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Initiative BEAT-COV fordert Unterstützung für Entwicklung und Produktion von Covid-19-Medikamenten

02.12.2020 - „Wir können lebenswichtige Medikamente zur Behandlung von Covid-19-Patienten zur Verfügung stellen, aber wir benötigen signifikante Unterstützung bei der Finanzierung der Entwicklungs- und Produktionskosten – jetzt!“

Mit diesem dringenden Appell wendet sich BEAT-COV, die Biotech Emergency Alliance for Therapies against Covid-19, heute an Politik und Öffentlichkeit. Die Initiative der vier mittelständischen deutschen Biotechnologieunternehmen AiCuris Anti-infective Cures, Atriva Therapeutics, Immunic und InflaRx fordert von der Politik klare Entscheidungen zur Förderung therapeutischer Maßnahmen für Covid-19-Patienten.

„Die Anzahl schwer erkrankter Patienten ist hoch, ca. ein Viertel aller Covid-19-Patienten in Deutschland, die intensivmedizinisch behandelt werden mussten, versterben. Das können wir nicht hinnehmen“, sagt Daniel Vitt, CEO von Immunic, Gräfelfing. „Derzeit gibt es keine zugelassenen Medikamente, die ausreichend wirksam sind und das Virus sowie die höchst unterschiedlichen Krankheitsverläufe und -symptome adressieren. Ärzte haben daher nur begrenzte Möglichkeiten, um Menschenleben zu retten oder die Verweildauer im Krankenhaus deutlich zu reduzieren. Wir benötigen unterschiedliche Therapieoptionen und es besteht dringender Handlungsbedarf!“

Beitrag der deutschen Biotechnologieunternehmen ist immens – bei zukünftigen Impfstoffen und Medikamenten
Trotz Impfstoffen werden Menschen noch über viele Monate, vielleicht sogar Jahre, schwer an Covid-19 erkranken. Um die Tücken des Virus und seinen Einfluss auf das Immunsystem in den Griff zu bekommen, ist es unerlässlich, rasch sichere und wirksame Medikamente zur Verfügung zu stellen.

„Einige innovative Unternehmen haben schon sehr früh in diesem Pandemie-Jahr reagiert und Studien aufgesetzt, um die Wirksamkeit ihrer Medikamente gegen SARS-CoV-2 zu prüfen“, so Rainer Lichtenberger, Mitgründer und CEO von Atriva Therapeutics, Frankfurt am Main. „Erste, sehr ermutigende Ergebnisse haben uns in Anbetracht der dramatischen Situation sehr angespornt. Die Medikamentenkandidaten der BEAT-COV-Initiative sind in ihrer Entwicklung bereits weit fortgeschritten und erfolgversprechend. Als mittelständische Unternehmen sind wir und unsere Mitarbeiter dabei ein hohes Risiko und bis an die äußerste Grenze unserer Belastbarkeit gegangen.“

Hohe Kosten für klinische Spätphasenstudien und Produktion von Medikamenten für Mittelständler nicht alleine zu stemmen
Die Durchführung der klinischen Covid-19-Studien sowie die Herstellung von Medikamenten für den Markteintritt sind jedoch sehr kostenintensiv und können von den Unternehmen, die jeweils nur 20-70 Mitarbeiter und noch keine signifikanten Umsätze haben, nicht alleine gestemmt werden. Die bestehenden Finanzierungen der Unternehmen durch private Investoren, auf Life Sciences spezialisierte Venture Capital Fonds oder durch eine Börsennotierung waren für ihre ursprünglich geplanten Entwicklungsprogramme in unterschiedlichen Indikationen vorgesehen. Die Unternehmen sind ihrer wissenschaftlichen Expertise gefolgt und ins Risiko gegangen, um Therapieentwicklungen in Deutschland voranzutreiben – zur Behandlung von erkrankten und schwer kranken Covid-19-Patienten.

„Wir fordern daher eine finanzielle Unterstützung von Medikamentenentwicklungen und zwar für die Durchführung der zulassungsrelevanten Studien sowie für die Herstellung und Vorbereitung des Markteintritts der neuen Medikamente“, fasst Niels C. Riedemann, CEO und Gründer von InflaRx, Jena, den Vorstoß von BEAT-COV zusammen. „Wir wollen die notwendigen klinischen Studien schnellstmöglich zu Ende führen, um schwerkranken Patienten und den behandelnden Ärzten so schnell wie möglich wirksame Therapieoptionen anbieten zu können. In der aktuellen Situation – mit steigender Belegung der Intensivstationen, langen Liegezeiten und kaum wirklich wirksamen Medikamenten – müssen wir schnell handeln und bereits vor der Zulassung eines Medikaments mit dem Aufbau von Produktionskapazitäten und Marktvorbereitungen beginnen.“

Erhebliche finanzielle Ressourcen sind notwendig, um die neuen Medikamente auf ihre überlegene Wirksamkeit zu überprüfen, parallel zu produzieren und zur Zulassung zu bringen, um sie dann so schnell wie möglich an die Kliniken liefern zu können.

Gezielte Förderung erfolgversprechender Therapievorhaben – Auswahl durch Expertengremium
„Unsere Vorschläge gehen noch weiter: Wir empfehlen die Einrichtung eines Fonds in Höhe von 500 Mio. EUR bis 750 Mio. EUR zur Finanzierung von fortgeschrittenen und erfolgversprechenden Therapievorhaben“, ergänzt Holger Zimmermann, wissenschaftlicher Geschäftsführer von AiCuris, Wuppertal. „Eine interdisziplinäre Expertenkommission soll die therapeutischen Projekte im Hinblick auf eine schnelle Umsetzbarkeit zugunsten erkrankter Patienten evaluieren. Dieser Kommission sollten beispielsweise Fachleute aus Immunologie, Infektiologie und Intensivmedizin sowie Zulassungsexperten und Gesundheitsökonomen angehören.“