel trifft das nicht zu.

Ausbildung gegen Fachkräftemangel          Aufgrund ihres Standortes, häufig im ländlichen Raum, und begrenzten finanziellen Möglichkeiten, trifft die zunehmende Knappheit an qualifizierten Fach- und Führungskräften den Mittelstand besonders. Bei einer Befragung mittelständischer Unternehmen durch den BDI und PwC stieg der Anteil der Unternehmen, die Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen haben, von 51,3 % im Jahr 2006 auf 87,6 % im Jahr 2014. Hauptgründe sind ein Mangel an Bewerbern oder deren mangelnde Qualifikation. Der Mittelstand sorgt daher vor, indem er selbst ausbildet. Rund 84 % aller Auszubildenden in Deutschland sind in kleinen- und mittleren Unternehmen beschäftigt.