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CHEMonitor 1/2014 - Die Chancen der Globalisierung überwiegen

Deutsche Chemiemanager starten optimistisch ins Jahr 2014 / Energiepolitik hemmt Investitionen

18.02.2014 -

Die CHEMonitor-Befragung vom Januar 2014 spiegelt die optimistische Stimmung der Branche wider. Acht von zehn Chemiemanagern bewerten die Standortbedingungen in Deutschland als „gut" oder „sehr gut". Auch den internationalen Wettbewerb fürchten die deutschen Chemieunternehmen nicht.

„2013 war kein einfaches Jahr für die Chemie", zog VCI-Präsident Dr. Karl-Ludwig Kley im Dezember Bilanz. Die Chemieproduktion stieg zwar um 1,5 %, der Umsatz legte aber wegen sinkender Preise kaum zu. Das Geschäft mit Kunden im Ausland stagnierte auf dem Vorjahresniveau. Wachstumsimpulse aus den USA, Brasilien, Indien oder China blieben aus. Für das Geschäftsjahr 2014 sind die deutschen Chemiemanager dagegen deutlich optimistischer: Zwei Drittel der Befragten erwarten mäßige und rd. 20 % gar deutliche Steigerungen bei Umsatz und Ergebnis ihres Unternehmens. Dies ergab die aktuelle CHEMonitor-Umfrage vom Januar 2014. Für das Trendbarometer von CHEManager und der Strategie- und Organisationsberatung Camelot Management Consultants werden regelmäßig Top-Entscheider der deutschen Chemieindustrie befragt.

„Die deutschen Chemiemanager erwarten in diesem Jahr nicht nur steigende Umsätze und Gewinne, sie setzen auch wieder stärker auf Wachstumsthemen. Kostensenkungsmaßnahmen wie Personalabbau verlieren an Bedeutung. Teilweise planen die deutschen Chemieunternehmen in einigen Bereichen sogar wieder Neueinstellungen, besonders in Marketing, Vertrieb, Produktion und Forschung", fasst Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei Camelot, wesentliche Ergebnisse der aktuellen Befragung zusammen. Eine positive Trendwende zeigt sich auch in der aktuellen Prognose zur Beschäftigungsentwicklung: Im Gegensatz zur CHEMonitor-Umfrage vom vergangenen November überwiegt im Januar mit 30 % der Befragten nun wieder der Anteil derer, die einen Anstieg der Beschäftigungszahlen in den kommenden 12 Monaten erwarten. 22 % prognostizieren einen Rückgang und 47 % gehen von stabilen Beschäftigungszahlen aus.

Eine detaillierte Betrachtung der Standortbedingungen (Grafik 1 und 2) zeigt einen positiven Trend bei der Gesamtbewertung: Mit 79 % stieg der Anteil der Chemiemanager, die den Standort mit „gut" oder „sehr gut" bewerten im Vergleich zum April 2013 um 9- %-Punkte an. Dabei wurden insbesondere die Qualität von Forschung und Entwicklung, die Qualifikation von Arbeitnehmern sowie Infrastruktur und Logistik besonders positiv bewertet. Hier sehen mittlerweile jeweils mehr als neun von zehn der befragten Top-Entscheider in der chemischen Industrie gute Standortfaktoren in Deutschland. Erneut am schlechtesten bewerteten die Befragten Arbeitskosten, Unternehmensbesteuerung sowie Energiekosten. Allerdings hat sich auch die Wahrnehmung dieser Standortfaktoren im Vergleich zum Vorjahr verbessert.

Wachstum durch neue Märkte
Zwei Drittel ihres Jahresumsatzes von zuletzt 189 Mrd. € erzielt die deutsche Chemiebranche durch Exporte ins Ausland. Auch wenn der Auslandsumsatz der deutschen Chemieindustrie 2013 - nach stetigem Wachstum in den vorangegangenen Jahren - bei 113 Mrd. € stagnierte, rechnen rd. 90 % der Teilnehmer der aktuellen CHEMonitor-Befragung aufgrund der Globalisierung in den kommenden fünf Jahren mit steigenden Exporten in neue Märkte (Grafik 3). „Im globalen Vergleich wird Deutschland als Absatzmarkt für die Chemiebranche bis 2020 an Bedeutung verlieren, zudem erwartet die Branche einen steigenden Preisdruck durch Importe. Aus Sicht der Panelmitglieder werden diese Entwicklungen jedoch durch zunehmende Exporte in neue Märkte mehr als ausgeglichen", analysiert Dr. Sven Mandewirth, Partner und Leiter des Industriesegments Chemie bei Camelot, die Ergebnisse der Umfrage.

Insbesondere in der Veränderung der Absatzmärkte sehen die Manager eine Chance der Globalisierung, nur ein Viertel befürchtet, dass die Herausforderungen hierbei überwiegen. Auch die Internationalisierung des Managements, veränderte Zulieferstrukturen, die internationale Verfügbarkeit von Fachkräften und die Verlagerung von Services ins Ausland wird von mehr als der Hälfte der Befragten eher als Chance statt Herausforderung bewertet. Lediglich in der Verlagerung der Produktion aufgrund der Globalisierung sieht mit 54 % die Mehrheit eine Herausforderung (Grafik 4).

Energiepreise - Hebel für Wettbewerbsfähigkeit und Investitionen
Befragt nach Maßnahmen, welche die deutsche Chemieindustrie im internationalen Wettbewerb langfristig und deutlich stärken würden, antworteten 69 % mit der Senkung von Energiepreisen, gefolgt von 53 %, die die Deregulierung von gesetzlichen Auflagen fordern. Jeweils etwa ein Drittel der Chemiemanager verspricht sich deutliche Vorteile im internationalen Wettbewerb durch die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung, die Harmonisierung der europäischen Gesetzgebung und vereinfachte, länderübergreifende Mobilität von qualifizierten Fachkräften. Nur 9 % versprechen sich eine Verbesserung von Importauflagen (Grafik 5).
Das Thema Energiepreise steht angesichts der Energiewende schon lange im Fokus der energieintensiven Unternehmen. Während bei der CHEMonitor-Befragung vom November 2013 noch 30 % der Befragten planten, auf steigende Energiepreise mit einem höheren Anteil an Eigenstromerzeugung zu reagieren, wird ihnen diese Möglichkeit durch die jüngsten Pläne der Bundesregierung genommen. Denn danach soll die EEG-Umlage auch hierauf ausgedehnt werden. In einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung warnte BASF-Vorstandsvorsitzender Kurt Bock Mitte Februar: „Diejenigen, die vorausschauend in besonders umweltschonende Technologien, wie z.B. die Kraft-Wärme-Kopplung, investiert haben, dürfen nicht nachträglich dafür mit höheren Abgaben bestraft werden. Dies würde nicht nur zu höheren Kosten führen, es zerstört vor allem Vertrauen, ohne das Investitionen in Deutschland nicht mehr getätigt werden." In der Tat sind die Investitionen der energieintensiven Industrien innerhalb Deutschlands in Produktionsanlagen rückläufig. So tätigte z.B. BASF in den vergangenen fünf Jahren Investitionen zu etwa einem Drittel in Deutschland. In den kommenden fünf Jahren werde der Anteil auf ein Viertel sinken, kündigte Bock an. Auch VCI-Chefvolkswirt Dr. Henrik Meincke warnt: „Deutschland leidet schon länger unter einer Investitionsschwäche. Die chemische Industrie hat 2013 zwar wieder 2 % mehr investiert, doch die Investitionen übertreffen kaum die Abschreibungen." Meincke führt dies auf die Investitionsbedingungen zurück: Geringe Planungssicherheit, lange Planungszeiten bei Großprojekten und das große Gefälle bei den Energiekosten seien Faktoren, die Investitionen verstärkt nach Asien und in die USA lenkten, und sich damit negativ auf die Binnenwirtschaft auswirken (vgl. Interview CHEManager 1-2/2014).

Gobalisierung - Chance für die deutsche Chemie
Ob allein günstige Energiepreise den Trend der Internationalisierung aufhalten, ist zweifelhaft. Zwar ergab die Umfrage, dass ein Großteil der deutschen Chemieunternehmen noch Anpassungsbedarf bei ihren Geschäftsprozessen vor dem Hintergrund der Globalisierung sieht. Davon betroffen sind insbesondere die Bereiche Vertrieb und Marketing, Beschaffung und Supply Chain und Logistik. Dennoch bewertet schon heute mit 86 % die große Mehrheit Chemiemanager die Globalisierung als Chance für die Chemische Industrie (Grafik 6).

Mitglied des CHEMonitor-Panels werden!
Die Branchenzeitung CHEManager und die internationale Unternehmensberatung CAMELOT Management Consultants laden Sie als Expertin bzw. Experte in der chemischen Industrie ein, Mitglied des CHEMonitor-Panels zu werden und zwei Mal pro Jahr an einer Online-Befragung teilzunehmen.

Die Befragungen werden von dem unabhängigen Marktforschungsinstitut INNOFACT durchgeführt. Ihre Daten und Informationen werden streng vertraulich behandelt und nicht weitergegeben. Die Ergebnisse der Befragung werden in der Zeitung CHEManager publiziert. Als aktiver Panelteilnehmer/in erhalten Sie exklusiv zum Veröffentlichungstermin eine ausführliche Dokumentation und Interpretation der Ergebnisse per E-Mail zugesandt.

Für Ihre Teilnahme registrieren Sie sich bitte zunächst hier. Bitte füllen Sie die Felder vollständig aus. Nach der Registrierung werden Sie über eine E-Mail zu den Befragungen eingeladen. Für das Ausfüllen des Fragebogens benötigen Sie weniger als 10 Minuten.

Kontakt

Camelot Management Consultants AG

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