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BASF setzt auf Öl und gas - Milliarden-Deal mit Gazprom

19.11.2012 -

BASF sichert sich durch ein milliardenschweres Tauschgeschäft mit dem russischen Energieriesen Gazprom Zugriff auf riesige Öl- und Gasvorkommen in Sibirien. Der weltgrößte Chemiekonzern erhält Anteile an zwei Förderquellen, die beide Unternehmen gemeinsam ausbeuten werden. Die Russen, die seit Jahren stärker in Westeuropa Fuß fassen wollen, übernehmen im Gegenzug die volle Kontrolle über das bisher gemeinsam betriebene Erdgashandels- und Speichergeschäft. Das könnte politisch durchaus Brisanz bergen. Die Bundesregierung behielt ein Veto gegen den Deal vor. Man werde die Transaktion im Rahmen ihrer außenwirtschaftlichen Möglichkeiten prüfen, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Die Regierung hat das Recht, ein Veto gegen einen Anteilskauf von Nicht-EU-Unternehmen an deutschen Firmen auszusprechen, wenn der "Erwerb die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland gefährdet". Dies kann auch für Infrastruktur- oder Energieunternehmen gelten.
Die Aufsichtsbehörden in Brüssel und Moskau müssen der milliardenschweren Transaktion, deren genaues Volumen die Unternehmen nicht bezifferten, noch zustimmen. Eine Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger machte deutlich, dass Gazprom als Betreiber des Speichergeschäfts auch Gas von anderen Anbietern aufnehmen müsste. Das Management des Speicherbetreibers müsse unabhängig von dem des Lieferanten sein. "Es könnte so gestaltet werden, dass eine Tochtergesellschaft das Speichergeschäft betreibt."
Nach Worten von BASF-Chef Kurt Bock steht der Asset-Tausch "in Einklang mit unserer Strategie, die Exploration und Produktion von Öl und Gas auszubauen - durch organisches Wachstum und gezielte Akquisitionen". Der Chemiekonzern hat kürzlich bereits mit dem norwegischen Energieunternehmen Statoil vereinbart, gemeinsam Öl und Gas in der Nordsee zu fördern, und treibt die Expansion im Ausland damit weiter voran. Das Öl- und Gasgeschäft hat im 3. Qrl. rund die Hälfte zum Betriebsgewinn von BASF beigesteuert und damit maßgeblich dazu beigetragen, dass der Ludwigshafener Konzern trotz des Abschwungs im klassischen Chemiegeschäft auf Kurs blieb. Das Gashandelsgeschäft, das nun ganz an Gazprom abgegeben werden soll, bereitete BASF dagegen zuletzt wenig Freude. Die Nachfrage ist wegen des Konjunkturabschwungs in Europa mau, zudem drücken das steigende Angebot und der harte Wettbewerb auf die Gewinnmarge. Für den staatlich kontrollierten Gazprom-Konzern ist die Übernahme dagegen ein wichtiger Schritt, um die Expansion nach Westen voranzutreiben. Das Unternehmen sichert sich damit Absatzmärkte und kann Experten zufolge auch mit den vergleichweise niedrigen Gewinnmargen leben.

"Durch die Erhöhung des Anteils an den Erdgashandels- und Speichergesellschaften setzen wir unsere erfolgreichen Aktivitäten zur Sicherung der Gasversorgung in Europa fort", sagte Gazprom-Chef Alexej Miller. Dass das Geschäft Auswirkungen auf den Gaspreis in Deutschland hat, glauben Experten nicht, zumal es hierzulande zahlreiche Anbieter und transparente Börsenpreise gibt. Zudem arbeitet die EU-Kommission an Vorschriften, um das Geschäft stärker zu regulieren.