Personal & Karriere

Die „neue Normalität“ in der Produktion

Covid-19: Digitale Lösungen unterstützen Unternehmen bei unsicherer Planungsgrundlage und beim Infektionsschutz

17.06.2020 - Die Covid-19-Pandemie hat weltweit tiefe Einschnitte hinterlassen. Gesundheitswesen, Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und nicht zuletzt jedes einzelne Unternehmen stehen vor nie dagewesenen Herausforderungen.

Die Bandbreite der Auswirkungen selbst in den Unternehmen einer Branche ist riesig. Während im Mai 40 % der Chemieunternehmen Kurzarbeit nutzten, sehen sich einige wenige einer unerwartet hohen Nachfrage gegenüber. Aber selbst dort, wo die Nachfrage derzeit hoch ist, kann sie nicht immer zeitnah und wirtschaftlich erfüllt werden. Sei es, weil Personal fehlt oder Lieferketten unterbrochen sind. Sei es, weil Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter zu Kapazitätsengpässen führen. 

Chancen dürfen jetzt nicht verpasst werden. Denn wer weiß schon, wie lange sie bestehen bleiben und was danach kommt. Chancen nutzen, heißt derzeit, Bewährtes auf den Prüfstand stellen und darauf vorbereitet sein, sich schnell an neue Gegebenheiten anpassen zu müssen. Und das womöglich nicht nur einmal. Denn eines ist klar: Unabhängig von der Unternehmensgröße, der Branche und des Marktes, alle Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass altbewährte Verfahren und Strategien für eine längere Zeit nicht mehr so funktionieren werden wie bisher.

Auf unsichere Planungsgrundlagen vorbereitet sein 

Denn einer der wichtigsten Bezugspunkte jedes Unternehmens bricht gerade massiv ein: Die Sicherheit einer guten Planungsgrundlage auf Basis bekannter Einflussgrößen und ihrer Wirkungsmechanismen.

Das Virus ist neuartig. Man weiß in vielerlei Hinsicht noch zu wenig über seine Wirkungsweisen und wie man es am besten bekämpfen kann. Das gilt nicht nur im medizinischen Sinne, sondern auch im Hinblick auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen. Es gibt keine Blaupause, keine Vorerfahrungen, aus denen man sicher ableiten kann, welche Maßnahmen jetzt die richtigen sind.

Das gilt für die Politik, aber auch für die Unternehmensführung in dieser Krisenzeit. Beide müssen essenzielle Entscheidungen für eine völlig neuartige Situation treffen. Obwohl wichtige Informationen fehlen und der Einsatz bewährter Planungsverfahren nur bedingt hilft. Weil es kein Muster gibt, an dem man sich gut orientieren könnte.

Deshalb ist es derzeit so wichtig, schnell verschiedene Szenarien durchspielen zu können, wenn sich die Rahmenbedingungen eines Betriebes ändern. Dazu braucht es eine gute Datenbasis und wirkungsvolle Entscheidungsunterstützungssysteme auf Basis künstlicher Intelligenz.

Flexibilität und Querdenken als Antwort auf die Krise

Mit dem Lockdown brach der Markt für viele schlagartig zusammen. Selbst Unternehmen, die nicht gezwungen waren zu schließen, fuhren aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, aber auch zum Schutz der Mitarbeiter, ihre Betriebe herunter und schickten die Mitarbeiter möglichst ins Homeoffice. 

Wo der Markt nicht mehr über die üblichen Kanäle erreichbar war, entstanden vielfach kreative neue Absatzkanäle, aber auch neue Geschäftsmodelle und innovative neue Produktangebote. Auch Unternehmenspartnerschaften wie zwischen McDonalds und Aldi wurden aus der Not heraus geboren, sich in Zeiten der Krise gegenseitig zu helfen. Während der Fast-Food-Konzern kaum noch Mitarbeiter einsetzen konnte, fehlten im Einzelhandel massiv Arbeitskräfte. Das Beispiel hat Schule gemacht und auch andere Unternehmen dazu gebracht, querzudenken und sich an neue Lösungsansätze zu wagen.

Auch wenn manche der Aktivitäten zunächst nur als Überbrückung gedacht waren, sind daraus viele neue Impulse entstanden, die sich über die Krise hinaus auszahlen werden. Anpassungsfähigkeit und innovatives Denken sind dabei die wichtigsten Treiber. Denn noch eines ist sicher: Es wird sie geben, die „neue Normalität“ in den Betrieben. Vielleicht wird sie in manchen Bereichen sogar besser sein als die alte. Chancen dafür gibt es.

Die „neue Normalität“ des Arbeitslebens in der Produktion

Die Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie unter bestmöglichem Infektionsschutz ist eine gewaltige Aufgabe. Für die Politik, aber auch in jedem einzelnen Unternehmen. Insbesondere in produzierenden Betrieben, die eine gemeinsame Sorge eint: Nach dem Wiederanlauf der Produktion durch Infektionen in der Belegschaft wieder hart getroffen zu werden. Infektionsschutz hat höchste Priorität – nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Es gilt, höchste Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um Quarantänen und mögliche (Teil-)Stilllegungen von Betriebseinheiten zu verhindern.

Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie haben da einige Vorteile. Denn sie sind von je her mit besonders hohen Anforderungen des Gesundheitsschutzes vertraut. Und dennoch sind viele Anforderungen neu. Vor allem die Einhaltung von Abstandsregeln ist alles andere als einfach.

Abstandsregeln erfordern neue Lösungsansätze – organisatorische und digitale

Vordergründig geht es darum, Abstandsregeln einzuhalten. Betriebe aber müssen weiterdenken. Alle betrieblichen Abläufe sind daraufhin zu prüfen, ob und wie die Anzahl potenziell ansteckungsgefährdender Begegnungen reduziert oder am besten ganz vermieden werden kann. Denn besser als Kontakt auf Abstand ist, unnötige Kontakte ganz zu vermeiden. Dabei helfen zwei Lösungsansätze: Organisatorische Maßnahmen zur räumlichen und zeitlichen Entzerrung von direkten Kontakten und weitestgehende Digitalisierung der Datenerfassung und Kommunikation.

Dennoch werden sich direkte Kontakte nie ganz vermeiden lassen. Dann ist es wichtig, sie im Nachhinein nachvollziehen zu können, falls Infektionsfälle es erfordern. Intelligente Besuchermanagementsysteme können das bereits heute und auch betriebsintern nutzbare, datenschutzkonforme Tracer-Geräte sind bereits am Markt verfügbar.

Zu den organisatorischen Maßnahmen zählt auch die Reduktion der Mitarbeiterdichte in der Arbeitsumgebung, z. B. durch die räumliche Entzerrung des Mitarbeitereinsatzes in festen Teams und abgegrenzten Teilbereichen. Schichtbetriebe entzerren ferner ihre Schichtmodelle und bilden feste Schichtgruppen. Vielfach wird auch über den Einsatz von 12-h-Schichten nachgedacht. Weitere Maßnahmen betreffen die Reduktion und Digitalisierung von Schichtübergaben sowie die Arbeitszeiterfassung mit mobilen Endgeräten. Aber auch eine Digitalisierung der Kommunikation mit den Mitarbeitern zu allen Belangen des Personaleinsatzes erhöht den Infektionsschutz.

Besonders vulnerabel sind Kontakte mit betriebsfremden Personen, bspw. bei Lieferungen. Transparenz und Nachverfolgbarkeit sind hier besonders wichtig. Außerdem müssen die Wartezeiten betriebsfremder Personen auf und vor dem Gelände soweit wie möglich reduziert werden. Die Lieferungen sollten unter Beachtung von Obergrenzen möglichst gleichmäßig innerhalb des Zustellfensters verteilt sein, damit genügend Raum für Sicherheitsabstände bleibt.

Das gelingt mit spezialisierten Optimierungssystemen, die neben einer automatisierten Lkw-Zulaufsteuerung auch die Kommunikation mit dem Fahrer so weit wie möglich digitalisieren. Beispielsweise durch einen papierlosen Check-In und Webportale, über die der Fahrer die anzufahrenden Stationen kontaktlos mitgeteilt bekommt.

Digitalisierung und intelligente Entscheidungsunterstützungssysteme, die in der Lage sind, schnell auf veränderte Bedingungen zu reagieren, waren auch schon vor der Covid-19-Pandemie wirtschaftlich bedeutsam. In der aktuellen Lage fehlender Planungssicherheit und medizinisch wie wirtschaftlich erforderlichen Infektionsschutzes werden sie Teil der neuen Normalität. Zur Bewältigung der Krise, aber auch für den Ausbau wirtschaftlicher Perspektiven.

ZUR PERSON
Andrea Romeiser studierte Betriebswirtschaftslehre an der RWTH Aachen und promovierte 1997 in Logistik. Nach Stationen in Logistik, Controlling und Prozessorganisation begann sie als Projektleiterin bei Inform. Sie ist dort seit über 15 Jahren Expertin für Workforce Management.

ZUR PERSON
Thomas Zimmermann studierte Wirtschaftsgeografie an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz. Nach verschiedenen Stationen in der IT- und Logistik-Branche ist er seit Oktober 2018 als Senior Account Manager für Inform im Bereich Workforce Management tägig.

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